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editiert am 2. März 2021

Entfremdet

Das entscheidende Merkmal einer befreiten Gesellschaft ist die Abwesenheit von fremdbestimmter Arbeit.

Die Lobredner der Arbeit — Bei der Verherrlichung der "Arbeit", bei dem unermüdlichen Reden vom "Segen der Arbeit" liegt dieselbe Geisteshaltung zugrunde, wie bei dem Lobe der gemeinnützigen unpersönlichen Handlungen: Den der Furcht vor allem Individuellen. Im Grunde fühlt man jetzt, beim Anblick der Arbeit — man meint immer dabei jene harte Arbeitsamkeit von früh bis spät —, dass eine solche Arbeit die beste Polizei ist, dass sie jeden im Zaume hält und die Entwickelung der Vernunft, der Begehrlichkeit, des Unabhängigkeitsgelüstes kräftig zu hindern versteht. Denn sie verbraucht außerordentlich viel Nervenkraft und entzieht dieselbe dem Nachdenken, Grübeln, Träumen, Sorgen, Lieben, Hassen. Sie stellt ein kleines Ziel immer in’s Auge und gewährt leichte und regelmäßige Befriedigungen. So wird eine Gesellschaft, in welcher fortwährend gearbeitet wird, mehr Sicherheit haben. Die Sicherheit betet man jetzt als die oberste Gottheit an. — Und nun! Entsetzen! Gerade der "Arbeiter" ist gefährlich geworden! Es wimmelt von "gefährlichen Individuen"! Und hinter ihnen die Gefahr der Gefahren — das Individuum! (Nietzsche, Morgenröte, 1881)

In einer befreiten Gesellschaft gestaltet der Einzelne im Ensemble mit anderen Menschen sein Leben; er arbeitet selbstbestimmt mit seinen Fähigkeiten und Kompetenzen, die er sich während seiner Kindheit und Jugendzeit in Schulen und Werkstätten, sofern diese als „liebliche Stätte der Menschlichkeit“ (Comenius) eingerichtet waren, angeeignet hat.
Die Niedertracht, als Objekt fremder Menschen unter dessen Kommando arbeiten zu müssen, wäre beendet. Die Menschen wären frei und könnten sich gemeinsam auf die Produktion sinnvoller und werthaltiger Gebrauchsgüter verständigen unter dem einzigen Primat des Gemeinwohls, wie dieses bereits 300 Jahre vor Christus Aristoteles als die Maxime alles menschlichen Handelns gefordert hat. Ein Begriff wie Arbeitsmarkt, der noch sehr verwandt mit seinem Vorläufer, dem Sklavenmarkt ist und die Abrichtung der Kinder und Jugendlichen in den Schulen für diesen Arbeitsmarkt, würde enden. Diese Befreiung vom Zwang, unter dem Kommando fremder Herren für Lohn arbeiten zu müssen, setzt ddie Abschaffung des Eigentums an Boden voraus. Auf herrenlosem Boden kann sich kein Herr behaupten. Er würde die Polizei und besser noch das Militär anrufen müssen.

P.S. Aus aktuellem Grund ein Nachtrag: Es sei denn, dieser "Herr" findet genügend Dummköpfe, die nach dem römischen Rechtsgrundsatz, mit diesen gewaltbereiten Dummköpfen unterwegs sind. Einer soll hier wenigstens einmal vorgestellt werden. Diesem vereinsamten und verlorenem Kind Gottes gehört meine Liebe. Bei all dem Schrecklichen, was sie ihm in seiner frühen Kindheit angetan haben müssen, wird dieses Kind nichts verstehen können und selbst dann, wenn es verstehen wollte. Diese gottverlassenen Kinder dienen dem Hass und lehnen eine liebliche Stätte der Menschlichkeit, die Theodor Herzl, ein Wiener Journalist, am Liebsten in Argentinien als Heimstätte für die Juden dort gesehen hätte, kategorisch ab. Heimstätte, nicht Staat. Der Staat hat protestantische Wurzeln im Kredit- und Zinswesen.