/>   Ende der Revolutionen

Anstieg der CO2-Konzentration seit 2000 Jahren  
Quelle: Bildungsserver Hamburg 

Abstract  

Im Jahr 1789 änderte sich die Welt. Allerdings nicht am 14. Juli, sondern im Winter des 1. Revolutionsjahres in Frankreich. Um den Staatsbankrott des Ancien Regimes mittels Anleihen abzuwenden und die notwendigen Geldmittel für die Revolution zu beschaffen, führten die Vorkämpfer der bürgerlichen Gesellschaft Assignaten ein. Hierbei handelte es sich um Anweisungen, die jedem Inhaber dieses Papiers ein Teileigentum am Vermögen der katholischen Kirche zusicherte: Per Dekret vom 2. November 1789 wurde dafür im Staat Ludwigs des XVI der Grund und Boden samt den Immobilien des Klerus zur Tilgung eines Teils der Staatsschulden eingezogen.

Ein historischer Akt, der wie kein anderer eine radikale Zeitenwende einleitete. Er datiert den ersten Schritt der Transformation, an deren Ende der Grund und Boden als Sache, zunächst in Frankreich und bald danach auch außerhalb der Grande Nation, dem Zwangscharakter des bürgerlichen Rechts unterworfen wurde: Ich kaufe, also gehört es mir.

Diese simple Logik des Marktes wurde mit dem Recht des Imperators Napoleon Bonaparte als „Code Civil des Français“ weltweit durchgesetzt. Krieg, Mord und Schrecken verbreiteten sich in der Welt, und in den wenigen Landschaften, deren Menschen sich diesem bürgerlichen Recht noch nicht unterwarfen, sprechen heute noch die Waffen.

Das Recht auf Eigentum an Boden muss als Recht von Barbaren bezeichnet werden. Die Behauptung, mit der Bildung der Nationalstaaten entspreche es der praktischen Vernunft eines Immanuel Kants, kann widerlegt werden; aber wer liest schon Kant? Wen kümmert überhaupt noch diese Sache?

Die Menschen orientieren sich in ihrer Mehrheit an den herrschenden Medien, und solange es ihnen besser geht als den Hungerleidern außerhalb ihres Hauses, wählen sie die politische Partei, die verspricht, dass ihr Tisch im eigenen Haus gut gedeckt ist. Sie wähnen sich in Sicherheit; jedoch mit dem Recht auf Eigentum an Boden haben sie die Büchse der Pandora geöffnet.

Der Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre steigt seither exponentiell an: Für ihre Märkte verbrennen Besitzende die über Jahrmillionen gebildeten natürlichen Stoffe der Erde, und das gleiche Recht der Bürger sorgt dafür, dass sie heute zusehen müssen, wie das Klima der Erde sich verändert. Die Hoffnung, die zunächst in der Büchse der Pandora zurückblieb, ist mit der Moderne entwichen, so dass bezweifelt werden kann, dass der Klimawandel noch gestoppt wird. Sicher ist nur, die politischen Parteien werden ihn nicht stoppen. Wieder Hoffnung böte ein erster gesetzlicher Schritt, wenn mit der Änderung des § 903 BGB der Grund und Boden aus dem Sachenrecht befreit wird und der Boden der Erde wieder der Natur anheim fällt. Sie ist die quasi Eigentümerin des Bodens. Diese Wahrheit kann der Mensch nicht außer Kraft setzen.

Der Autor klärt nicht nur auf, er formuliert einen Ausweg mit einem System von Verfügungs- und Stimmrechten über die Nutzung des Bodens, damit dieser zukünftig hoffentlich als herrenloser Boden der praktischen Vernunft des Menschen zugeführt werden kann.



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Donnerstag, 13 Februar, 2020

Alle Tränen sind salzig…….

In Europa können wir die Straße der Tränen mit einem Datum, dem 5. August 1942, benennen. Auch in Amerika hat die Straße der Tränen ein Datum. Am 6. Juni 1838 begann die Deportation.

Die Mächtigen verzichteten auf Rechtsstaatlichkeit und tun das noch heute, wenn ihr System in Frage gestellt wird.

Die Verträge, die alle unterzeichnet werden müssen, weil das ihr Vertragsrecht so verlangt und damit anders ist als vormals das göttliche Recht, das nie das Recht eines Gottes war, weil es ihn nicht gibt, aber zu dem wir finden können und Matthäus und Lukas auch nur die Richtung anzeigen, in die gegangen werden muss, wenn wir wenigstens seine Natur schauen wollen: Auch ein Hund hätte mit seiner Pfote die Deportation der Cherokee unterzeichnen können. Allein die Form war zu wahren.

