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Es hat zwei völlig verschiedene Bedeutungen

Schützt das Amen in der Kirche.

Eine einseitige Willenserklärung ist das Amen bei den Katholiken. Mit Amen enden die Gebete in der katholischen Kirche. In den evangelischen Kirchen beendet das Amen vor allem die Predigt. Diese steht anders als bei den Katholiken im Zentrum des Gottesdienstes. Das unterscheidet die beiden Konfessionen seit Luther. Deshalb beendete auch der Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche Wolfgang Huber seine Predigt anlässlich des 400sten Jahrestags der Reformation mit Amen: „Ja, damit bin ich einverstanden, ja so sei es“. Eine freie Willenserklärung, wie diese mit der Unterschrift unter einen Vertrag ausgedrückt wird und unabhängig davon, ob die Unterschrift wirklich freiwillig geleistet wird. Der Gesellschaftsvertrag entspricht dem protestantischem Amen, das Amen eines Katholiken hingegen ausdrücklich nicht. Oft müssen wir unterschreiben, um heute unter dem modernen Bürgertum im bürgerlichen Staat leben. Eine eigene freie Willenserklärung gilt in diesem Staat nichts, wenn der Gegenüber diese nicht akzeptiert. Ohne die Abgabe einer Willenserklärung geht nichts mehr im modernen Staat; aber diese ist förmlich vorgegeben und inhaltlich vorbestimmt, wenn sie gültig werden will. Das war früher anders. Hier unterscheidet sich deshalb das Amen in den beiden Gotteshäusern grundlegend: In den katholischen Gotteshäusern, wo allerdings längst nicht mehr eine ordentliche katholische Liturgie gefeiert wird, drückt das Amen die freie Willenserklärung des Menschen aus, wie dies in dem Lehrschreiben „De libero arbitrio“ Erasmus von Rotterdam dargelegt hat. Ganz anders verstehen das die Lutheraner: De servo arbitrio, über den geknechteten Willen, den die Prediger des Protestantismus von ihren Kanzeln den Menschen verkünden und das Amen fordert, dass dem unfreien Willen eine persönliche Willenserklärung des Empfängers der Worte am Ende der Predigt hinzufügt, so dass jeder es hören kann. Dieses Amen bekräftigt dort nicht mehr Gotteswort, sondern das Wort eines Knechts Gottes, der deshalb stets die Binde um den Hals trägt, so, als würde man dem Herrn anbieten, diese einfach zuzuziehen, damit die Unterwürfigkeit stets symbolisch um den Hals gebunden wird. Wie das auch die Krawatten der Bürger ausdrücken, die sie manchmal, wenn sie sehr rebellisch sein wollen, diese für einige Zeit ablegen. Das Volk soll sehen, dass man „denen da oben“ die Stirn bietet und die da oben nicht einfach die Krawatte zuziehen können und ihn würgen, bis er unterschreibt. Dann aber, wenn er aufgenommen ist, wenn sie ihm ganz persönlich versichern, dass er jetzt einer der Ihren, Teil ihrer Wertegemeinschaft ist, und er jetzt absolut sicher sein darf, dass er von „denen da unten“ sicher ist, bindet er sie um; wie die evangelischen Pastoren das Beffchen umbinden, das Ausdruck ihrer Knechtschaft vor Gott ist. Gott aber interessiert sich nicht für diese dümmlichen Spiele auf Erden. Mit dem Amen drückten früher die Katharer, die in Südfrankreich ein Leben vorallem nach dem Evangelisten Matthäus und Lukas führten, ihre Zustimmung allein zu diesen Worten aus. Es war prägend für die Katharer im Hochmittelalter, die in Südfrankreich eine katholische große Gemeinde gründeten, in der nicht das Recht weltlicher Fürsten, sondern das Recht Gottes herrschen sollte. Nahezu ausnahmslos lasen sie bei Matthäus und hörten immer wieder seine Bergpredigt, die dem weltlichen Fürsten keine Handhabe bot, sein Recht neben dem Recht Gottes unter die Menschen zu bringen. Das was die Menschen untereinander zu regeln hatten, würde man heute mit dem Begriff „Gewohnheitsrecht“ bezeichnen; es war doch alles geschrieben, da musste nichts anderes noch geschrieben und hinzugefügt werden. Würde man neben die glasklaren Gebote des Herrn andere, gar Verbote setzen, würden sich diese gegen die Schriften der Evangelisten richten; das verstand damals jeder dort in Südfrankreich und deshalb können wir über sie noch heute lesen, über die Katharer. Sie waren rein in Worten und Taten. Sie hatten auch Fürsten und Raimond von Toulouse lebte unter ihnen, blieb Fürst und das vertrug sich gut. Raimond unterwarf sich nicht den anderen Fürsten. Er lebte als freier Mann und hätte also eher Bischof genannt werden müssen. Aber er war wegen seines Glaubens längst in Ungnade beim Pontifex Maximus gefallen und nie hätte dieser von den Kardinälen und Fürsten zum Bischof von Rom ernannt werden können, eher hätten sie ihn totgeschlagen. Das aber konnten sie nicht; Raimond war katholischer Fürst und der erste Protestant, der die Bergpredigt grundsätzlich in Frage stellte, war noch nicht geboren.