Über die Dummheit

Hannah Arendt schrieb darüber und erntete heftige Kritik. Sie verstand ihre Kritiker nicht. Es waren allesamt Männer. Der Autor von "Ende der Revolutionen" konnte nicht in Erfahrung bringen, ob Freundinnen von Hannah Arendt unter den Kritikern waren. Frauen lieben und denken anders.

Ein Film über den großen Anfang, der mit Luther begonnen haben soll, muss zurückgewiesen werden. Professor Harald Lesch bekannte sich zu diesem Film und erklärte sich: "Ich bin Protestant". Das war vermutlich für manche Zuschauer*innen überraschend, bisher legte er Wert darauf, dass er Physiker, ein Naturwissenschaftler, sei. Naturwissenschaft und Protestantismus aber sind unvereinbare Gegensätze.

Harald Lesch fragt einen jungen gebildeten Theologen nach Max Weber. Der Physiker Harald Lesch glaubt dem hervorragenden Wissenschaftler Max Weber nicht, er glaubt an Luther.
Er sagt nicht, weshalb er den Hassprediger Luther den leisen und differenzierten Tönen von Max Weber vorzieht. Er ist ein wahrhafter Lutheraner. Luther wurde katholisch, Max Weber lutherisch getauft und später, wie es sich gehört, konfirmiert. Sein Konfirmationsspruch lautete für ihn typisch und erinnert mehr an einen Firmungsspruch und den lebte er, wie der Verfasser dieses Textes noch heute seinen Firmungsspruch auswendig hersagen kann. Darüber einmal später.

Eine gewagte These bezüglich der Unvereinbahrkeit des Protestantismus mit der Wissenschaft über die Natur. Aber mit Thesen beginnt jede Wissenschaft. Was wir nicht wissen wollen, können wir nicht erforschen. Das Interesse geht notwendig jedem wirklichen Wissen voraus.

Es wird nicht einfach werden, diese These zu begründen und deshalb wird es dauern. Niemand soll verletzt werden und wahre Wissenschaft darf nicht verletzen. Sie darf menschliche Hoffnungen enttäuschen und menschliche Interessen zum Durchbruch verhelfen, niemals aber Menschen verletzen. Das wird schwierig, weil die Gefahr besteht, dass man versehentlich ins Politische zumindest gedanklich abgleidet und dem Verbrechen versehentlich, wenn auch nur theoretisch, die Tür öffnet. An einem einfachen Beispiel soll das vorab und spontan ausgeführt werden, wie glitschig die Wege der Wissenschaft sein können.
Die Täufer, aus denen z.B. die Hutterer hervorgegangen sind und für manche Evangelikalen heute in den USA noch Vorbild. Das entscheidende Moment, dass sich ihre Vorgänger gegen die katholische Taufe verwehrten, war die richtige Erkenntnis, dass ein Kind keinen eigenen Willen haben kann und deshalb nicht zwangsgetauft werden darf. Mit dieser Überzeugung treffen sie sich mit vielen anderen kritischen Menschen, die der Wissenschaft dienen und die Erkenntnis stets einem bloßen Meinen, dem Vorurteil und vor allem dem Hass, nicht nur vorziehen, sondern immer grundsätzlich bei der Wahrheit und niemals sich bei der Lüge aufhalten. Dies setzt eine klare Entscheidung, und noch besser, ein klares Bekenntnis (Wahrheitsliebe) zur Wahrheit voraus.
In diesem Kreis treffen sich immer noch viele Menschen. Auch Erasmus von Rotterdam und der Autor von "Ende der Revolutionen" sind Figuren in diesem Kreis und sie sprechen miteinander. Und doch sind sie grundsätzlich verschieden: Sie sind keine Protestanten!

Wie die Täufer haben sie sich entschieden und setzen das Erwachsensein voraus. Professor Manfred Spitzer würde vermutlich das Alter mit ca. 23 Jahren angeben und dieses Alter für eine menschliche Entscheidung voraussetzen: Das menschliche Gehirn sei zurechtgerückt und ausgewachsen. Wie und wer dieses Gehirn zurechtgerückt hat, kann hier nicht behandelt werden. Hier wird wissenschaftlich gearbeitet und Wissenschaft verbietet die Spekulation. Wir wissen deshalb aber, dass Millionen von Menschen in der Geschichte in den Krieg gezogen sind, obwohl sie zu dieser Willensentscheidung für einen Krieg noch gar nicht reif waren. Sie waren nur reif für den Römer 13.