Dieser Satz war lang, ich weiß, aber er muss gelesen werden sonst sind wir verloren.

Posted by Michael Schwegler at 10:07
Edited on: Donnerstag, 13 Februar, 2020 13:06
Categories: Der einfache Mensch

Samstag, 08 Februar, 2020

Beugehaft

Chelsea Manning blieb bei ihrem NEIN und sitzt seitdem in Haft. Sie bekommt zusätzlich für jeden Tag, an dem sie bei ihrem NEIN bleibt, 1000 Dollar Strafe aufgedrückt; da wird sie sich wohl beugen. Chelsea Manning aber ist ein Mensch guten Willens und würde lieber verhungern, als gegen Wikileaks auszusagen und sich der Vernunft der Anderen zu unterwerfen.

Wie Chelsea Manning sind wir spätestens seit dem Jahr 1804 alle, die guten Willens sind, in Beugehaft.

Seitdem der freie Wille (liberum arbitrium) des Menschen unter die Doktrin des geknechtenen Willen (De servo arbitrio) geraten ist, der mit dem volonté général von Rousseau seinen politischen Ausdruck erfuhr, wird die Beugehaft nicht enden. Die 1000 Dollar Strafe müssen wir nicht fürchten. Im Gegenteil: Sie ködern uns damit tagtäglich, damit wir zufrieden sind und sie werden weiter unsere Zellen ausstatten mit allerlei unnützem Zeug und dafür die Natur verbrennen. Das galt unter der politischen Formel panem et circenses schon immer: Allerdings mit der entscheidenden Ausnahme, dass sie bis zum Jahr 1804 die Natur dafür nicht verbrannten. Darüber sollten wir nicht irren.

Posted by Michael Schwegler at 10:22
Edited on: Mittwoch, 12 Februar, 2020 10:18
Categories: Aktuelles

Donnerstag, 06 Februar, 2020

Vor unseren Augen kreiert sich ein mörderisches System

das schrieb Herbert Ludwig auf https://fassadenkratzer.wordpress.com. Die bürgerliche Aufklärung, die mit Auschwitz endete, muss mehr denn je, aber jetzt als antibürgerliche Aufklärung, über die Funktion des Bürgerlichen Rechts Auskunft geben. Der Mensch Julian Assange ist nicht das erste Opfer, das im Namen des Volkes und unter Anwendung des Rechts zerstört wird. Es ist unerträglich, dass deutsche Politiker hier zusehen. Sie reden, das mag sein, aber sie handeln nicht.

Assange braucht ein politisches Asyl in Deutschland und Deutschland muss raus aus der Nato. Ein Bündnis mit den USA darf es nicht mehr geben. Die USA haben andere Gesetze wie die Bundesrepublik Deutschland. Wir kennen diese Gesetze nicht; wir kennen nur die Gesetze hier. Die aber sind ähnlich: Klären wir auf !

Friedrich Nietzsche hat das sehr früh erkannt; sein Text vom neuen Götzen Staat ist aktueller denn je. Er schrieb den Text im Jahr 1871 und viele tun ihn ab mit dem Hinweis, dass sein Text heute überholt sei, einen anderen Staat beschreibe. Das ist aber ein Irrtum. Inzwischen ist der Staat bei vielen Menschen in den Köpfen, so dass sie ihn nicht mehr sehen. Da soll er auch hinein meinen die Faschisten; dafür trugen sie ihre Hakenkreuze und beflaggten ihre Straßen: Herrisch sollte es wirken und jeder soll sehen und wissen, dass es einen Führer gibt. Generationen wurden geführt - in den Tod. Im Internet findet sich manch kritischer Text, aber dem Leser werden keine konkreten Perspektiven aufgezeigt und ein Wahlboykott wäre ein falscher Weg. Allgemeine Wahlen, die in jahrzehntelang andauernden und erbitterten Kämpfen dem bürgerlichen Staat von der Arbeiterbewegung abgetrotzt werden konnten, bilden heute die Achillesferse der demokratischen Gesellschaften. Aber wir dürfen nicht die Parteien wählen sondern nur die, die sich als Repräsentanten zur Wahl stellen. Wir dürfen die Exekutive nicht weiter stärken, sie ist längst viel zu stark und Julian Assange erlebt gnadenlos aktuell die autoritären Staaten. Mit Schweden ist nun auch diesem Wohlfahrtsstaat die Charaktermaske abgenommen worden. Viele müssen tagtäglich unter den Exekutivorganen der Staaten leiden; sie bleiben meist immer namenlos, weil viel zu Viele leiden und wieder zu oft weggeschaut wird.

