Er ist römisch-katholisch und keinesfalls katholisch, weil noch nicht weltumfassend
Der politische Katholizismus
Durch die hier in aller Kürze beschriebene raffinierte Intrige des religionspolitischen Geheimkonzepts der sadduzäisch-pharisäischen Elite gelangte Paulus im Chaos der damaligen Zeit (römische Besatzung; religiöse Spaltungen im Judentum; Endzeitgläubigkeit usw.) an die Spitze der damals noch sehr jungen, zersplitterten und von der jerusalemer Frühkirche nur schwer zu kontrollierenden christlichen Bewegung und wurde zu einem der ersten aber ganz bestimmt zu dem folgenschwersten Schreibtischtäter der Weltgeschichte – hier liegt die Geburtsstunde dessen, was die meisten Menschen noch heute unter dem Begriff “Christentum” verstehen.
Den meisten Menschen, Christen und oft auch Nichtchristen, ist bis heute immer nicht bewusst, dass das Christentum sowohl der katholischen Kirche als auch der verschiedenen protestantischen und orthodoxen Kirchen sowie der allermeisten religiösen Ablegergemeinschaften nicht auf der Lehre Jesu, sondern auf der Lehre des Juden Paulus gründet. Paulus, der Jesus selbst niemals begegnet ist, füllt mit 13 Briefen (von denen mehrere vermutlich gefälscht sind) einen Großteil des Neuen Testaments aus.
Christen nehmen im Allgemeinen an, es habe einst eine reine, von Paulus geprägte Form des Christentums existiert, aus der später verschiedene abweichende (häretische) Lehren hervorgegangen seien. Die von ihm vertretene Theologie hat mit der Lehre Jesu so gut wie nichts gemein, während das Gedankengut der Essener und vor allem der Nazarener, das der mosaischen Tradition größtenteils diametral entgegensteht, der Lehre Jesu wesentlich näher stehen. Nachdem die paulinistische Lehre mit Hilfe des Einflusses der jüdischen Gemeinden einmal die Oberhand gewonnen hatte, wurde sie fälschlicherweise als orthodoxe Lehre betrachtet und alle anderen Sichtweisen, die damit nicht zu vereinen waren, per Definition zur Häresie erklärt.
Die frühesten Dokumente, die Bezug auf Jesus nehmen, sind vermutlich die Schriften des Paulus. Er entstammte einer streng jüdischen Familie und besaß durch seinen Vater, der es sich vermutlich teuer erkauft hatte, das römische Bürgerrecht, das ihm gestattete, seinen jüdischen Namen Saul in Paulus umzubenennen. Er gehörte der gehobenen Schicht an und wurde im pharisäischen Sinn erzogen, erhielt eine umfassende und profunde Bildung, beherrschte das Griechische souverän und kannte sich auch in der griechischen Dichtung und Philosophie vermutlich auch gut aus. Im Alter von etwa 18 bis 20 Jahren (erst Jahre nach der Kreuzigung Jesu) ging er nach Jerusalem und widmete sich als Schüler Gamatiels I. dem Studium der Theologie. Er war ein Eiferer, engstirnig, geradlinig, gesetzestreu, und bekämpfte die frühen Anhängern der Lehre Jesu mit äußerster Vehemenz. Schließlich erbat Paulus vom Hohepriester eine Sondervollmacht, um Anhänger Jesu auch außerhalb der Stadtmauern Jerusalems verfolgen zu können.
Vor Damaskus wurde er angeblich plötzlich von der Faszination ergriffen, die von Jesus und seinen Lehren stammen sollte und er erkannte die ungeahnten Möglichkeiten, die sich für ihn selbst mit dieser Behauptung, ein Apostel von Jesus zu sein, ergeben könnten. Er war berauscht von der Vorstellung, sich als geistiger Führer einer kommenden Bewegung profilieren zu können.
Ebenso wie über Jesus und die Apostel existierte auch über Paulus keine einzige geschichtliche Schrift. Alle Kenntnisse über ihn entstammen fast ausschließlich den ihm zugeschriebenen Briefen sowie der Apostelgeschichte. Als unecht gelten die Briefe an Timotheus und an Titus und der Hebräerbrief. Stark umstritten ist auch die Echtheit des Briefes an die Epheser, des Kolosserbriefes und des zweiten Thessalonicherbriefs.
Was wir heute als Christentum bezeichnen, ist eine künstlich von Paulus geschaffene, gesetzgebende Lehre, die man richtiger als Paulinismus bezeichnen sollte. Der Religionshistoriker Wilhelm Nestle drückt das so aus: Christentum ist die von Paulus gegründete Religion, die an Stelle des Evangeliums Jesu ein Evangelium von Paulus setzt.
Als Paulinismus soll die von Paulus arrangierte Lehre Jesu bezeichnet werden. Die Behauptung um die in den Mittelpunkt des Christentums gerückte Erlösungslehre durch den Sühnetod Jesu gehört heute längst zu den Binsenwahrheiten der neueren theologischen Forschung. ‘Alle schönen Seiten des Christentums knüpfen sich an Jesus, alle unschönen an Paulus’ (der Theologe Overbeck). Mit dieser Erlösungslehre durch das Sühneopfer des Erstgeborenen Gottes vollzog Paulus den Rückfall in die Vorstellungswelt der semitischen Primitivreligion der Vorzeit, die von jedem Vater das blutige Opfer des Erstgeborenen verlangte. Paulus bereitete auch den Weg für die späteren Glaubenslehren von der Erbsünde und der göttlichen Dreifaltigkeit. Schon Anfang des 18. Jahrhunderts bemerkte der englische Philosoph Lord Bolingbroke (1678-1751) zwei vollkommen verschiedene Religionen im Neuen Testament, die des Jesus und die des Paulus. So unterschieden auch Kant, Lessing, Fichte und Schelling scharf zwischen der Lehre Jesu und dem, was der “Apostel” daraus gemacht hatte. Es sind unterschiedliche Interpreationen und so belegt der Toleranzprediger Gottfried Ephraim Lessing signifikante Unterschiede, die mit dem Katholizismus nicht in Übereinstimmung gebracht werden können. Nicht der Mensch, sondern allein Gott ist das Maß aller Dinge. Eine Anzahl von namhaften modernen Theologen begründet und vertritt mittlerweile diese Erkenntnis im Kontext der Tatsache, dass die politischen Verbrechen weltweit zunehmend von der Bestien ausgehen, die ursprünglich als Gotteskinder zur Welt kamen und unter den Einfluss von Freimaurern gerieten.
