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Ein Fluch, den Paulus aus dem 1. Buch Mose 3,19 übernahm und dem Klerus zur Predigt empfahl

Über die Abschaffung der Arbeit


David Graeber, ein Ethnologe, machte in seinem Werk "Schulden" darauf aufmerksam, dass das Jahrhundert vor der Reformation zum wohlständigstem Jahr der Bauern gehörte. Es können Verordnungen des oft ärmeren Adels gezeigt werden, die den Bauern das Tragen von Seidenkleidung und wertvollen Gewändern untersagten. Mit der Jahresmitte 1450 könne die Hochphase des Wohlstand der Bauern angegeben werden.
David Graeber arbeitete als Ethnologe wissenschaftlich hervorragend. So erklärt er, wie das Eigeninteresse des Menschen, das heute selbstverständlich erscheint, einem geschichtlichen Wandel unterlag: "Nach Ansicht des Augustinus", dem Vater des De libero arbitrio, "veranlasst uns die Liebe zu Gott zum wohlwollenden Verhalten gegenüber Mitmenschen, während die Eigenliebe der Tatsache entspringt, dass wir seit dem Sündenfall mit so unstillbaren selbstsüchtigen Begierden bestraft sind, dass wir uns, wenn wir uns selbst überlassen bleiben, zwangsläufig in den universellen Wettbewerb und sogar in den Krieg stürzen werden. Die Ersetzung der Liebe durch das Interesse lag nahe, weil sich Autoren wie Guicciardini eben von der Annahme lösen wollten, die Liebe sei die vorrangige menschliche Emotion. Aber das Konzept Interesse hielt unter dem Deckmantel der unpersönlichen Mathematik an der Annahme unstillbarer Begierden fest, denn das Interesse (im alten Sinn von Zinsen) war ja nichts anderes als die Forderung, das Geld dürfe nie aufhören zu wachsen."
Der Sündenfall und damit die Erbsünde resultieren allein aus dem Raub des Grund und Bodens der Erde durch die ersten Sünder, die mit diesem Raub ihr Leben auf Erden zum Nachteil ihrer Mitmenschen für sich und ihresgleichen bequemer einrichten konnten. Beim einfachen natürlichen Menschen wächst kein Geld. Ist er wahrhaft, wächst allein die Liebe.

Mit der Erbsünde sind deshalb nur die Menschen belastet, die noch heute das Eigentum an Grund und Boden verteidigen. Es sind die Protestanten, die natürlich einen Christus brauchen, um die Last der Erbsünde mental überhaupt ertragen zu können. Der da am Kreuz ist für uns gestorben: Eine widerliche und unverschämte Losung. Der da am Kreuz ist gestorben, weil er die herrschsüchtigen und dümmlichen Lehren der Juden durchschaut hat und den Juden "Ich aber sage euch..." zunächst einen Spiegel und anschließend zu ihnen über das wahre Gut des Menschen sprach. Er musste sterben, weil er eine Gefahr für die Herrschenden darstellte. Wie heute immer Menschen sterben, wenn sie diesem Nazarener nachfolgen wollen. Der Jude Paulus hat lange nach seinem Tod, dem Tod dieses Nazareners, den er logisch gar nicht erleben konnte, das Erbe jenes Nazareners zerstört, der ihn bekehrt haben sollte und mit seinem Damaskusergebnis das Judentum im Paulinismus, dem heutigen Protestantismus, erneuerte. Es begann mit einer Lüge, der Lüge seiner ungleichzeitigen Geburt und er sei Jesus, dem ans Kreuz genagelten und der für alle gestorben sei und uns damit die Sünden genommen habe, begegnet. Immer beginnen politische Ideen mit einer Lüge und Paulus ist Synonym dafür. Dieser Lüge sind über Jahrhunderte Katholiken gefolgt, die naiv waren und diesem Briefeschreiber Paulus glaubten. Nicht alle waren naiv. Einige unter Ihnen wurden erzogen, lernten die Schrift und machten ein Geschäft daraus. Sehr weinige lernten auch die Schrift, liebten aber die Armut, liebten Gott und klärten über den Schwindel auf. Auf die menschliche Vernunft konnten sie nicht bauen. Die hatte Paulus, geschäftstüchtig wie er war, besetzt: Mit ihm nannten sie es "Geheimnis des Glaubens". Dümmer geht´s nimmer.

