Nachfolgender Artikel soll belegen, wie positiver Journalismus entsprechend dem positiven Recht sehr einfach funktioniert.

In den Jahren der außerparlamentarischen Opposition am Ende der 1960er Jahren war das den Studierenden klar geworden und sie haben den Journalismus des Springer-Konzerns (hier insbesonder das Flaggschiff, die Bildzeitung) ausführlich untersucht und die erschreckenden Ergebnisse auch den Verantwortlichen des Springerkonzerns mitgeteilt. Damals glaubte noch ein großer Teil der Studierenden an einen „geistigen Pluralismus und an die Macht des herrschaftsfreien Diskurs. Nachfolgend ein einfaches Beispiel, wie positivistisch geschrieben wird.


So findest du heraus, ob du ein totaler Idiot bist

Veröffentlicht am 26.09.2016 | Lesedauer: 6 Minuten

Von Philipp Nagels

Hast du manchmal das Gefühl, alle um dich herum seien Idioten? Dann gibt es schlechte Nachrichten: Wahrscheinlich bist du selbst der größte. Wir erklären warum, und was du dagegen machen kannst.

Gnothi seauton - das klingt wie eine obskure skandinavische Death-Metal-Band, ist aber die vermutlich älteste Aufforderung an den Menschen, sich selbst zu reflektieren. "Erkenne dich selbst!“ Der Satz stammt aus der Antike, als Inschrift soll er am Eingang des Apollotempels von Delphi gestanden haben. Ob sich die alten Griechen auch schon über Mitmenschen geärgert haben, die offensichtlich totale Idioten sind und das nicht mal selbst merken? Wir vermuten es. Rücksichtsloses, egozentriertes Verhalten ist schließlich keine Erfindung unserer Zeit, eher eine Grundkonstante menschlichen Seins.

Idiotentum als Charaktereigenschaft

Der Philosophieprofessor Eric Schwitzgebel plädiert in dem Magazin „Nautilus“ nun dafür, Idiotentum als ein Phänomen zu begreifen, das es zu erforschen gelte. Dies schreibt er sicherlich mit einem gewissen popwissenschaftlichen Augenzwinkern, wie es die Amis so gut können. Doch im Kern meint er es ernst. Schwitzgebel hält das Ausmaß, in dem wir dazu neigen, uns wie Idioten zu verhalten, für eine der relevantesten Eigenschaften, mit denen sich Persönlichkeit beschreiben lässt. Und für eine, die besonders schwer zu verändern ist. Teil davon, Idiot zu sein, ist es, sich nicht die Frage zu stellen, ob man sich idiotisch verhält - oder sie prinzipiell mit nein zu beantworten.

Was ist mit Idiot überhaupt gemeint?

Schwitzgebel spricht im Englischen von „jerk“ und „jerkitude“. Da bekommen wir ein kleines Übersetzungsproblem. Es gibt auf Deutsch keinen Begriff, der den gleichen Bedeutungsraum einnimmt wie „jerk“. Wenn ein Ami sagt: „What a jerk“, dann würden wir zum Beispiel sagen (Verzeihung, es folgen sogenannte Kraftausdrücke): „Was für ein Trottel“, oder: „Was für ein Arschloch“, oder auch: „Was für ein W...  [Mensch, der der Autoerotik zuspricht ]“. Für die Zwecke dieses Artikels wollen wir von Idiot sprechen. Ein Idiot im Sinne von Schwitzgebel ist jemand, der „die Perspektiven seiner Mitmenschen nicht wertschätzt und sie entweder als Werkzeuge sieht, die er für seine eigenen Zwecke nutzen kann, oder als Trottel, mit denen man sich rumschlagen muss." Ein Idiot ist demnach ein Ignorant. Er interessiert sich nicht für die Werte von anderen, nicht für ihre Ideen und Wünsche. Er hält seine Mitmenschen für minderwertig und ist nicht in der Lage, ihnen zuzuhören oder anderen Meinungen aufzunehmen. Man denke an Typen, die sich bei einer langen Schlange einfach vordrängeln oder ihr Auto ohne schlechtes Gewissen quer über zwei Parkplätze stellen. Was ist mit Idiot nicht gemeint? Im Volksmund war Idiotie lange ein Synonym für schwere Formen von Intelligenzminderung. Das ist hier mit Idiotentum explizit nicht gemeint. Im Gegenteil, Schwitzgebel betont, dass „jerkitude“ nichts mit Intelligenz oder Bildung zu tun hat. Beschrieben werden sollen weniger kognitive Fähigkeiten, als Verhaltenstendenzen. Der Psychologie ist das, was der Professor mit Idiot bezeichnet, natürlich nicht gänzlich unbekannt. Schwitzgebel selbst nennt etwa die Dunkle Triade, ein Konstrukt, das aus drei Persönlichkeitstypen besteht: Narzissmus, Machiavellismus und Psychopathie.Alle drei Typen beschreiben Persönlichkeitsausprägungen, die eher kalt und selbstbezogen sind. Er führt allerdings aus, dass sich sein „Idiot“ von allen drei Typen abgrenzen lässt.