Die mosaischen Strategen um Paulus besaßen schon damals einen weitsichtigen religionspolitischen Instinkt und sahen voraus, dass sie nur durch den Einfluss auf das Geistes- und Kulturleben im Römischen Reich die römische Vorherrschaft brechen und auf diese Weise sogar den römischen Staat unter ihre Kontrolle bekommen konnten. Dieses gelang ihnen, indem sie das römische Kultur-, Moral- und Rechtsverständnis durch das “christliche” bzw. mosaisch-paulinistische ersetzen.
Die Lehre des Paulus unterscheidet sich völlig von der Lehre Jesu. In den “Paulus-Briefen” wird nicht einmal eine einzige Person aus dem Personenkreis um Leben und Wirken Jesu erwähnt. Bis heute haben die umstrittenen Briefe des Paulus, die einen Großteil des Neuen Testaments ausmachen, immer wieder die Neuinterpretation der biblischen Schriften angefacht und schon seit Jahrzehnten hilft man sich mit “echten” und “unechten” Paulusbriefen aus dem Dilemma.
Als angeblich auserkorener, einziger Gottessohn passte Jesus in das Konzept der religiösen Führer des “auserwählten” Volkes und konnte den Vertretern jüdischer Interessen gleich in vielerlei Hinsicht dienstbar gemacht werden. Denn so konnte die junge aufstrebende christliche Bewegung, die im ursprünglichen Sinn der Lehre Jesu mit der jüdischen Religionsauffassung nicht vereinbar gewesen wäre und innerhalb kurzer Zeit deren unausweichliches Ende herbeigeführt hätte, vor den Karren der jüdischen Interessen gespannt werden. Ebenso konnten die Juden dadurch auch die Macht der römischen Besatzer und des gesamten Römischen Reiches untergraben.
Den Tod Jesu und das Martyriums der Kreuzigung gestaltete Paulus im Sinne jüdische Messiaserwartungen zum Auferstehungsglauben aus und versuchte, die damals revolutionär gesinnten Strömungen bzw. Gruppierungen unter den Juden, die bis dahin allein auf das Diesseits ausgerichtet waren, auf eine geistige Ebene zu verlagern und für sich zu gewinnen. Solch weltflüchtigen religiösen Vorstellungen waren zur damaligen Zeit in von östlichem Einfluss geprägten Mysterienschulen sowohl in der kleinasiatischen Region als auch in Rom vielen geläufig.
Paulus bemühte sich mit seiner Religion vor allem die höheren Schichten der Bevölkerung zu erreichen. Zu seinen wichtigsten Anhängern gehörten angesehene ehrbare Bürger wie er selbst, die in der vergeistigten Messiasreligion des “Christentums” eine Chance sahen, eine jüdische Religion im römischen Reich zu etablieren, die von Rom toleriert werden konnte. Er versprach sich auch den Zuspruch eines Großteils der römischen Bevölkerung, denn viele Menschen im Römischen Reich waren gegen die dortige Staatsreligion eingestellt, solch messianischen Missionsbewegungen gegenüber jedoch aufgeschlossen.
Durch Saulus-Paulus initiiert ging nun der dualistische Glaube an einen außermenschlichen und außerweltlichen Gott – “Gott mit Rauschebart” – um die Welt, der seinen angeblich einzigen Sohn Jesus als Messias auf die Erde schickte, die Sünden der Menschen auf sich zu nehmen und ihn dann als Opferlamm schlachten zu lassen, um dadurch die Menschheit von ihren Sünden zu erlösen. Eine aus der Sicht höheren Bewusstseins blasphemischer und völlig unsinniger, äußerst primitiver Gedanke, der schon viele Menschen irritierte und sie vom Christentum hat abschrecken lassen.
(Anmerkung: In der Schrift “Das Messiasgeheimnis in den Evangelien” wies William Wrede, 1859-1906, schon 1903 darauf hin, dass der Glaube an Jesus als Messias erst lange nach der Kreuzigung unter den Anhängern der Jesus-Bewegung entstanden ist).
Jesus brachte den Menschen die Lehre von der Nächstenliebe, der Wahrhaftigkeit und der Einheit des Menschen mit Gott und leitete sie an, wie sie diese Einheit in sich selber herstellen konnten. Paulus aber verdrehte die Lehre des Nazareners Jesus, indem er sich über den Sinn und die Essenzen dessen Lehre hinwegsetzte bzw. diese verschwieg und statt dessen die Kreuzigung Jesu als Sühneopfer für die Sünden der Menschen herausstellte.
Der Kern der paulinistischen Heilslehre ist nicht die Lehre, nicht das Evangelium Jesu, nicht sein Leben, sondern sein Martyrium als Gottes Sohn am Kreuz, durch welches Jesus die Sünden der in der irdischen Knechtschaft des Satan gefangenen Menschheit zur Versöhnung des beleidigten Gottes auf sich genommen, gesühnt und erlöst haben soll, und dass Jesus als Christus auferstanden sei und eines Tages als Gottes Sohn wiederkommen werde, um die Erlösung mit dem jüngsten Gericht zu vollenden.
Auf diese Erlösungstat, dem Blutopfer Jesu, basiert die Heilsordnung des Paulus, welche er als die “Frohe Botschaft” vom Kreuz verkündet – und dieses Sühneopfer für die Sünden der Menschheit haben die Christen gefälligst dankbar anzunehmen! Der Blutopfer- und Erlösergedanke, den Paulus in das Christentum einführte, der aber mit der Lehre des Nazareners nichts zu tun hat, ist zum zentralen Glaubensinhalt der großer Kirchen und vieler anderer sogenannter christlicher Glaubensgemeinschaften geworden. In Wirklichkeit wusste Jesus von seiner Erlöserrolle jedoch nichts, und umgekehrt wusste Paulus so gut wie nichts vom Leben und den Lehren des Menschen Jesus.
Da die Kerngedanken dessen, was allgemein als Christentum verstanden wird, ausschließlich auf die durch Paulus unter religionspolitischen Gesichtspunkten hervorgebrachte Theologie zurückgehen, ist es zwar angemessen, hierfür die Bezeichnung “Christentum” zu verwenden – wir sollten aber die von Paulus geprägte Religion besser als “Paulinistisches Kirchentum” oder einfach als “Paulinismus” bezeichnen.