Der Mensch ist erst nach seiner Kindheit und seiner Jugend reif und hat die notwendige Voraussetzungen, sich zu entscheiden: Für, oder gegen Gott. Gott, aber nicht Christus, darin liegt der Kern der Verbrechen. Kein vernünftiger Mensch kann sich für Christus entscheiden. Dieser Christus ist dem Gespinst des Paulus, Knecht Jesus Christus, entsprungen und wurde erneuert durch Luther, Knecht Paulus, Knecht Jesus Christus. Beide, Paulus und Luther sind die Exponenten, die den Brief an die Römer zur obersten Staatslehre erkoren haben. Das ist menschlich, aber nicht wissenschaftlich.

Er wiederholt sich, lest ihr es nicht? Der ist fanatisch und verweist immer wieder auf den Römerbrief. Das ist ein Spinner, ein Gralsritter. Er wird ein Staatsfeind sein, hütet euch vor seinen Texten.

Das ist richtig. Hütet euch vor falschen Texten. Immer muss der Wissenschaftler darauf achten, nicht ins Politische abzugleiten. Dieses Gleiten ist kein Abrutschen, es geschieht langsam und wird wissenschaftlich als Transformation bezeichnet. Politisch ausgedrückt die "Transformation der Demokratie".

Wie erwähnt dauert die wissenschaftliche Analyse über diesen politischen Film, den die Protestanten verantworten müssen. Ein Film unter Tausenden, die "den großen Anfang" predigen, der aber keinen Anfang, sondern vermutlich das Ende einläutet. Nicht das Ende der Zeit, sondern den Beginn eines weltweiten Elends. Als Politikwissenschaftler, aber keinesfalls Politologe, darf derartiges natürlich nur als These formuliert werden und der Wissenschaftler ist aufgerufen sofort wenigstens sein Erkenntnisinteresse offenzulegen, wenn er das Vertrauen seiner Leser*innen gewinnen und behalten will.
Eines ist deshalb sofort klarzustellen: Er ist kein Endzeittheoretiker, da gibt es kein Jüngstes Gericht und das gibt es kein
"amoi seg' ma uns wieder, was eh längst eine Angelegenheit der Werbung, des Kommerz, darstellt. Auch wenn es wirklich hübsch gesungen wird und bei vielen Menschen vermutlich tiefe religiöse Gefühle auslösen wird und durchaus auch jeder hören sollte. Aber das darf doch nicht gleichzeitig bedeuten, dass man das auch glauben muss! Deshalb bleibt vorerst nur die Mahnung eines Wissenschaftlers: Nicht alle haben Grund, sich auf ein Wiedersehen zu freuen. Der Mensch sollte sich überall in der Welt umsehen. Aber, verdammt noch mal, benutzt dafür doch kein Flugzeug, verbrennt dafür nicht diese Erde. Wandert!, studiert die Texte, Afrika, Südamerika, Asien, all diese Länder werden doch hervorragend und in einer Vielzahl unterschiedlicher Sichtweisen beschrieben. Da muss doch nicht jede Sichtweise, unsere Eitelkeit, nicht noch hinzukommen. Versteht und studiert die Narrative der unzähligen Reiseberichte. Die Italienreise von Goethe belegt doch, dass dieses Land Italien nach seinem Reisebericht vorstellbar war und im Besonderen die Fantasie anregen konnte. Schaut die hervorragenden Filme bei Arte über die Landschaften und die Menschen dieser Erde. Wenn einer für uns alle als Korrespondent berichtet, können wir ihm aufmerksam zuhören. Wir können zuhause bleiben und uns wieder um Heimat kümmern, die vielen längst verloren gegangen ist. Kümmern wir uns um unsere Nachbarn, trotz dieses Virus. Kümmern wir uns darum, dass das Elend nicht in unsere Heimat zurückkehrt und nehmt alle auf, die aus Gegenden dieser Erde zu uns kommen und anklopfen. Sie brauchen unsere Hilfe und sie sind doch nur die Vorboten dessen, was sich unter dem Himmel unserer Erde aktuell zusammenbraut. Dem Elend entkommen, dafür allein schreibt der Autor: Wissenschaftlich.

Verlassen wir das Politische und beschäftigen wir uns mit Wissenschaft und wie erwähnt, das braucht Zeit.

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