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Montag, 11 November, 2019
Extinction Rebellion und das Zentrum für Politische Schönheit
Inzwischen sind sie sich längst gleich. Extinction Rebellion, das Zentrum für Politische Schönheit und die Heiligen der Letzten Tage, die Klarext reden wollen und sich als die letzte Generation aufgrund des Klimawandels bezeichnen. Das alles hat sich nach Ostern 2020 sehr verändert. Sie sind Träger eines Postfaschismus geworden und kleben sich inzwischen sogar auf Autobahnen fest. Sie sollten nachdenken, bevor sie unter dem Jubel der Massen einfach einmal "mir nichts, dir nichts" überfahren werden. Nicht von den Autos, die werden von Menschen gesteuert. Von der technischen Intelligenz und ihren Machern der spätmodernen informationstechnischen Intelligenz und ihren, zunehmend von ihnen abhängigen, Politikern. Diese wollen mit aller Gewalt an der Macht bleiben und finanzieren sie deshalb ob mit oder ohne Mandat. Blind folgen sie ihr und nachweislich nicht nur diese.
Nachdem ich mich inzwischen mehr um das Zentrum für
Politische Schönheit gekümmert habe, muss der Autor von endederrevolutionen sein spontanes Vorurteil revidieren. Das "und" im Beitragstitel verbietet sich nicht mehr:
Die Gegensätze haben sich aufgelöst. Extinction Rebellion hätte sich von diesen faschistoiden Tendenzen in der Gesellschaft nicht
irritieren lassen sollen. Das Geschäftsmodell
des "Zentrums der Politischen Schönheit" ist das Politische, d.h., die
Wahrnehmung des Menschen wird in eine dafür extra inzenierte entfremdete
Umgebung transformiert. Der wirkliche Mensch interessiert nicht. Anders
die Angst von Extinction Rebellion, die forcierte Zerstörung unseres
Planeten Erde, sie taugt nicht als Geschäftsmodell. Und solange die
XR-Rebell*innen sich nicht auf der politischen Bühne vernebeln lassen
sondern stets und unbeirrt im Zentrum ihres Handelns die Warnung vor der
drohenden Klimakathastrophe stellen, werden sie als Leuchtfeuer den
Menschen Orientierungen geben können; nicht dogmatisch, nicht anleitend,
sondern selbstbestimmt: Jeder hätte seine eigenen Handlungen überdenken können,
sich in der Widersprüchlichkeit seiner Handlungen erkennen und seine durch
Recht verordnete entfremdete Lebensweise oft erst entdecken
können. Ihre Sprache mit- und untereinander ist solidarisch und
rücksichtsvoll, sanft und ungehorsam. Man wird sie als Sekte verteufeln
und diese Verteufelung erinnert an die Katharer.
Aber das darf sie, das soll sie.
Die Sprache der Politiker des "Zentrums für Politische Schönheit" ist selbstredend: "Sturmgeschütze des Humanismus", "Sturz des Regimes", "tödliche Falle", "Sturmtruppe zur Errichtung moralischer Schönheit", "politische Poesie", menschliche Großgesinntheit", "Feigheit", "Flüchtlingsabwehr", "wir bewaffnen die Wirklichkeit", "Widerstand (...) muss verstören", "Gesetze der Wirklichkeit", "moralisches Gewissen besetzt von öffentlichen Intellektuellen".... weiter wollte ich nicht lesen, musste ich nicht lesen. Sie ist wieder da, die Sprache der Faschisten; gespiegelt und unbemerkt. Danke, Rebell*innen von XR.
XR, wo aber ist das Problem ? Bleiben wir dem Humanismus eines gewaltlosen Widerstands und dem Ungehorsam gegenüber Staatsaktivisten treu. Schweigen wir zu diesen gefährlichen Phrasen, die wieder öffentlich verkündet werden und offensichtlich wieder dem Stimmenfang dienen. Schweigen! Das ist doch einfach, schweigen; jedes Wort, jede Kommunikation mit diesen postmodernen faschistoiden Menschen würde Extinction Rebelloin in Verdacht bringen.
Sprechen wir unbeirrt eine Sprache der Gewaltlosigleit und kommunizieren wir unsere gemeinsamen Sorgen, unsere Erkenntnisse über die fortschreitende Zerstörung der Natur mit den Menschen. Werben wir für eine echte Postwachstumsgesellschaft und kümmern wir uns nicht darum, dass die "Politische Schönheit" mit Sex and Crime und der Verwendung des selben Postulats, dass wir abgeben und eine Postwachstumsgesellschaft aktiv fördern müssen und nicht die Menschen blenden wollen. Ein sich anbietendes Bild vom "Rattenfänger von Hameln" für die "Politische Schönheit" hätte ich gerne verwendet; es verbietet sich aber weil die Menschen einfach keine Ratten sind; Menschen lieben die Töne einer Flöte. Sie verstehen wenn wahrhaft gesprochen wird und wenn gemeinsam musiziert wird. Sie werden mit uns gemeinsame Wege gehen wenn wir sie mit unseren Überzeugungen einladen. Sie dürfen nie als Ratten bezeichnet werden, auch nicht in einem Kunstprojekt. Ratten sind Geschöpfe der Natur.