Das wesentliche Kriterium des Paulinismus ist das aus dem Judentum übernommene, streng dualistische Weltbild, einer in ein dieseits und ein jenseits gespaltenen Welt mit einer patriarchalischen Gottesvorstellung eines allmächtigen, sanktionierenden und zu fürchtenden Gottes, der außerhalb und über dem irdischen Dasein angeordnet, vom menschlichen Wesen getrennt betrachtet wird. In dieser Gottesvorstellung ist das Jenseits der Ort des Heils und alles Guten, steht für alle Heiligkeit und Göttlichkeit der Welt und gilt als Himmelreich, in dem die Erlösung und der Sinn des Lebens auf den Menschen warte; das Diesseits wird dagegen als eine entgöttlichte, heillose und rein materielle Stätte des Bösen , der Sünde sowie der Verdammnis betrachtet und der in der diesseitigen Welt lebende Mensch als eine armselige, sündige Kreatur, deren Schicksal allein von der Gnade und dem Wohlwollen Gottes abhängig zu sein scheint.
Nach Paulus vermag es der Christenmensch nicht, aus eigener Kraft Erlösung zu erlangen, weder durch bloße Abkehr von der Sünde, durch gute Absichten, noch durch gute Taten, es liege allein bei Gott, sich des in Sünde gefallenen Menschen anzunehmen, ihn zu rechtfertigen und zu erlösen. Der Mensch könne die Erlösung nur als freies Geschenk des Glauben-könnens durch die Gnade Gottes (das Gottesgnadentum Luthers) empfangen, die Gott nach seinem Ermessen gewährt. Der Mensch ist hier also passiver Empfänger eines Gnadengeschenks, das er in Gehorsam und Dankbarkeit anzunehmen hat. “Denn vermöge der Gnade seid ihr gerettet durch den Glauben, und nicht durch euch – Gottes Gabe ist es -, nicht aus Werken, damit nicht jemand sich rühme” (Eph. 2,8-9). Die einzige Voraussetzung für den Gnadenakt Gottes ist die Annahme der paulinistischen Gnadenlehre, was die Mitgliedschaft in der Kirche des Paulus verlangt. Das bedeutet, jeder Andersgläubige, ganz gleich wie vorbildlich er gelebt haben mag, gilt als verloren, wenn er sich nicht zum paulinistischen Glauben bekennt.
Das Kruzifix mit dem Gekreuzigten ist daher auch höchstes Symbol der kirchlich-paulinistischen Heilslehre (Soteriologie) und nicht der lehrende, predigende Jesus – wie es doch selbstverständlich sein müsste, anstatt ständig die grausame und so leidvolle Hinrichtung Jesu zu verherrlichen.
Der Wahrnehmung der meisten Christenmenschen scheint entgangen zu sein, dass Jesus über so zentrale “Glaubenswahrheiten” wie z.B. die vermeintliche Notwendigkeit seines Kreuzestodes zur Erlösung der Menschen niemals gesprochen hat – selbst in den Evangelien der Bibel ist von solchem Unsinn nichts zu lesen! Wenn es wirklich so gewesen wäre, dass Jesus gekommen war, um für die Vergebung der Sünden aller Menschen am Kreuz zu sterben, dann hätten sich seine Predigten von Anfang an ganz anders anhören müssen. Und warum fleht Jesus in seinem Gebet im Garten Gethsemane: “Vater, alles ist dir möglich; lass diesen Kelch an mir vorbeigehen!” (Mk 14,36).
Der Gedanke des stellvertretenden Sühneopfers passt bei näherer Betrachtung in überhaupt keiner Hinsicht zum Leben und zur Lehre Jesu. Muss es nicht seltsam erscheinen, dass Jesus selbst bei keiner einzigen Gelegenheit einen Hinweis darauf gibt, dass er gekommen sei, um die Menschen durch seinen Kreuzestod zu erlösen. Warum ist Jesus dann überhaupt predigend durchs Land gezogen und hat die Menschen mit aufrüttelnden Worten ermahnt, wenn es bei seiner Mission wirklich um das Erleiden des Sühnetods gegangen wäre? Was macht so ein Opfer überhaupt für einen Sinn? Steht eine so martialische Ermordung der Intention der Lehre von der Nächstenliebe nicht diametral entgegen?
Welche eine Vorstellung von Gerechtigkeit soll eine Religion vermitteln, deren Gott den Tod eines Unschuldigen – angeblich sogar den Tod seines eigenen Sohnes - als Ausgleich für die „Ursünde der Menschheit“ verlangt? Was um Gottes Willen sollen denn Menschen aus einer so überaus unsinnigen, religiös verherrlichten Ungerechtigkeit lernen? Die kirchentreuen Theologen erkennen diesen Sachverhalt selbstverständlich nicht in solcher Weise, sondern reden vom „Übermaß der Gnade des himmlischen Vaters“ oder von den für uns Menschen unerforschlichen, geheimnisvollen Wegen der Gottesliebe“. Hinter solchen Phrasen versteckt sich die Absicht, jede Logik von vornherein auszuschließen, um letztendlich von den Kirchengläubigen nur blinden, gedankenlosen Gehorsam verlangen zu können.
Auszüge aus dem Brief des Paulus an die Römer: „Wie nun durch die Sünde des Einen die Verdammnis über alle Menschen gekommen ist, so ist auch durch die Gerechtigkeit des Einen für alle Menschen die Rechtfertigung gekommen, die zum Leben führt. Denn wie durch den Ungehorsam des einen Menschen die Vielen zu Sündern geworden sind, so werden auch durch den Gehorsam des Einen die Vielen zu Gerechten. Das Gesetz aber ist dazwischen hineingekommen, damit die Sünde mächtiger würde. Wo aber die Sünde mächtig geworden ist, da ist doch die Gnade noch viel mächtiger geworden, damit, wie die Sünde geherrscht hat zum Tode, so auch die Gnade herrsche durch die Gerechtigkeit zum ewigen Leben durch Jesus Christus, unseren Herrn.“
(Röm. 5,18-21)
… Denn wir wissen, dass das Gesetz geistlich ist; ich bin aber fleischlich, unter die Sünde verkauft. Denn ich weiß nicht, was ich tue. Denn ich tue nicht was ich will; sondern was ich hasse, das tue ich. Wenn ich aber das tue, was ich nicht will, so gebe ich zu, dass das Gesetz gut ist. So tue nun nicht ich es, sondern die Sünde, die in mir wohnt. Denn ich weiß, dass in mir, das heißt in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt. Wollen habe ich wohl, aber das Gute vollbringen kann ich nicht. Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich. Wenn ich aber tue, was ich nicht will, so tue nicht ich es, sondern die Sünde, die in mir wohnt.
