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Er war vom selben Geist wie einst der Geist des Nazareners

Im Grunde sind und waren es Menschen wie du und ich. Aber wer einem Gesellschaftsvertrag zustimmen kann, der ist nachweislich von gänzlich anderem Geist, als jene Menschen, von denen Janusz Korczak als Einzelner Zeugnis für immer ablegt.

Janusz Korczak: Der Mensch, der für seine ihm anvertrauten Kinder starb.

Der polnische Kinderarzt, Autor und Waisenhausleiter, wurde vor rund 80 Jahren im KZ Treblinka von gewöhnlichen Menschen, die gemeinsam sich dem Politischen beugten und einem einseitig geschlossenem Gesellschaftsvertrag gehorchten, ermordet. Er hatte seine Waisenkinder freiwillig - De libero arbitrio - in eine Gaskammer begleitet.

Die weitaus meisten Menschen, sie sagen heute eine demokratische Mehrheit sei der Meinung, dass es zwar Mord sei, dieses Morden aber meist nicht freiwillig geschah, sondern das Morden an einzelnen Menschen und wegen der Formseite der Sache es völlig egal sei, ob es sich um Kinder, Frauen oder Männer handelt: Vor dem Gesetz sind alle Menschen gleichund sind gleich schuldig-! Es käme aber doch allein darauf an, ob die Sache von den politisch Verantwortlichen angeordnet gewesen sei. Welch Ungeheurlichkeit! Welch ungeheurer Untertanengeist! Jeder Sklave wird vermutlich mehr Mensch gewesen sein, als diese modernen aufgeklärten Menschen, die heute in der 4. Phase der Epoche des Faschismus bequem sich eingerichtet haben und leben. Natürlich leben nicht alle Menschen in dieser spätmodernen Zeit bequem. Das kümmert diejenigen, die eine Mehrheit bei Wahlen bilden, aber nicht. Jeder sei sich selbst der Nächste, was in früheren Zeit nicht immer so war. Aber die einstige Gemeinschaft, allen voran die Familien, sind längst in Auflösung gebracht worden und jeder hat inzwischen einen persönlichen Ausweis und künftig auch eine Nummer, wie sie diese in den Konzentrationslagern und Ghettos den Menschen in die Haut gestochen und heute sogar den ersten Menschen unter die Haut zur Implantation unter die Haut anbieten. Viele Menschen von heute sind dem schrecklichsten aller Götzen inzwischen mit Leib und Seele erlegen, den Friedrich Nietzsche als den neuen Götzen, den Götzen Staat ausführlich beschrieb: "Also sprach Zarathustra", aber sie lesen ihn nicht. Er sei schwer zu lesen, sagen die Meisten, die sich nie Zeit nahmen, bei ihm zu lesen.

Schauen Sie sich um: Sie morden weltweit und fast überall unverdrossen trotz der vielen Warnungen weiter. Sie morden in aller Regel nicht selber: Sie lassen entweder morden und haben sich im Geiste eines Gesellschaftsvertrags zum Beispiel in der Bundesrepublik Deutschland verpflichtet, "Schaden vom deutschen Volke abzuwenden". Dass es ein deutsches Volk auf freiwilliger Basis faktisch gar nicht geben kann, interessiert diese neuen demokratisch gewählten Herren nicht. Ungeniert verkehren sie mit Ihresgleichen und selbst dann, wenn die Medien behaupten, dass einer einen Kritiker im persönlichen Auftrag ermorden ließ. So gleicht diese angebliche Gesellschaft längst wieder einem Ghetto, in dem sich damals Janusz Korczak hervortat, als er seinem Bewacher mitteilte, dass nicht jeder ein Schuft sei.

MörderbandeMörder beauftragen, ungeniert die Hände. So verkommen sind die spätmodernen Nachfolger eines Geistes, der auf die Ausbilung in der Accademia Romana seine Wurzeln hat und in den zahlreichen christlich geprägten Kirchen bis heute ausgebildet wird. Nicht mehr im Namen einzelner Herrscher, im Namen Paulus sprechen sie. Nicht aber im Namen des Nazareners, der uns nichts Biografisches hinterlassen hat. Anders verhält es sich mit den sogenannten Antithesen, die uns zwei Evangelisten, Matthäus und Lukas, aufgeschrieben haben. Beide zeugen von einem Geist, der mit Janusz Korczak lebendig war.

Postmodern geworden morden sie seit den politischen Revolutionen des 18. Jahrhundert inzwischen "Im Namen des Volkes"! Allein diese Lüge sollte jedem, und sei sein Hirn noch so engstirnig, sofort auffallen, falls dieser Mensch sich auch nur einen Moment seines eigenen Verstandes bedient. Es ist objektiv gelogen: Wer ist das Volk? Sind Sie das Volk oder vielleicht du, der sich inzwischen völlig respektlos dem spätmodernem Geist unterworfen hat?