Sie feierten diesen hasserfüllten Juden, der wie fast kein anderer über die Liebe schreiben konnte. Anderen Menschen, die dann doch um einiges besser, vorallem vernünftiger über die Liebe geschrieben haben, wurden gemieden, weil Paulus zum Maß aller Dinge erklärt war. Die übrigen Mensch auf der Erde, also fast alle, konnten nicht lesen und ihnen wurde eh nur über die Liebe zu Christus, ihrem Heiland, berichtet.

Über ein Jahrtausend später wurde es für die Damen und Herren von Adel und manche Mönche Zeit, den Anfängen einer neuen Zeit entgegenzutreten. Der materiell und geistige Wohlstand der Menschen im reichen 15. Jahrhundert, diesem Jahrhundert des Beginns der Renaissance, in der vorallem die Händler, Bauern und Handwerker zu Wohlstand gekommenen sind, leitete den Protestantismus ein. Vor allem in den Landschaften Norditaliens wirkte das Wort Paulus, Knecht Jesus Christus, zunehmend lächerlich angesichts der Erkenntnisse, die dort bereits die großen Lehrer, wie etwa Kopernikus, der dort ein paar Jahre die Töchtern und Söhnen reicher Bauern in Norditalien unterrichtete, unglaubwürdig. Die Söhne und Töchter des niederen Standes traten zunehmend kritisch und selbstbewusst gegenüber der Obrigkeit auf. Diese Bauern und Handwerker waren zu Reichtum gekommen und konnten Stadthäuser neben den durch den Adel veranlassten Stadtbauten für eigene Bedürfnisse errichten. Außerhalb der Klöster bewirkte der Unterricht durch private Hauslehrer aufklärerisch. Der Beginn einer außergewöhnlichen Epoche begann. Die Geschichte der Aufklärung wäre vielleicht anders geschrieben worden, wenn nach dem Fall von Byzanz die Bewahrer des Guts der Natur die Geschichte hätten schreiben dürfen. Mit venezianischen Schiffen kamen eine Vielzahl griechischer Schriften nach Norditalien, das bereits zu Beginn des 15. Jahrhunderts durch den Handel und den Überschuss an bäuerlichen und handwerkerlichen Produkten in Blüte stand. Dieser Wohlstand der Bauern und Handwerker erzeugte den Neid der adeligen Grundherren, die für die Bewirtschaftung ihrer Lehen immer mehr auf eine würdevolle und selbstbewusste Händler-, Handwerker- und Bauernschaft traf. Die modernen Ketzer des Klerus, die aus Eigeninteressen die Bauern an Paulus, Knecht Jesus Christus, erinnerten, wurden in dieser Zeit überall in Europa aktiv, damit das Buch Mose wahr und der Betreiber dieser jüdischen Lehre Paulus gegenüber den Evangelisten den Vorzug erhalten sollte: Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen. In dieser Zeit entstand ein angeblich reformierter Katholizismus, der eine neue Ethik einführte, die wir heute im Protestantismus in wahrer Vollkommenheit erleben (müssen).

Diese moderne Losung haben die Protestanten nach der siegreichen Revolution im 16. Jahrhundert zum zentralen Inhalt ihrer Lehre nach dem 30jährigen Krieg auf alle ihre nationalen Fahnen geschrieben. Sie ist noch heute Maßstab für viele Menschen, die sich dem Politischen zugewandt haben. Es scheint, alle haben sich diesem Fluch der Protestanten unterworfen und manche Katholiken verkünden diesen Fluch Jesaias heute ebenfalls als ein politisches Credo. Viele katholische Politiker, vorallem wenn sie dem politischen Katholizismus der Rheinländer anhängen, sind dem Paulus, Knecht Jesus Christus, nicht nur auf den Leim gegangen; sie sind längst wahrhafte Protestanten mit falschem Gesangbuch geworden. Aber derartige Täuschungen rächen sich: Immerhin haben sie endgültig der Sozialdemokratie das politische Ende beschert.