So finde ich nun das Gesetz, das mir, der ich das Gute tun will, das Böse anhängt. Denn ich habe Lust nach Gottes Gesetz nach dem inwändigen Menschen. Ich sehe aber ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das widerstreitet dem Gesetz in meinem Gemüt und hält mich gefangen im Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist. Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem todverfallenen Leibe? Dank sei Gott durch Jesus Christus, unsern Herrn! So diene ich nun mit dem Gemüt dem Gesetz Gottes, aber mit dem Fleisch dem Gesetz der Sünde.
(Röm.7,14-25)
… So erbarmt er sich nun, wessen er will, und verdammt, welchen er will.
(Röm. 9,18)
Auch wenn Paulus sich alle Mühe gibt, den Christen seine selbstkreierte Gottesvorstellung als liebenden Vatergott darzustellen, der den Menschen näher steht als der Gott Abrahams, Mose und Hiobs, so schimmert doch durch die unüberbrückbare Kluft zwischen ihm und dem Menschen, durch seine launische Unberechenbarkeit und seinen Zorn sowie durch die Unverständlichkeit seiner Vergeltung und die Unerforschbarkeit seiner Gnade und Ungnade der Gott des Alten Testaments in all seinen Schriften hindurch.
Die von Weltverachtung, Körperfeindlichkeit und Sündenwahn beherrschten theologischen Spekulationen des Paulus, die sich bei den nachfolgenden Kirchenoberen in dem Gedanken von der Ursünde fortpflanzen, erhalten durch den vom Pauluswort erweckten Kirchenvater Augustinus (354-430 n.Chr.) in seiner Lehre von der Erbsünde und der vorherbestimmten Gnadenwahl (Prädestination) ihre gültige Fassung. Diese besagt, dass die Sünde des ersten, aus dem Paradies vertriebenen Menschenpaares durch die sündige, im Zeugungsakt bestätigte geschlechtliche Begierde in “fleischlicher Lust” fortgepflanzt wird, dass seit dem Sündenfall die irdische Schöpfung von Gott abgetrennt und der Mensch essentiell böse und vom Wesen her sündhaft sei. Da der durch die Erbsünde geborene Mensch dem Bösen ausgeliefert sei, habe er allein die Freiheit zum Bösen, aber nicht die Freiheit, sich für das Gute zu entscheiden. Nach der Lehre von der Erbsünde sind selbst die guten Taten des Menschen kein Weg zu Gott, da sie der bösen und sündhaften Essenz des Menschen entspringen. Gute Taten können zwar als Folge der Freude am Glauben dem Zusammenleben der Gläubigen dienlich sein und Gehorsam beweisen, aber nicht zu seinem Seelenheil beitragen, da der essentiell böse, von Gott abgetrennte Mensch aus sich selbst heraus nichts zu seiner Erlösung leisten könne.
Selbst wenn sich in den Texten des Paulus einige durchaus erfreuliche Passagen finden, so verdankt das Christentum seinem engherzigen Fanatismus zahlreiche schreckliche Entwicklungen, die dem Geist Jesu diametral entgegengesetzt sind: die Intoleranz gegenüber Andersdenkenden (vgl. z. B. Gal. 1,8-9; Kor. 16,22; tit. 3,10), die ausgesprochene Körperfeindlichkeit und daraus folgend die Geringschätzung der Frau (vgl. z. B. 1. Kor. 6,18; 7,1-2; 7,38, 12,23; Gal. 5,17; Eph. 5,3 + 5; Kol. 3,3 + 5-6), und gerade auch das fatale Missverständnis zur Natur (vgl. z. B. Kol. 2,8; 1. kor. 2,14; Eph. 5,19; Phil. 3,20).
Nach Paulus stehen alle Menschen von Anfang an unter dem Zorn Gottes (Eph. 2,3) und sind ohne Ausnahme verloren (z. B. Röm. 15; Kor. 15,18), ohne Hoffnung und ohne Gott (Eph. 2,12), denn Satan hat Macht über alle (Röm. 3,9; Gal. 3,22; Kol. 2,14). Gegen alle Menschen ohne Ausnahme besteht ein Verdammungsurteil Gottes (z. B. Röm. 5,16; vgl. auch Röm. 8,1). Dieser Zorn Gottes (der auch den Neugeborenen gilt) kann nach Paulus ausschließlich durch den Tod und das Blut Jesu abgewendet werden, und durch den Tod und das Blut Jesu allein kann jene ‘Urschuld’ gesühnt werden (vgl. Kol. 1,22 und Hebr. 9,22): ,… und ohne Blutvergießen geschieht keine Vergebung’. Mit dieser Vorstellung vom Sühneopfer des erstgeborenen Sohnes fiel Paulus in die Vorstellungswelt der semitischen Primitivreligion der Vorzeit zurück. Damit stellte Paulus die jesuanische Bergpredigt auf den Kopf und wirkte den reformerischen Gedanken Jesu entgegen: Aus der ursprünglichen Frohbotschaft wird die paulinische Drohbotschaft.”
– Holger Kersten und Elmar R. Gruber –
(“Das Jesus Komplott”)
In der paulinistisch-augustinischen Theologie besteht eine abgrundtiefe Kluft zwischen dem schwachen und bösen Menschen und dem über der Schöpfung stehenden Gott. Wenn doch die Erlösung des Menschen allein von der Gnade der Auserwählung der “Wenigen” abhängig ist, ist es also praktisch ganz gleich, was der Mensch in seinem Leben an Werken vollbringt, weil ihm gute Taten angeblich nicht zu seinem Seelenheil verhelfen können. Wo bleibt da die Selbstverantwortung für das menschliche Tun?
Das System, in welchem von einem übermächtigen Wesen Glückseligkeit erwartet wird, ist das System der Abgötterei und des Götzendienstes, welches so alt ist, als das menschliche Verderben, und mit dem Fortgang der Zeit bloß seine äußere Gestalt verändert hat.