Posted by Michael Schwegler at 9:49
Edited on: Samstag, 08 Februar, 2020 8:23
Categories: Aktuelles

Montag, 27 Januar, 2020

Sei kein Zuschauer,

das wünschten sich nicht nur Überlebende des Holocaust, das wünschen sich viele der Überlebenden. Einer wünschte sich, dass „sei kein Zuschauer“ als 11. Gebot den übrigen 10 Geboten des alten Testaments hinzugefügt werde. Er wünschte sich keine Rache, er wünschte sich nur dieses 11. Gebot.

Sie überlebte Auschwitz, wohin sie als Kind gebracht wurde. Sie überlebte als hätte Gott seine Hand über sie gehalten. Das sagen oft die Gläubigen wenn es um Kinder geht, die doch besonders beschützt werden müssten. Aber das stimmt nicht: Gott war gar nicht da, nicht bei den Kindern und auch nicht bei den Erwachsenen; er war einfach nicht da damals in Auschwitz, in Treblinka, in Dachau, in Bergen-Belsen und in den weiteren Hunderten von Vernichtungs- und Konzentrationslagern weltweit: Nie war er da. Nur die Mörder waren überall da, die immer überall da sind und unter uns leben. Sie bedienen sich des öffentlich geduldeten Rassenhasses, den Luther schon predigte und halten sich im Training; sie sind immer bereit. Der Staat schaut nicht hin; er schaut weg.

Die praktizierenden Katholiken verbieten ihn auch nicht: „Die haben unseren Jesus ans Kreuz genagelt!“ So rief das eines Tages meine Mutter. Ich fragte sie als ich längst erwachsen war. Sie meinte nicht die Protestanten, sie meinte die Juden, was ihren Rassismus katholischer Prägung nicht entschuldigt, im Gegenteil. Der Bruch war plötzlich und vollständig. Ich fragte sie nie wieder.

Dem Wusch der Überlebenden werde ich nachkommen und nie zuschauen. Das fällt mir nicht schwer; ich schaue nicht weg und deshalb schreibe ich wenn ich zur Ruhe komme. Das Gebot „sei kein Zuschauer“ werde ich als 2. Gebot nach dem 1. Gebot: „Du sollst nicht töten“ immer beachten. Die übrigen Gebote kenne ich kaum mehr und über das Gebot „du sollst nicht begehren deines nächsten Weib“, habe ich schon geschrieben, dieses Gebot zu beachten war früher einmal nicht leicht für mich.

Mit diesem 2. Gebot kann es Versöhnung geben und mit diesem Gebot wäscht auch keine Hand die andere; diese Hände halten sich und sorgen sich um das Gemeinsame.

Wir haben nie gelitten wie diejenigen, die das Grauen von Auschwitz erleben mussten. Wir gehören zu einer Generation von scheinbar Auserwählten. Wir sind aber nicht auserwählt und überall um uns herum sprechen längst wieder die Waffen. Auch in Europa, das sie unter allen Umständen nach dem verheerenden Krieg endlich befrieden wollten und dafür politisch viel taten bombten sie bereits wieder; völkerrechtswidrig zerschlugen sie endgültig den als blockfreies Hoffnungswerk nach 1945 gegründeten Vielvölkerstaat der Sozialistischen Förderativen Republik Jugoslawien, der uns damals schon die Richtung zeigte, in der wir gehen sollen. Auch daran sollte 75 Jahre nach Auschwitz gedacht werden damit auch dort hingesehen wird obwohl dort inzwischen alles leer ist. Da war es schon einmal anders, bevor auch dort die Konsumgesellschaft einzog.

Als einziges Land in Europa wurde während der Phase, in der sich die alten Systeme um dieses Land herum restaurierten und dem heißen einen kalten Krieg folgen ließen, das Ableben des Staates diskutiert.Der Staat sollte die Produktionsmittel im Namen der Gesellschaft als einen letzten Akt sich aneignen, um dann als Staat absterben zu können. Der Begriff des gesellschaftlichen Eigentums müsse vom Staatseigentum strikt unterschieden werden. Staatseigentum müsse dem Sozialismus jugoslawischer Prägung ebenso fremd sein wie das Privateigentum, da es ein Monopol wirtschaftlicher und politischer Macht darstellt und damit zur Ausbeutung der Menschen beiträgt. Das war klar die Richtung in die gegangen werden muss wenn der Grund und Boden wieder herrenlos werden soll, wie ihn vor sehr langer Zeit die Natur einmal geschaffen hat. Eine lange Zeit waren die Menschen nur der Natur unterworfen, was schwer genug war, und entwickelten sich in direkter Auseinandersetzung mit der Natur. Die Apologeten der Herrschaft von Menschen über Menschen behaupten diesen Naturzustand zum Ausgangspunkt ihrer Ideologie vom Segen, der von den ersten Herren ausgegangen sei, um die Menschen vor sich selbst und der Natur zu beschützen. Sie waren schon immer verlogen wie heute ihr Staat lügt.