Wer mit dieser einfachen Überlegung die Texte von endederrevolutionen.de liest könnte verstehen, dass nicht sein Wille geschehe, sondern ein anderer Wille geschehe. Ob dieser im Himmel oder auf Erden geschieht ist natürlich entscheidend: Auf Erden und ob es das Reich eines Geistwesens im Himmel gibt, das Marx Planck im Kontext aller bis dato entwickelten menschlichen Kulturen nach dem letzten großen Krieg, im Jahr 1947, Gott genannt hat wissen wir nicht und können dies auch nicht wissen. Der Mensch kann glauben, was ihn aber lediglich vom Tier unterscheidet. Jeder weiß, dass er im Grunde bezüglich all den Dingen in der Welt des Lichts, der Quanten, ja doch nichts Wirkliches weiß. Ob der Einzelne sich mit seiner Betrachtung der Dinge dem Geist eines Platons anschließt oder dem Geist eines Aristoteles, der die Dinge deutlicher sah und so auch nüchtern uns nachvollziehbar zum Beispiel beschrieb, dass Geld keine Kinder bekommen kann, ist scheinbar trivial und hat doch die Gläubigen tief gespalten. Weil wir nunmal Menschen und keine Gottheiten sind, sollte auf dem einzigartigen blauen Planeten alleine gelten: Urbi et orbi oder sagen wir es gemeinsam und im Angesicht der spätmodernen Schrecken: Shalom oder in einer Sprache, die uns, dem Einzelnen geläufiger ist, Mir (russisch Мир ‚Frieden‘) oder allgemein Weltfrieden, also nicht ein Frieden in nationalen Schrenken.
Hier käme es nicht auf die Form, sondern allein auf den Inhalt an, der, um es einmal hegelianisch auszudrücken, zur Form, keinesfalls jedoch zu einer Formverfassung drängt. "Am Anfang stand das Wort und das Wort war bei Gott und durch ihn ist alles geworden." Janusz Korczak, mit einigen seiner Zöglinge musizierend. Warschau – Es gibt Geister, die sind dem Geist des Nazareners sehr nahe. Der Geist des Janusz Korczak ist Beleg für diese Behauptung. Der jüdisch-polnische Kinderarzt, Pädagoge, Schriftsteller und Leiter des Warschauer Waisenhauses wurde vor inzwischen 81 Jahren im KZ Treblinka ermordet, irgendwann nach dem 5. August 1942, der genaue Tag ist völlig unwichtig. Keiner hat Interesse an derartigen Inszenierungen und so ist auch der Todestag des "Jesus aus Nazareth, König der Juden" nicht dokumentiert. Lediglich die Orte wurden überliefert: Der Berg Golgatha und das KZ Treblinka. Genaueres weiß wohl keiner mehr.

Korczak hatte seine Waisenkinder in die Gaskammer begleitet, obwohl er selbst mehr als einmal die Gelegenheit hatte, dem Tod zu entgehen. Obwohl er wusste, was ihn im KZ erwarten würde. "Nicht jeder ist ein Schuft", soll Korczak noch gesagt haben, als ihm ein Bahnhofskommandant auf dem Weg ins KZ die persönliche Rettung anbot. Der Mann hatte Korczak erkannt und ihm vorgeschlagen, die Kinder alleine fahren zu lassen. Korczak stieg freiwillig in den Eisenbahnwagon nach Treblinka. Aufs Land würden sie fahren: Janusz Korczak wollte "seine" Kinder nicht alleine lassen. Anders in diesem Punkt der Nazarener: Am Abend vor seinem Tod soll er seinen Jüngern, die mit ihm waren, gesagt haben, "dort wo ich hingehe, ???

Anders als vor 2000 Jahren hatte Janusz Korczak einen Augenzeugen. Der Komponist W?adys?aw Szpilman hatte beobachtet, wie die Nazis Korczak und die Kinder aus dem Warschauer Ghetto abtransportieren. "Er wollte es ihnen leichter machen", schreibt Szpilman. "Sie würden aufs Land fahren", soll er den Waisenkindern erklärt haben. "Endlich könnten sie die Ghettomauern gegen Wiesen eintauschen, auf denen Blumen wüchsen, gegen Bäche, in denen man würde baden können, gegen Wälder, wo es so viele Beeren und Pilze gäbe." Er soll angeordnet haben, "sich festtäglich zu kleiden, und so hübsch herausgeputzt, in fröhlicher Stimmung," wären sie "paarweise auf dem Hof" angetreten. Szpilman war von Korczaks Mitmenschlichkeit überwältigt: "Als ich ihnen an der G?sia-Straße begegnete, sangen die Kinder, strahlend, im Chor. Korczak trug zwei der Kleinsten, die ebenfalls lächelten, auf dem Arm und erzählte ihnen etwas Lustiges. Bestimmt hat der ‘alte Doktor’ noch in der Gaskammer, als das Zyklon schon die kindlichen Kehlen würgte und in den Herzen der Waisen Angst an die Stelle von Freude und Hoffnung trat, mit letzter Anstrengung geflüstert: ‘Nichts, das ist nichts, Kinder’, um wenigstens seinen kleinen Zöglingen den Schrecken des Übergangs vom Leben in den Tod zu ersparen."