– J.G. Fichte –
(“Appellation an das Publikum … “, Tüb. 1799)
Zum paulinistischen Glaubensakt gehört unter Ausschaltung des Verstandes, der Vernunft und aller dem Menschwesen verliehenen Fähigkeiten die Unterwerfung der gesamten individuellen Persönlichkeit unter den offenbarten Glaubensinhalt. Es ist religiöse Pflicht, „den geoffenbarten Glaubensinhalt für wahr zu halten und sich ihm vertrauend, zuversichtlich in blindem Gehorsam hinzugeben.
[…]
Indem Paulus und Augustinus die Natur und die damit verbundene schöpferische Freiheit des Menschen verneinen, den Menschen als hilflos und sündig darstellen und bestreiten, dass der Mensch aus eigener Kraft sein Seelenheil und sein Schicksal gestalten kann, haben sie nicht nur die menschliche Wesensnatur zutiefst erniedrigt und das Urphänomen des religiösen Lebens, die innige Beziehung zwischen Mensch und Natur, verkannt.
Aufbauend auf der von Paulus geschaffenen Theologie haben die Kirchenoberen es über die Jahrhunderte in zielstrebiger Arbeit fertiggebracht, das mosaische Gesetz samt Jahwe-Glauben trotz vollständiger Gegensätzlichkeiten zu den ursprünglichen Aussagen des Nazareners in die Bibel und den “Christenglauben” einzubauen. Unzählige Lügen und Verfälschungen waren erforderlich, um die Christen glauben zu machen, ihre Religion sei eine Abspaltung von der mosaischen Lehre. So ist es den Juden – angefangen mit Paulus – gelungen, im zusammengebastelten paulinistischen Glaubenskonstrukt die Bedeutung des mosaischen Gesetzes und die damit verbundene Weltenspaltung (Trennung von Mensch und Natur – Dualismus), das Patriarchat, die Geringschätzung der Frau und den jüdischen Materialismus (vor allem bei den Protestanten, insbesondere den Calvinisten) zu erhalten.
(Anmerkung: Unter dem wesentlichen Einfluss der calvinistischen Anschauung der angelsächsischen Puritanier [Puritanismus = eine englische Ausführung des jüdischen Fundamentalismus], für die der irdische Erfolg als Beweis ihrer Bestimmung zur Erlösung gilt, entwickelte sich im anglo-amerikanischen Raum ein religiös fundierter Materialismus, aus dem der scheinheilige westliche Freiheitsbegriff hervorging. Heute gelingt es evangelikalen Freikirchen in Brasilien der katholischen Kirche massenhaft die Gläubigen abzuwerben, indem sie ihnen durch den evangelischen Glauben materiellen Wohlstand verheißen.)
Die verschiedenen Wundergeschichten um Jesus im paulinistischen Glauben, wie z. B. Tote zum Leben erwecken, über Wasser gehen, aus Wasser Wein machen, seine Lichterscheinung, seine Auferstehung von den Toten, seine Himmelfahrt, sowie die jungfräuliche Empfängnis seiner Mutter Maria usw. sind Erfindung. Der weltflüchtige Mysterienglaube des Paulus benötigte jedoch solch wundersame messianische Attribute und pseudospirituelle Phänomene, um einerseits Jesus als “einzigen auserkorenen Gottessohn” in unerreichbare Höhen über den normalen Menschen stellen und andererseits die irdische Welt entgöttlichen und das Wesen des Menschen erniedrigen zu können, denn so konnte (im strategischen Interesse des Judentums bzw. führender jüdischer Kreise) in der paulinistischen Religion ein dem Mosaismus ähnliches, dualistisches Gott-, Welt- und Menschenbild bewahrt werden.
Die paulinistische Mysterientheologie mit ihrer Wunder- und Erlöser-Gläubigkeit animierte die ihm nachfolgenden “Evangelisten” zu weiteren Erdichtungen von Wundertaten zur Ausgestaltung der paulinistischen Herrgotts-Religion. Religiösen Führern mystische Wundertätigkeiten zuzuordnen war und ist in verschiedenen Kulturen seit langer Zeit ein altbewährtes Mittel, um Menschen in ehrfürchtiges Erstaunen zu versetzen und Gläubige zu gewinnen.
Manche Wundergeschichte über Jesus ist dadurch zustande gekommen, dass die Terminologie der Essener und Nazarener in ihren Überlieferungen falsch interpretiert wurde, z. B. hat Jesus bei der Erweckung des Lazarus von den “Toten” diesen nicht wirklich aus dem Tod ins Leben zurückgeholt, sondern darunter ist eine geistige Erweckung des Lazarus durch Jesus zu verstehen – als Tote wurden damals von den Essenern und Nazarenern alle Ungläubigen, rein materialistisch gesinnten Menschen bezeichnet, die wie die machtbesessenen, opportunistisch-hedonistischen Sadduzäer und die scheinheiligen, heuchlerischen Pharisäer und ähnliche Gruppierungen, im Glauben verkommen waren.
Zur Zeit der Aufklärung haben die vom Sündenwahn durchsetzten, die körperlich-materielle Welt verachtenden Glaubensvorstellungen des mystischen Wunder- und Weltfluchtglaubens der Paulus-Theologie – als zwangsläufige Gegenreaktion – viele Menschen in den Atheismus getrieben. Denn viele gebildete Menschen glauben lieber gar nicht, als dass sie unlogische und unsinnige Dogmen anerkennen, die in ein Labyrinth des Aberglaubens und geistiger Sackgassen führen.
Aus Sicht der paulinistischen Theologie gilt der Mensch selber nur als armselige sündige Kreatur.
Beim achten ökumenischen Konzil zu Konstantinopel im Jahr 869 kam es zur Leugnung des Vatergottes und somit zur Abschaffung der Trinität. Damit wurde der Geist als Wesensbestandteil des Menschen abgeschafft und die alte Dreigliedrigkeit von Geist, Körper und Seele verworfen. Der Mensch bestand seitdem nur noch aus seinem Körper und einer sündigen Seele, die geistartige Eigenschaften nur als Reste aufwies.