Als Studenten schauten wir nach Jugoslawien, besuchten das Land und sahen vor Ort. Peter Handke schaute auch vor Ort und erzählte viel über Jugoslawien; er verstand sich hervorragend im Schreiben. Darüber wie sie, die Vertreter der westlichen Wertegemeinschaft, deshalb Peter Handtke heute in ihren Medien behandeln muss nicht berichtet werden. Darüber berichten die Anderen, da müssen wir nicht lesen.

Während unseres Studiums schauten wir fast zwangsläufig irgendwann nach Auschwitz. Damals wurde von Auschwitz in keiner Schule berichtet, in der die Alten unterrichteten, die nach dem Krieg dort wieder arbeiteten, nachdem sie ihre Hemden und Hakenkreuze wieder in den Schrank gehängt hatten. Sie unterrichteten Staatsbürgerkunde und in diesen Schulbüchern kamen die Städte des Grauens, die damals doch der Staat eingerichtet hat, nicht vor. Orte, die deshalb mir bis ins Erwachsenenalter unbekannt blieben, obwohl die Lehrer sie kannten. Ich musste sie selber entdecken. Als ich die ersten entdeckt hatte tauchten in erschreckend hoher Zahl die anderen auf. Die Mauer des Schweigens war durchbrochen. Sie blieb aber stehen und rührte sich weiter nicht.

Es war auch keine Vorsehung, es war Zufall: Dort auf einem größeren Erdhaufen ganz oben befand sich der Sandkasten schräg gegenüber dem Haus, indem ich die ersten sechs Lebensjahre verbrachte. Es muss täglich gewesen sein, dass wir in diesem Sandkasten spielten. Jedenfalls immer, wenn nicht im Kindergarten gespielt werden konnte. An weitere Orte erinnere ich mich kaum. Er war ringsherum mit Holzbrettern eingefasst, so dass wir ordentlich unsere Kuchen backen konnten, von denen wir mitunter sogar gekostet haben; das Spiel sollte echt sein. Echt war der Ort, von dem uns nie berichtet wurde, auch später nicht, als ich längst zur Schule ging und am Sandkasten nur noch vorbeilief. Ich bin mir sicher, dass die anderen Kinder auch nichts über diesen Ort wussten außer eben von diesem Sandkasten. Erst im Studium, als zum Lernen ein Forschungsdrang hinzukam, der vor allem bei jedem Zu- und Hinschauen immer die Begriffe verlangte, die das Gesehene erst völlig verständlich machten entdeckte ich, dass dieser grün bewachsene und ansonsten trostlose Erdhaufen, der noch heute von zwei Straßen und einem trostlosen Schulgelände eingefasst ist den Platz hergab, auf dem sie früher ihre Synagoge errichteten. Das fragte ich mich in Berlin fernab von zuhause wo denn in meiner Geburtsstadt mit immerhin 50.000 Einwohnern ihre Synagoge überhaupt stand. Diese Kleinstadt kannte ich auswendig und kein Hinterhof war mir unbekannt. Auch die Ortsteile waren mir vertraut und vor allem jener, dessen Namen mit Jebenhausen an sie erinnerte: „Dort wo die Juden hausen“ sollen sie noch im Jahr 1839 gesagt haben als Jebenhausen als Dorf mit 538 jüdischen Bürgern nahezu gleichviel Bürger hatte wie die dort lebenden Christen ausmachten. Dort hausten sie damals und heute schon längst nicht mehr. Am Reformationstag 1938 konnten sie dort nicht wüten, weil ihre Synagoge bereits im Jahr 1905 abgerissen wurden. Zuvor wanderten sie bereits aus oder zogen über den kleinen Hügel nach Norden in meine Geburtsstadt. Dort aber werden sie gewütet haben, da war ich mir sicher. Der braune Flecken in meiner Forschungsarbeit zur CSU in Bayern, in der auch die Wahlergebnisse der NSDAP zur Reichstagswahl im März 1933 akribisch und deutschlandweit eingetragen waren, hob sich auffallend das Gebiet meiner Geburtsstadt hervor und nur die katholischen Gemeinden ringsherum blieben dort weiß. Am Ende wurde ich in der Bibliothek fündig. Dort an meinem Sandkasten stand sie. Sie brannte in der Reichspogromnacht bis auf die Grundmauern nieder. Heute gibt es in meiner Stadt keine Synagoge mehr, zu Wenige leben wieder dort, die in ein solches Gotteshaus des alten Testaments hinein wollen.