Warum ein Idiot nicht weiß, dass er einer ist

Stichwort Selbsterkenntnis! Die fällt uns unter zwei Bedingungen besonders schwer. Die Psychologin Simine Vagier von der University of California erklärt, dass wir uns schlecht selbst einschätzen können, wenn eine Eigenschaft moralisch bewertet werden kann und nicht sehr direkt beobachtbar ist. Beides trifft auf das Idiotentum nach Schwitzgebel zu. Ein rücksichtsloser Idiot zu sein, ist klar negativ besetzt, niemand möchte sich selbst so sehen. Und es ist nicht unbedingt eindeutig zu beobachten, weil sich „idiotisches“ Verhalten auf viele Weisen interpretieren lässt. Jemand, der sich an einer Schlange vorbeidrängelt, wird sich sagen, dass er es eben besonders eilig hatte. Die Katze beißt sich hier also etwas in den eigenen Schwanz. Ein Idiot kann nicht erkennen, dass er einer ist, weil er sein eigenes Verhalten nicht hinterfragt und Rechtfertigungen dafür hat, die innerhalb seines Systems legitim sind. In dem Moment, wo er sich hinterfragt, hört er auf, ein Idiot zu sein.

Sind wir also alle entweder Idioten, oder nicht?

Nein, so grobschlächtig ist Schwitzgebels Idioten-Konzept nicht. Er geht von einer Skala aus, deren eine extreme Ausprägung der totale Idiot ist. Das andere Ende der Skala bezeichnet er als „sweetheart“, nennen wir es mal Gute Seele. Die Gute Seele ist im Gegensatz zum Idioten sehr interessiert an ihren Mitmenschen, kümmert sich um deren Belange und nimmt Rücksicht auf andere Bedürfnisse. Die wenigsten Menschen sind nun entweder, oder. Wie bei allen komplexen Persönlichkeitsmerkmalen kann man davon ausgehen, dass die meisten Menschen Anteile von beidem haben und sich irgendwo zwischen den beiden Extremen bewegen.

Wie erkenne ich, ob ich ein Idiot bin?

Wie beschrieben, ist die Crux bei der Selbsterkenntnis des Idioten, dass jeder noch so lange Blick in den Spiegel nichts bringt. Der Idiot sieht sich selbst dabei nicht als Idioten. Schwitzgebel schlägt daher vor, man solle den Blick nach außen, auf seine Umwelt richten. Hast du dabei den Eindruck, von Idioten umgeben zu sein? Sind alle irgendwie unfähig, hässlich und langweilig? Nun, dann bist du vermutlich ein Idiot. Denn die Wahrscheinlichkeit ist verdammt gering, in einem Leben zu landen, wo man tatsächlich nur von solchen Menschen umgeben ist. Höher ist dagegen die Chance, dass durch deine selbstbezogene „Idiotenbrille“ alle wie Trottel wirken. Und was mache ich dagegen? Schwitzgebel schlägt zwei Ansätze vor. Zum einen die Experience Sampling Methode (ESM), zum anderen Mindfulness (auch bekannt als Achtsamkeit). Beim ESM lässt man sich - zum Beispiel vom Smartphone - mehrfach am Tag daran erinnern, zu reflektieren, wie man gerade über anderen Menschen und überhaupt die Welt denkt. Das notiert man. So erhält man über die Zeit eine repräsentative Stichprobe der eigenen Denkgewohnheiten, die man auf Idiotentum prüfen kann. Mindfulness stammt ursprünglich aus Asien und ist in den USA ein Megatrend, der inzwischen auch nach Deutschland rüberschwappt. Im Kern geht es darum, sich in einen meditativen Zustand zu versetzen, bei dem man einen direkteren Zugang zu eigenen Erfahrungen hat, ohne diese zu bewerten. Wem dies regelmäßig gelingt, der ist auch eher in der Lage, Eigenschaften an sich selbst zu erkennen, die ihm sonst verborgen bleiben. Idiotie zum Beispiel … In dem Sinne, frohes Gnothi seauton!

Falls du dir nach dem Artikel immer noch nicht ganz sicher bist, ob du ein Idiot bist, fühle dich herzlich eingeladen zu unserem hochunwissenschaftlichen, gänzlich subjektiven Idiotentest: © Axel Springer SE. Alle Rechte vorbehalten.