Im gesamten Lehrgebäude der auf Paulus beruhenden Theologie gibt es aber kein Erklärungsmodell für das, was die Seele sein oder welche Aufgabe sie haben könnte, ein ontologisches Anschauungsmodell des Seelenprinzips gab es erst recht nicht. So wurde den Christenmenschen erst gar kein Ansatzpunkt gelassen, sich über das Wesen des Menschen, über die Beziehung zwischen Mensch und „Deus sive natura“ Gedanken zu machen. Wollte der Mensch seine Seele für die Ewigkeit retten, war er ausschließlich auf die Gnadenmittel der Kirche angewiesen. Jahrhundertelang hat man in dieser Kirche unter Päpsten, Prälaten und Kardinälen darüber diskutiert, ob denn Frauen überhaupt eine Seele haben.
Über die Jahrhunderte hinweg, bis in unsere Zeit, wurden die letzten wahren Reste der ursprünglichen Lehre in ihren grundlegenden Kernaussagen fortwährend im Sinne weltherrschaftlichen Machtdenkens zurechtgeschnitten, verfälscht und umgebogen. Selbst das Kernstück christlicher Philosophie, das Vater Unser, wurde verfälscht, aus der ursprünglichen Textzeile “Und führe uns in der Versuchung, und …” machten die Paulinisten “Und führe uns nicht in Versuchung, sondern …” und stellen so den Sinn der Lehre Jesu auf den Kopf. Die Religion und das damit verbundene Weltbild der Kirche wurden zu einem Instrument zentralistischer Machtausübung, der Ausbeutung und Geisteskontrolle.
„Die Wahrheit sei uns lieb, wo wir sie finden. Lasst uns unser Gewissen nicht beflecken, dass wir an jenem Tage rein sein mögen, wenn an das Licht kommen wird, dass die Lehre Christi nirgends gedrückter war als in der christlichen Kirche.“– Goethe –
Dass das Buch der Bibel, in dem ca. siebzig brutale Völker- und Massenmorde, Vernichtung Andersgläubiger und andere Abscheulichkeiten verherrlicht werden, bis heute noch von so vielen Menschen als ein heiliges Buch anerkannt wird, ist bedenklich. Rückblickend können wir heute erkennen, dass die Bibel als das “heilige” Buch ihrer Religion bzw. als ethische Grundlage ihrer Kultur auch genau die geistige Qualität in die Welt gebracht hat, die sie schon als Muster bzw. als Anleitung in ihren Zeilen enthält. Eine Kultur kann sich wohl kaum viel anders entwickeln, als an ethischem Wertmaßstab und geistig-moralischem Vorbild in ihren heiligen Schriften begründet liegt! Die Ursachen für den Hass und die Gewalt, die Unmenschlichkeit und Verlogenheit, die wir im Herrschaftsbereich der mosaisch-paulinistischen Religion über all die Jahrhunderte verfolgen können liegen schon in der Bibel sowie in den anderen “heiligen” Schriften der jüdischen Kultur begründet.
Nach dem Motto “willst du nicht mein Bruder sein, dann schlag ich dir den Schädel ein“ wurden die Menschen bekehrt. Für die Kirchenväter besaß das Heidentum mit Ausnahme einer gewissen ethischen Aufrichtigkeit keinen spirituellen Wert, die Verbreitung des paulinistischen Irrglaubens wurde so in selbstverständlichster und selbstherrlichster Art und Weise, mit unvorstellbarer Brutalität vorangetrieben. Beispielgebend ist dafür die sogenannte Christianisierung Germaniens, die nur mit einem hohen Blutzoll und mit der Zerstörung der “heidnischen” germanischen Kultur zu erreichen war; ebenso die Menschen, die von 1250-1865 der Inquisition zum Opfer fielen, die grausam verfolgt, zu Tode gemartert oder als Hexen und Häretiker qualvoll auf den Scheiterhaufen verbrannt wurden.
Die paulinistische Glaubenslehre hat unermessliches Leid und geistige Armut über die Menschheit gebracht! Die Reformation hat dieses geistige Elend noch verstärkt und die Grundlage nationalistischer Verblendungen und den Tod im Zeichen der Ideologie des „Balance of Power“ geschaffen, da sie ihr Kirchentum noch stärker mit dem Alten Testament und der Paulus-Theologie verband. Eine Aufzählung der gewaltigen Verbrechen, Lügen und Skandale, mit denen die großen Kirchen behaftet sind, würde etliche Bücher füllen! Doch bis heute distanziert sich die Kirche kaum von ihrer blutigen Vergangenheit und mit der Pax Christi haben sich auch die klerikalen Katholiken dem Friedensverfertiger Luther angenähert.
Das körperfeindliche, menschen- und weltverachtende negative paulinistische Welt- und Menschenbild wirft seine dunklen Schatten bis in die heutige Zeit. Es hat bei vielen Menschen zu dem Denken geführt, dass die Welt wirklich schlecht und nicht mehr durch menschliches Handeln zu heilen oder zu retten sei – woraus Passivität, Naturverachtung und mit dem Appell, doch wenigstens eine Balance des Schreckens zu erhalten, eine unerträgliche Gleichgültigkeit gegenüber dem Leben erwuchs. Diese negative, von Paulus geschaffene Welt- und Menschenbild beherrscht bis heute das Denken unzähliger kirchengläubiger Menschen und hat sich von diesen auf die “aufgeklärten” Atheisten übertragen, die aufgrund ihrer von Ohnmacht gekennzeichneten negativen, hedonistisch-nihilistischen Weltsicht in der Regel düstere Zukunftsvisionen besitzen.
[…]
In dem Denken, dass die Menschheit schlecht und nicht mehr zu retten sei und der damit verbundenen Erwartung einer dunklen Zukunft lebt ein Großteil der heutigen Menschen mehr oder weniger gleichgültig, fast fatalistisch in den Tag hinein und hat in der Regel nur noch den schnellen Genuss und den oberflächlichen Spaß zum Lebensinhalt. Heute wird in der westlich-paulinistisch geprägten Welt allgemein nach dem Motto gelebt: Man lebt ja nur einmal”; und ohnmächtig denken diese Menschen: “Man kann ja sowieso nichts ändern”, “Es hat ja alles keinen Sinn”.
Die materialistisch-nihilistische Geistigkeit der Aufklärung, die bis in die heutige Zeit die Wahrnehmung des modernen Menschen beherrscht und im „american way of life“ und der „political correctness“ kulminiert, ist als dialektische weltanschauliche Gegenreaktion auf ein unerträglich primitives Religionsdogma und somit maßgeblich als ein Produkt des Paulinismus zu verstehen.