Korczaks Selbstlosigkeit bis in den Tod und sein Wunsch, die Kinder beim Abschied aus ihrem jungen Leben nicht alleine zu lassen – das zeugt von dem Geist, den vor ihm nur Menschen erworben haben, die dem Geist des Nazareners und einem Geistwesen, das Gott genannt werden darf und aller Materie, und so auch dem Einzelnen vorausgeht, der Einzelne jedoch in einer Politik sich befangen lässt, die nicht von ihm, sondern die schon immer für ihn inszeniert wurde.

So sind diese Inszenierungen hervorragend mit Luthers "De servo arbitrio" zusammengefasst. Wer an dieser Stelle anders denkt, macht sich einer Mittäterschaft an der Gewalt, die massenhaft unter den Menschen herrscht, persönlich schuldig. Auch Kristina Schierbaum hat sich diese Frage zu Beginn ihrer Forschung gestellt. Die Erziehungswissenschafterin an der Goethe-Universitätz Frankfurt beschäftigt sich seit sechs Jahren mit dem Leben und Wirken des Janusz Korczak. Derzeit schreibt sie ihre Dissertation über ihn. Pädagogik, die Kinder nicht formen will Korczak, der als Henryk Goldszmit 1878 in eine Warschauer Anwaltsfamilie geboren wird, beginnt als Gymnasiast zu schreiben. Er studiert Medizin an der Kaiserlichen Universität in Warschau und Pädagogik an einer konspirativen "Fliegenden Universität". Diese Hochschulen entstehen in Polen im 19. Jahrhundert und agieren im Untergrund. Kritische Studierende, Intellektuelle und Wissenschafter treffen sich zu Vorlesungen in Privaträumen und widmen sich Themen, die in der offiziellen Wissenschaft kaum vorkommen – beispielsweise einer Pädagogik, die nicht auf die Zurichtung von Kindern abzielt. Früher Sozialmediziner Bereits als Student streift Korczak durch die Elendsviertel Warschaus, behandelt arme Familien kostenlos. Was die Sozialmedizin heute längst weiß – dass die Lebensbedingungen eines Menschen seine Gesundheit beeinflussen –, Korczak erkennt das früh. Das Bewusstsein, dass Menschen auch durch ihre Lebensumstände zu etwas gemacht werden, wird seine Arbeit bis zuletzt prägen. Nach Abschluss seiner Studien arbeitet Korczak sieben Jahre lang als Pädiater in einem kleinen jüdischen Kinderspital in Warschau und als unbezahlter Erzieher in Ferienlagern für unterernährte und kranke Kinder aus armen Familien. "Trennte Kinderheilkunde und Pädagogik nicht" 1912 übernimmt er die Leitung des nach seinen Plänen erbauten und mit Spenden finanzierten jüdischen Waisenhauses Dom Sierot in der Warschauer Krochmalnastraße. Er führt das Heim als "Erziehungsklinik" und verbindet die kinderärztliche Praxis mit pädagogischem Engagement. Schierbaum: "Korczak war ein Sozialmediziner. In seinem Waisenhaus sollte den Kindern ein stabiles Umfeld geboten werden, um Krankheiten zu verhindern. Er trennte Kinderheilkunde und Pädagogik nicht – er blieb bis zuletzt beides, Arzt und Erzieher." In seinen Büchern und pädagogischen Abhandlungen reflektiert Korczak den Alltag mit den Kindern. Er eröffnet Perspektiven und stellt Fragen – einen geschlossenen Entwurf einer pädagogischen Theorie bleibt er schuldig. Die Gesamtedition seines Werks wird später 15 Bände mit rund 8.000 Seiten umfassen: 24 Monografien, Artikel und Romane, Kinderbücher, Theaterstücke und Rundfunkbeiträge. Korczaks Werke sind heute noch überaus populär – nicht nur in Polen. "Die Steine weinten" – Kurzfilm von Dieter Reifarth aus dem Jahr 1987 über das Leben und Wirken des Janusz Korczak (ca. 15 Minuten) Arbeiterrevolte. Ein Schonraum für die Kinder In Korczaks Heim steht das Kindeswohl im Zentrum; es ist alles andere als eine Verwahranstalt. "Jedes Kind hatte ein eigenes Bett, was damals absolut keine Selbstverständlichkeit war", sagt Schierbaum. Im Heim gab es Elektrizität und fließendes Wasser. Das war Luxus zu jener