Ein Nachtrag Stunden später, nachdem der Ritterschlag durch die Redakteure der Zeitung DIE WELT zur Kenntnis genommen wurde, sollte durchaus auch hier veröffentlicht werden: "Die Aktionen des Zentrums für Politische Schönheit schlagen ein wie Bomben. Man kann zumindest für Deutschland sagen, dass es lange keine politische Kunst mehr gegeben hat, der es gelungen ist einen solchen maximalen Effekt zu generieren."
Damit kein Missverständnis entsteht: Die Themen, die diese Akteure mit künstlerischem Anspruch behandeln und ausgewählt haben, unterscheiden uns nicht. Im Gegenteil. Was uns unterscheidet ist die Sprache, ist die Dramaturgie ihrer Themen und manche Lösungshinweise. Ihr Web-Auftritt gleicht dem Auftritt eines Warenhauses im Internet; perfekt, bildgewaltig und modern. Sie wissen wo´s lang geht, was wir wahrnehmen sollten. Ich weiß es nicht. Mit der Bezeichnung "faschistoid" will ich aufklären. Mein Faschismusbegriff unterscheidet sich völlig von ihrem oder von einem, wie ihn beispielsweise der wissenschaftlich gebildete Faschismusexperte Ernst Nolte verwendet hat; weniger an seiner These eines "kausalen Nexus", vielmehr von seinem Motiv, den Faschismus als epochiales Geschehen wieder aus der Welt schaffen zu wollen. Aber die Faschisten sind im Jahr 1945 nicht erschrocken und haben sich aus der Welt gestohlen. Nein, die Faschisten haben nur ihre Hemden gewechselt, die sie sich noch in den letzten Jahren vor 1945 in Frankreich, Österreich, in Spanien und vielen anderen Orten stolz angezogen haben. Ihr gemeinsamer Gruß, mit dem sie Weltgeschichte schrieben, wird hierzulande staatlich geregelt, in Italien längst wieder gezeigt. Italien, das Mutterland des Faschismus, das dieser Bewegung auch den Namen gab macht hier eine Ausnahme. Nachdem die alten und neuen Faschisten dort nicht mehr Gefahr laufen wie ihr "Duce del Fascismo" von Killern hinterrücks niedergeschossen zu werden pflegten sie sofort wieder ihre Uniformen und huldigtem öffentlich ihrem Duce und das überhaupt nicht postmodern wie hierzulande. (siehe auch: Neuer Faschismus, Neue Demokratie) . Hier haben sie in den ersten Jahrzehnten nach dem sogenannten Zusammenbruch wieder gut bürgerlich ihre Hemden samt Kravatte aus dem Schrank geholt, waren zurückgelaufen dorthin wo sie herkamen: in die bürgerliche Gesellschaft. Sie wirkten mit an der Restaurierung ihres ramponierten Staates. Dem gehörten sie bereits früher in unterschiedlichen politischen Lagern an, die sich in den Parlamenten ordentlich getrennt nach Links, Mitte und Rechts gruppierten, nahmen ihre alten Plätze wieder ein und stritten auch sofort wieder wie früher als sie die Parlamente mit Bezeichnungen wie Quasselbuden verhöhnten und einfach nur schneller zur Sache kommen wollten. Der Faschist muss auch nicht grundsätzlich menschenverachtend auftreten. Das Problem ist, das weiß in der Regel selbst der postmoderne Faschist nicht. Er glaubt wenn er mit anderen öffentlich auftritt, dass er als Bürger ihres Staates Einfluss auf die Behandlung politischer Themen als Mittler zwischen den Menschen draußen und den Politikern drinnen wirken kann. Das Parlament der bürgerlichen Gesellschaft aber ist keine res publica. Es ist ein staatlich eingerichter Ort, in dem sich die politischen Parteien abstimmen müssen. Keinesfalls aber eine öffentliche Sache wie es sein müsste und ordentlich getrennt vom Haus der Exekutive.
Das Bild, das die Aktivisen des Zentrums für Politische Schönheit veröffentlichen, ist grausam. Aber der Mensch, der da liegt, hat uns mit seinem Tod eine Botschaft hinterlassen: Ihr lasst es zu, dass wir sterben. Ihr tötet schrecklich. Nicht durch die Kugel oder das Schwert sondern durch eure Gesetze. Ich starb hier und noch im Sterben klagte ich euch an: politische Mörder. Der Mann aber neben mir wie der, der fotografierte, das ist er unter dem ich genauso gelitten habe bevor ich starb: der postmoderne Faschist. Ausgestattet mit Kamera, wohl gut genährt und völlig integriert in eure Gesellschaft des bürgerlichen Rechts sorgt er, dass seine Politiker versorgt werden auch mit dem letzten Bild von mir. Nicht einmal jetzt ihr Aktivisten wenn ich tot vor euch liege beschützt ihr meine Würde.
Edited on: Freitag, 19 Februar, 2021 20:23
Categories: Aktuelles