Wie tief sich auch diese Lehre unter den Christen eingebürgert hat, so hat doch der wirkliche Jesus nichts davon gewusst.
– Eduard Grimm –
(Theologe, 1917)
[…]
Was wir heute als Christentum kennen, das ist nicht die Lehre der Jesusworte, es ist die von Paulus und den Redakteuren seiner Briefe geschaffene Theologie von der Erbsünde, dem Sühnetod Gottes am Kreuz und der Verwaltung seines Leibes – und damit der Erlösung – durch eine Hierarchie von Priestern … Dieser Paulinismus ist eine Missdeutung und Verfälschung des Wirken des Nazareners – eine Tatsache, die auch die moderne theologische Forschung anerkannt hat: ‘Alle schönen Seiten des Christentums knüpfen sich an Jesus, alle unschönen an Paulus’
(Overbeck, 1919).
– Dr. Elmar R. Gruber –
(Das Ur-Evangelium, S. 72)
Die Schriftrollen vom Toten Meer entlarven Paulus.
Die hier geäußerte Paulinismus-Fundamentalkritik erfährt vermutlich eine Bestätigung durch einen Wissenschaftler, der sich mit der Erforschung der Qumran-Schriften vom toten Meer befasst. Der Historiker Robert Eisenmann ist vor einigen Jahren mit einer Deutung der Qumran-Texte an die Öffentlichkeit getreten. Er datiert die brisanten Schriften in das erste nachchristliche Jahrhundert und sieht in der Gemeinde von Qumran eine urchristliche Gemeinschaft unter der Leitung des Jakobus, dem Apostel und leiblichen Bruder von Jesus. Nach Eisenman ist Jakobus der “Lehrer der Gerechtigkeit”, der in den Qumran-Schriften mit den gleichen Worten beschrieben wird, wie frühe Christen von dem Apostel Jakobus sprachen. Den als “gottlosen Prister“ bezeichneten Menschen identifiziert Eisenman als den höchsten Tempelpriester von Jerusalem. Und denjenigen, der in den Qumran-Schriften “der Lügner” genannt wird und ein von der Qumran-Gemeinde verstoßenes Mitglied sein soll, macht Eisenman als den Paulus aus, den Begründer des Christentums.
Der Gegensatz zwischen den Urchristen, mit ihren Leitern Jakobus und Paulus ist historisch scheinbar belegbar, auch wenn die Apostelgeschichte diese Auseinandersetzung nur in einer zugunsten von Paulus geschönten Form wiedergibt. Während Paulus nach den Thesen Robert Eisenmans eine jüdisch-hellenistische Lehre verbreitete, die für das Römische Reich nicht bedrohlich erscheinen und so später zu einer Weltreligion werden konnte, waren die strenggläubigen Anhänger Jesu zu keinerlei Kompromissen mit der römischen Besatzungsmacht und dem Zeitgeist bereit, wofür sie im jüdischen Krieg (66-70) vernichtet bzw. verstreut wurden. Nach der Zerstörung Qumrans konnten die in Höhlen versteckten Schriften der Urchristen später nicht mehr geborgen werden, weil von den Geheimnisträgern kaum einer überlebt hat. Mit diesen urchristlichen Gemeinschaften gingen auch die ursprünglichen Lehren Jesu verloren, die sich von der paulinistischen Religion deutlich abheben (Anmerkung: Eisenman nennt sie “paulinistische Religion”). Interessant, aber wir können es nicht wissen. Das ist aber auch nicht entscheidend: Egal, was wie und wo behauptet wird, entscheidend ist allein die individuelle Entscheidung für einen Lehre, die als Kompass taugt: Denn wenn der Mensch im der Geringsten und dem Geringsten unter den Menschen seine Schwester und seinen Bruder sieht, haben alle übrigen Lehren keine Wirksamkeit mehr: Weiche Satan.
Einer der ersten, der sich gegen die paulinistisch-augustinische Glaubenslehre aussprach, war Pelagius (355-418), ein Germane aus den kaledonischen Bergen im Norden Schottlands mit starkem Unabhängigkeitsdrang und ohne kirchliche Bindung. Dieser Pelagius wagte es um das Jahr 405 n.Chr. in Rom gegen die geistige Elite der paulinistischen Kirche anzutreten und erteilte der Gedankenwelt des Paulus und Augustinus eine klare Absage: “Dann sind wir nichts als Puppen in Gottes Hand! Das heißt, dass wir ohnmächtig an Schnüren hängen, an denen er zieht!” Er schimpfte gegen die Lehre des Paulus: “Dies Gebet zerstört die Grundlage jeder moralischen Anstrengung, die Gott selbst in uns legen wollte! Der das sagt, beschneidet die gottgegebenen Kräfte im Menschen! Der das sagt, tötet ihm das Vertrauen in sich selbst.”
Pelagius sah die Ursache der allgemeinen Sittenlosigkeit und des Glaubensverfalls nicht in einer angeborenen Sündigkeit der Menschen, um derentwillen sie der Erlösung bedürften, sondern in der paulinistischen Lehre von der sündigen Natur des Menschen selbst, die Augustinus als die Lehre von der Erbsünde und der Prädestination in aller Schärfe formuliert hatte. Pelagius war ein entschlossener Vertreter der Idee des freien, sich selbstverantwortlichen Menschen. Er erkannte die vorherrschende Glaubenslehre als Ursache für die mangelnde sittliche Verantwortung und den Verfall der Moral. Pelagius sagte den Menschen entgegen der Auffassung von der Erbsünde, dass sie aus sich selbst fähig seien, aus eigener Kraft vollkommen und selig zu werden.
“Es gibt nämlich in unserer Seele eine Art natürlicher Heiligkeit. In der Freiheit der Entscheidung zu Guten oder Bösen besteht die Ehre unserer Natur, unsere Würde.”