Nie stand die Arbeit bei den Katholiken hoch in Kurs. Im katholischen Italien wollten im 20. Jahrhundert noch die Faschisten das Geschäft besorgen, die unverbesserlichen Katholiken, die den nationalen Konkurrenzkampf mit ihren Schwestern und Brüder in der Welt einfach nicht aufnehmen wollten, ordentlich zu bekehren. Es gelang nicht. Erst die Konsumgesellschaft erwies sich als die Medizin, die den Sieg der Protestanten über die rückständigen Katholiken heute auch in Italien bewirken konnte.

Wie in der Konsumgesellschaft so gehorchen die Protestanten - postmoderne Katholiken auch - auch auf privatem Boden der Obrigkeit. Ingenieure, die für ihre Privateigentümer auf dessem Grund und Boden kriminelle Handlungen erledigen, berufen sich wie selbstverständlich auf diese, wenn sie ertappt werden. Sie verrichten das kriminelle Handwerk auf dessem Grund und Boden, auf dem sie arbeiten müssen, wenn sie als Lohnarbeiter für ihren und den Lebensunterhalt ihrer Kinder arbeiten müssen. Wenn sie, um ein aktuelles Beispiel zu nennen, als Ingenieure gemeinschaftsschädliche, gesetzeswidrige und umweltschädigende Software entwickeln müssen - und sie haben durchaus persönlich gute Gründe, dies im Rechtsstaat der Bundesrepublik Deutschland auch zu tun -, folgen viele von ihnen wie einst Adolf Eichmann lediglich den "Anweisungen von oben".
Es gibt natürlich Ausnahmen. Erinnert sei an den Fall eines Ingenieurs, der öffentlicht machte, dass er für "seine" Firma einen elektronischen Baustein entwickeln musste, der in einem definierten Zeitfenster dafür sorgte, dass ein mikroprozessorgesteuertes Gerät unreparabel ausfällt. Er wurde von der Firma Philips wegen der Verletzung von Betriebsgeheimnissen gekündigt und die obersten Richter bestätigten die fristlose Kündigung als rechtens.
"Banalität des Bösen": Hannah Arendts Werk sollte nicht Geschichte, sondern Mahnung sein. Sie war schockiert, dass sich die Massenmörder im Nazideutschland auf diesen Gehorsam gegenüber dem "Befehl von oben" zurückzogen. Einem Dummkopf, einem "Hanswurst" ähnelte Hannah Arendt dieser Adolf Eichmann, der für ihn, den Führer, jede Sache besorgt hätte. Einem Führer, Obrigkeit in Vollkommenheit.
Aber in einem irrte Hannah Arendt: Es war nicht die "Herrschaft des Niemand", wie sie resümierte, es war die Herrschaft des Rechts.
Erinnert sei auch an die Wahlergebnisse zur Reichstagswahl 1933: Mit Ausnahme des fränkischen, mehrheitlich von Protestanten bewohnten Teil Süddeutschlands, konnte die NSDAP trotz der Empfehlung einiger katholischer Bischöfe, Hitler zu wählen, in den katholischen Gemeinden nicht gewinnen. Wo sind die Grenzen heute? Wo sind die Grenzen zwischen dem "De libero arbitrio" des Erasmus von Rotterdam und dem "De servo arbitrio" Martin Luthers? Das Grundgesetz hat sie verwischt und nach wie vor ist es bedenklich, dass der Gehorsam gegenüber Privateigentümern in einer postmodernen Rechtsordnung vertraglich festgeschrieben werden kann. Luthers "De servo arbitrio" und unsere Rechtsordnung huldigt ihm und entfernt sich von einem Humanismus, wie ihn Erasmus noch gelehrt hat.
Erasmus musste vom protestantischen Basel über den Rhein ins katholische Freiburg wechseln, um wenigstens in der Nacht vor den protestantischen Horden und Bücherverbrennern Ruhe zu finden. Diese Zeiten sind vorbei, so einfach geht das nicht mehr. Und wer liest heute noch beim großen Humanisten Erasmus, dem Freund des Verfassers der Utopia Thomas Morus? Heute lesen sie bei Martin Luther, feiern ihn und nehmen die wirkliche Geschichte um diesen Knecht Paulus, Jesus Christus, nicht zur Kenntnis. Sie scheuen diese Geschichte wie der Teufel das Weihwasser.