Zeit. Korczak ermutigt die Heimkinder zu kritischem Denken und zum Austragen von Konflikten; sie können ein Kinderparlament wählen und eine Wochenzeitung gestalten. All das in einer Zeit, in der das herrschende Erziehungsideal vielfach darin besteht, Kindern eigenständiges Denken und das Wahrnehmen ihrer Gefühle auszutreiben. In einer Zeit, in der Hitler in seinen Reden ans deutsche Volk gegen "Muttersöhnchen" anbrüllt und sich tapfere Patrioten in Uniform herbeikrakeelt. "Korczak schuf einen pädagogischen Schutz- und Schonraum, eine 'Oase' für Kinder, in der sie gehört wurden und eine Stimme hatten", sagt Schierbaum. Die Deutschen "säubern" das Ghetto Als kein Zweifel mehr an den mörderischen Plänen der Deutschen besteht, als sie mit der Vernichtung der polnischen Juden und den Deportationen aus dem Warschauer Ghetto beginnen, lenkt Korczak die Kinder ab, beruhigte sie und wiegt sie in Sicherheit. An jenem Tag im August 1942, an dem er mit seinen rund 200 Zöglingen und seinen Mitarbeiterinnen nach Treblinka transportiert wird, "säubern" die Deutschen das Ghetto von allen Waisenhäusern. Kristina Schierbaum: "Der Tag ist erinnerungswürdig, weil ganz viele Kinder und Erwachsene deportiert wurden. Das ist zu wenig bekannt." An Korczaks Seite bis zuletzt in Treblinka: die heute fast vergessene Erzieherin Stefania Wilczynska. "Kinder werden als Menschen geboren" Korczak ist pädagogischer Revolutionär im Kontext seiner Zeit. Er tritt gegen Prügelstrafe und Rohrstock auf und erkennt in Kindern eigenständige Persönlichkeiten, denen Respekt durch die Erwachsenen zusteht. Er will Kinder nicht durch Erziehung formen, sondern mit ihnen in Dialog treten und ihnen helfen, ihre Potenziale zu entfalten – durch ein gedeihliches Umfeld und ernsthaftes Interesse an ihnen als Menschen. "Korczaks Handeln war von der Überzeugung geprägt, dass Kinder nicht erst Menschen werden, sondern bereits als solche geboren sind", sagt Schierbaum. "Für ihn wurde das Kind nicht durch Erziehung zum Menschen gemacht, sondern es war es schon vor der Erziehung." Korczak hat einmal notiert: "Es ist einer der bösartigsten Fehler, anzunehmen, die Pädagogik sei die Wissenschaft vom Kind – und nicht zuerst die Wissenschaft vom Menschen." Schierbaum: "Korczak fragte, was das Kind im Hier und Jetzt brauche, um gut aufzuwachsen, und nicht, was das Kind brauche, damit einmal etwas aus ihm wird." Diese Orientierung am Heute ist gewissermaßen ein jüdisches Motiv. "Es ist aber auch ein Gegensatz zur Reformpädagogik, die eher die Zukunft des Kindes im Blick hatte und das Kind formen wollte." Das Recht auf den heutigen Tag Damit wäre Korczaks Zugang wohl auch heute – wieder – revolutionär. Geht es gegenwärtiger Erziehung und pädagogischer Förderung doch vielfach darum, Kinder möglichst gut auf eine "erfolgreiche" Zukunft vorzubereiten – und weniger auf zukünftiges Lebensglück abseits ökonomischer Kategorien. Korczak dagegen wollte "seinen" Kindern Glück im Jetzt ermöglichen und schrieb: "Jedes Kind hat das Recht auf den heutigen Tag." Die von ihm verfassten Kinderrechte sind als Vorläufer in die Kinderrechtskonvention der EU eingegangen. Korczaks Entscheidung, im Warschauer Ghetto zu bleiben, das er einmal als "Schlachthaus" bezeichnet habe, resultiere aus dieser seiner Verantwortung für die Kinder, sagt Schierbaum. In seinem Werk und in Briefen nach Israel gab er mehrfach an, dass er sich den Kindern bis zum Schluss verpflichtet fühlte. "Er wollte die Kinder nicht im Stich lassen." Sein bedingungsloser Humanismus, diese Liebe zum Menschen, reproduziert sich bis zuletzt. Er wünsche niemandem etwas Böses, schreibt Korczak einmal. "Ich kann das nicht. Ich weiß nicht, wie man das macht." (Lisa Mayr, 21.7.2017)