« Was geschieht mit meinem Grundeigentum? | Startseite | Woher hast du das Land? »

Samstag, 12 Oktober, 2019

Vorwort

Zum ersten Mal in der Geschichte stellen Geldwerte extrem reicher Menschen eine Gefahr für das Klima unserer Welt dar, die in diesem Zusammenhang kaum erkannt wird. Als eine Gefahr für die Zukunft wird stattdessen die Kehrseite der Medaille, die gewaltige Schuldenlast der Länder, diskutiert. Dabei wird es Zeit, über diese gewaltige Vermögenslast reicher Menschen nachzudenken, weil sich unter ihr das Klima der Erde weiter verändern wird.

Gewöhnlich kümmern sich Vermögensverwalter um die Geldanlagen reicher Menschen. Aufgrund der stetig ansteigenden Geldmengen haben sie inzwischen Schwierigkeiten, genügend solvente Käufer für ihre Ware Geld zu finden, beziehungsweise Verkäufer, die für Geld eine Ware anbieten, dessen Verwertung Mehrgeld in Aussicht stellt. Wegen der ungeheuer angestiegenen Warenfülle stagniert dieser Weg zunehmend, um Geld zu akkumulieren. Nur mit einer Ausnahme folgt nämlich die Ware Geld der Logik aller Waren, die das private Haus verlassen und auf dem Markt angeboten werden. Bleiben die Käufer weg, ist dies für alle Waren meist ein untrügliches Zeichen, dass die Waren überflüssig werden. Für eine Weile gelingt es oft noch, mit Preissenkungen Käufer wieder auf den Markt zu locken; aber wenn auch dieses Mittel ausgereizt ist, hilft nur noch, die Waren in großen Mengen vom Markt zu nehmen. Dann werden sie knapp und können das Spekulationsinteresse der Käufer erneut wecken.

Die Strategie der Warenbesitzer, eine Ware derart kalkulierend knapp zu halten, hat oft sogar einem Ladenhüter wieder einen Käufer beschert. Selbiges kann allerdings von der Ware Geld nicht berichtet werden. Die Ware Geld als Ladenhüter wäre zwar denkbar und auch die Methode, dieser Ware aus diesem freudlosen Zustand zu verhelfen. Das setzt aber Fraternité voraus, die nicht der Fraternité der Französischen Revolution entspricht, sondern eher auf eine Brüderlichkeit verweisen würde, die in der „De civitate Dei“ des Augustinus gegründet wäre. Diese aber wurde von den Bürgern der Französischen Revolution im Jahr 1789 aus dem Land gejagt. Niemand ist mehr bereit, sein überflüssiges Geld zu vernichten und im Schuldner den Bruder zu sehen. Dem Geist des Augustinus, wenn dieser aus dem Mund eines Thomas Müntzer gesprochen hätte, entspräche eine derartige Brüderlichkeit aber allemal. Allerdings sprach dieser Geist aus seinem getreuen Nachfolger, dem Augustinermönch Martin Luther, der dann doch nur als Beispiel für die Fraternité der französischen Revolution taugt und die Revolutionäre von Paris taten gut, diesen Geist aus dem Land zu jagen.

Im Land blieb das Geld der reichen Bürger. Es war angesichts der Tatsache, dass der letzte König des Landes die angehäuften Schulden seines Königshauses vermutlich nie mehr zurückzahlen konnte, als Vermögen der Bürger lediglich beurkundet, und diese Urkunden taugten nicht einmal, einen Hund hinter dem Ofen hervorzulocken. Das Ancien Régime war am Ende. Ein Staatsbankrott stand unmittelbar bevor. Das Volk der Franzosen aber hungerte und unter den ersten Revolutionären mischten sich noch Gläubiger, die sich um das feudale Finanzsystem nicht mehr kümmerten und eigene, revolutionäre Finanzsysteme im Kopf hatten. Ihre Idee war die Soforthilfe: Eine Währung, die auf dem Gegenwert der gewaltigen Vermögen des Klerus gegründet werden solle. Die alten königlichen ungedeckten Livres wurden gegen harte, gut gedeckte Assignaten-Livres getauscht. Noch am Ende des ersten Revolutionsjahres wurden sie gedruckt: 400.000 Assignaten, gesichert durch die Besitztümer des enteigneten Klerus, und im Jahr 1790 schien alles wirtschaftlich schon deutlich besser zu werden.

Aber es funktionierte nicht. Die Assignaten-Livres vermochten wenige Jahre später noch nicht einmal das tägliche Brot zu sichern, auf das die Sansculotten in diesen Zeiten bitter angewiesen waren. Zu oft wurden im Rausch der Spekulation die Druckmaschinen angeworfen und zuletzt waren insgesamt 45 Milliarden Assignaten-Livres in Umlauf gebracht. Gegenüber dem geschätzten enteigneten Kirchenvermögen von 2 bis 3 Millarden Livres konnte von hartem gesichertem Geld im Jahr 1796 keine Rede mehr sein.

Die vermögenden Bürger engagierten sich erst wieder, nachdem mit einem neu geschaffenen Franc eine Goldwährung ihre Darlehen zur Finanzierung der Feldzüge ihres ersten Konsuls und ehemaligen Jacobiners Napoleon Bonaparte absicherte. In der Hoffnung, dass mit militärischen Siegen über die Fürsten der feudalen Landschaften in ganz Europa nicht nur die Durchsetzung der Parolen des französischen Bürgertums gelingt, sondern dass die Eroberungen auch die für die Prägung der Goldmünzen notwendigen Werte besorgt, setzten sie nach und nach den stofflichen Teil der Moderne, den "Code civil des Français" in Europa durch. .

(Auszug aus dem Vorwort des Buches "Ende der Revolutionen")

Startseite 

Posted by Michael Schwegler at 21:09
Edited on: Freitag, 19 Februar, 2021 20:17
Categories: Vorwort (Buch)