Bei allem Respekt vor dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland: Der Schutz einer freien Willensentscheidung von Menschen guten Willens findet sich nicht im Grundgesetz. Mit der Möglichkeit von Richtern, einem Privateigentümer wegen seinem ihm eingeräumten Herrschaftsrecht auf seinem privaten Boden das Recht zuzusprechen, einen Lohnabhängigen zu kündigen, wenn dieser bei begründeten Unrechtshandlungen, die in die Verantwortung des Privateigentümers fallen, an die Öffentlichkeit geht und das Unrecht beklagt, ist Hehlerei des Staates. Die Richter sind nicht unabhängig, sie sind Teil der Executive, werden vom Staat besoldet und schon immer gilt für Menschen, die nicht guten Willens sind "wes Brot ich ess, des Lied ich sing".

Eine Rechtssprechung, die eine Klausel eines Vertrags über das Recht auf Gehorsamsverweigerung setzt, verletzt die Würde eines Menschen guten Willens.
Der Mensch, der im Glauben einer gerechten Sache zu dienen, aber einen gesetzlich vorgeschriebenen Arbeitsvertrag unterschrieben hat, erfährt nach seiner Unterschrift unter den Arbeitsvertrag keinen Schutz mehr auf privatem Boden. Die Urteile der höchsten Richter setzen das bürgerliche Recht über die Willensfreiheit des Menschen, über Menschen guten Willens, die kategorisch keinen Betrug und keine Unwahrheiten dulden. Sie dulden keine Lüge, egal an welchem Ort gelogen wird. Sie sehen weder weg noch schweigen sie, wenn sie Zeuge von Vorkommnissen werden, die anderen Menschen Leid und schlaflose Nächte zufügen könnten und diese Verbrechen privater und öffentlicher Bodeneigentümer an Menschen öffentlich machen: Sie können von privaten Bodeneigentümern getreten werden, wenn sie sich im Herrschaftsbereich ihres Bodens aufhalten. Wenn sie sich außerhalb aufhalten auch: Gesetzlichen Schutz erfahren sie im Wesentlichen nicht. In der Regel müssen Menschen, die auf privatem Boden fremdbestimmte Arbeit verrichten müssen, weil sie Leben wollen und in begründeten Fällen den Privateigentümer den Gehorsam gegenüber Anordnungen verweigern, mit dem Verlust ihrer Einkommensgrundlage rechnen, mit der Kündigung durch den Produktionsmittelbesitzer und erst recht, wenn sie bei undurchsichtigen Machenschaften im Umkreis der privaten Arbeitsstätten sich an die Öffentlichkeit wenden.
Das ist das Spätmittelalter Luthers, das ist das Joch der Arbeit, das mit Luther begonnen hat, die Moderne prägte und auch in die Postmoderne unvermindert eingegangen ist.

Ein bedingungsloses Grundeinkommen ist heute deshalb alternativlos. Nachdem die Schrecken faschistischer Regime zumindest in Deutschland hinter uns liegen, muss es dringend erkämpft und eingeführt werden. Der Schutz der Würde des Menschen verlangt es, weil die natürliche Subsidiarität "aus dem Staat geworfen" wurde, wie das Jean-Jaques Rousseau so locker vom Hocker sagen durfte. Der war aber ein Schuft. Die Würde des Menschen sei unantastbar, steht im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. Die Würde dieser Dienstmagd war angreifbar und Rousseau rühmte sich seines Verhaltens, indem er die Geschichte mit Marion, seiner Begegnung mit einem einfachen Mädchen, das aus unserem einfachen Haus hätte sein könnte, in seiner Autobiografie veröffentlichte. Verhelfen wir den Menschen guten Willens, verhelfen wir noch heute Marion zu ihrer grundgesetzlich garantierten Würde. Sorgen wir für eine Politik, die der Verpflichtung aus dem Grundgesetz endlich nachkommt, damit auch der Mensch guten Willens wahrhaft produktiv im bürgerlichen Staat arbeiten kann.

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