– Pelagius –
Pelagius verteidigt die Unverdorbenheit und die Willensfreiheit der menschlichen Wesensnatur, in einem langen Kampf, der die damalige Kirche in ihren Grundfesten erschütterte, er machte sich stark für die menschliche Eigenverantwortlichkeit und die sittliche Vernunft und versuchte den Christen Roms klar zu machen, wie sehr sie sich selbst betrogen, indem sie sich auf die Gnade und Erlösung durch einen äußeren Gott verließen. Er versuchte die Menschen aus ihrer eingebildeten Gnadengewissheit wach zu rütteln und appellierte an ihren freien Willen, damit sie endlich wieder Vertrauen in sich selbst zurückgewinnen und ihr Schicksal und ihre Erlösung selbst in die Hand nehmen. Während die paulinistische Theologie Mensch und Gott weltenweit auseinanderreißt, führt Pelagius wieder zu einer Einheit zusammen. Bei ihm hat das Heilige einen Ort im Menschen. Er sprach von einer „natürlichen Heiligkeit“ (Kommentar zu den 13 Episteln des Paulus”).
Nur wenig hat damals gefehlt und der pelagianische Geist hätte Europa erobern und die Christenheit aus ihrem geistigen Gefängnis befreien dürfen, denn Pelagius hatte auch in der geistigen Elite Roms viele Anhänger, selbst der damalige Papst hegte Sympathien für seine Gedanken; doch letztendlich verbündete Augustinus die ganze Macht Roms gegen ihn und so wurde er am 30. April 418 von Kaiser Honorius aus dem Imperium verbannt und von Papst Zosimus mit dem großen Kirchenbann belegt – ab hier verliert sich seine Spur.
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Was heißt das? Zwischen Jesus und Paulus steht die Obrigkeit: Die Natur als Deus (immateriell) und der Mensch (materiell) dagegen. Paulus predigt der Obrigkeit (materiell) zu gehorchen, sie sei von Gott (immateriell) gewollt und eingesetzt (Glaube). Jesus, Matthäus, Lukas, es ist völlig egal, welcher Namen genannt wird, wollten einen Weltfrieden stiften. Denn nicht Gott stiftet den Weltfrieden, der Mensch allein stiftet ihn, wenn überhaupt. Der Weltfrieden kommt nicht von Geisterhand und inzwischen kann sich die Natur, nachdem der Mensch auch noch begann, die fossilen Stoffe der Natur massenhaft zu verbrennen, einen Ausgleich wenigstens der Verbrennungsgase auch nicht mehr leisten.
Die Frage, ob sich die Natur vor dieser Zeit selber helfen konnte, ist unwichtig. Wichtig allein ist, der Mensch hat sie, nachdem der Protestantismus sich der Natur bemächtigte, nachweislich aus dem natürlichen Gleichgewicht des Kohlenstoffkreislaufs gebracht.
Es gäbe einen einzigen Ausweg, der zwar keine Absage an den Paulinismus bedeuten würde, aber an den Paulinismus nach Martin Luther -De servo arbitrio- und noch mehr des zweiten Hetzpredigers nach Luther, Johannes Calvin, der mit seiner doppelten Prädestinationslehre, gepaart mit 4% gottgefälligem Zins, das absolute Zinsverbot, das gerade erst auf dem 5. Lateranskonzil der römisch-katholischen Kurie der Jahre 1512 bis 1517 zum Mißfallen einiger römisch-katholischen Bischöfe und Kardinälen verkündet wurde, zu Fall brachte. Aber das Gebot lebt.
Nur wenn der Mensch lernt, der Obrigkeit konsequent den Rücken zu kehren und zu jenem absoluten Zinsverbot zurückkehrt (!), kann das verlorene Gleichgewicht zwischen dem Anteil des Sauerstoffs und des Kohlenstoffdioxids in unserer Atmosphäre, zwar auf höherem Niveau und mit schrecklichen, nun öfters erscheindenden Klimaänderungs-Folgeerscheinungen, wieder hergestellt werden. Nicht in allen Sachfragen muss er der Obrigkeit den Rücken kehren. Nur in einer fundamentalen Sachentscheidung: In der Entscheidung, dass der Grund und Boden nicht in das persönliche oder kollektive Eigentum von Menschen übergehen kann. Dieses Recht aber hat sich der bürgerliche Staat mit den Bestimmungen, wie diese im Sachenrecht des Code Civil ausgedrückt sind und das als Eigentumsrecht behauptet und militärisch mit allen verfügbaren Mitteln verteidigt wird, genommen. An die Folgen haben diese menschlichen Geister nicht gedacht.
Wer glaubt, sich mit politischen Mitteln diesem Recht entgegenstellen zu können, ist ein Narr. Wer glaubt, dass eine Obrigkeit, die dieses Naturrecht sich angeeignet hat, einmal aufhört und unter Beibehaltung des Rechts auf Privateigentum an Grund und Boden die Natur zerstören zu können, wie es die modernen Faschisten der Moderne tun, ist ein, zu Allem fähigen, Idiot: Nur kein natürlicher Mensch, auch wenn das Jean-Jaques Rousseau mit seinem häßlichen und arroganten Emile sowie seinem absolutem Diktum, als die volonté générale, uns glauben machen will. Sic!
Die Obrigkeit ist kein Ding. Hinter der Obrigkeit verbergen sich konkrete Menschen, die sich seit der Moderne in politischen Parteien zusammenfinden. Wie sich diese nennen ist egal. Einige halten engen Kontakt mit den eigentlichen Strippenziehern, den Oligarchen, die überlegt und durch den informellen Kontakt mit einigen Politikern klug am politischen Prozess im Hintergrund teilnehmen. Sie stellen sich nicht zur Wahl, solch eine Kinderei ist nicht ihre Welt. Sie unterhalten eigene Netzwerke, in denen keinesfalls formell, sondern ausschließlich informell verkehrt wird. Die sagen letztlich wo´s lang geht und schreiben nichts. Was sollten die Politiker auch tun? Sie haben keine Hoffnung und ein Leben nach der Bergpredigt zu führen, wäre viel zu anstrengend. Da lebt es sich mit einem Parteibuch viel bequemer und mit ihren Parteioberen zusammen dürfen sie durchaus auch gescheit daherreden: Doch der Schnee draußen schmilzt. Diese Oligarchen können, falls sie von der Pest des Protestantismus befallen sind, gut bei Paulus lesen. Aber egal wie wo sie lesen und ob sie überhaupt lesen: Entscheidend allein ist, was der Einzelne tut. Die Obrigkeit jedenfalls kann nicht verhindern, dass der Einzelne ihr den Rücken zukehrt. Diese Einzelnen, wenn sie sich in nichtstaatlichen Netzwerken zusammenfinden, könnten das negative Potential bilden, das notwendig ist, um den Umschlag in eine Zivilgesellschaft zu besorgen.