Solange dieser Antisemitismus in Deutschland in den fruchtbaren Boden ihren Hass sähen kann, den die Pest des Protestantismus immer fruchtbar hält, werden sie dort auch nicht mehr hausen. Die Saat könnte wieder massenhaft aufgehen. Sie haben auch nie dort gehaust, sie haben dort gelebt.

Das Grauen von Auschwitz darf nie mit irgend etwas verglichen werden. Wir können Auschwitz deshalb nur still gedenken und sollten immer wieder unsere persönliche Stimme erheben und den Nachkommen berichten, so dass die Erinnerung nie verlöscht.

Der Zukunft angesichts des dramatischen Anstiegs des Kohlenstoffdioxids dürfen wir in dieser Sache nicht still gedenken; im Gegenteil: Wir müssen aufstehen und handeln wo wir können. Nicht Aufstehen, wie das die politische Linke versucht und nicht wirklich aufstehen wird. Sie sitzt und hofft auf Regierungsverantwortung, um ihr Programm der sozialen Gerechtigkeit politisch umsetzen zu können; als Kompromiss. Wie alles im Kompromiss politisch verhandelt wird. Das sagte Frau Merkel vollkommen richtig, dass Politik das ist, was durchsetzbar ist. So werden sie immer handeln und erst aufstehen, wenn es zu spät ist: Sie werden sagen, dass es nicht durchsetzbar war, den Anstieg des Kohlenstoffdioxids zu stoppen und jetzt sei es zu spät: Nehmt Abschied Brüder und Schwestern. Das Drama der Postmoderne endet; der Faschismus endet.

Den aber wollten nicht nur die Überlebenden bereits nach ihrer Befreiung im Jahr 1945 beenden. Das wünschten sich auch viele damals im zerstörten Deutschland. Über diesen Wunsch muss nicht berichtet werden. Hier standen wir schon immer in der Verantwortung.

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Posted by Michael Schwegler at 18:33
Edited on: Donnerstag, 13 Februar, 2020 17:01
Categories: Aktuelles

Freitag, 24 Januar, 2020

Wahlen - eine Willenserklärung

besser: ein Blankoscheck, den man besser nicht ausfüllen sollte.

Massenhaft stellen die Wähler ihn aus, wenn sie zur Wahl gehen. Wenn dann skrupellose Politiker in den Krieg ziehen, ob alleine oder mit Anderen im Bündnisfall, hat der Wähler das akzeptiert; er hat eine freie Willenserklärung unterschrieben, die er mit seiner Zweitstimme beurkundet hat. Sein kleines Kreuz gilt und dass er es war, der da ein Kreuz gesetzt hat, wurde amtlich durch die Vorlage des Wahlzettels samt Personalausweis registriert. Da ist der demokratische Staat genau, das ist Gesetz. Der Wähler hat jetzt seinen Willen bekundet, der jetzt vollzogen wird! Er, der Staat, wird jetzt in seinem Namen, im Namen des Volkes, die Willenserklärungen politisch erledigen. Dem Wähler bleibt der geknechtete Wille, von dem bereits Martin Luther schrieb: De servo arbitrio.

So habe er das nicht gemeint; doch schon früher galt: Mitgefangen, mitgehangen, das gilt bei allen Entscheidungen, die auf einem Vertrag gegründet sind. Das war doch der Entwurf von John Locke, der damit schon die indigenen Völker in Amerika reingelegt hat. Die unterschrieben auch, allerding waren die Gewehre auf sie gerichtet. An diesem Prinzip hat sich aber im Grunde nichts geändert. Es gibt mit einem Vertrag keine Gerechtigkeit. Aber wir dürfen trotzdem hoffen.

Jeder der menschlich denkt sollte eine Zweitstimme nicht geben. Dieses "nicht geben" sollte in politischen Dingen immer gelten und würde uns vor dem Schlimmsten bewahren; zumindest könnten wir hoffen; wir, die im Abseits stehen. Wir können die Ungerechtigkeit nicht akzeptieren und unterschreiben deshalb nicht. Auf dem Wahlzettel machen wir bei der Zweitstimme ein großes Kreuz, durchkreuzen den politischen Plan und wählen ungültig. Aber nicht ganz; da ist noch die Erststimme. Hier gilt natürlich was längst schon geschrieben und oft gesagt wurde:

Vergesst nicht,

dass diejenigen Menschen euch am besten dienen werden, die ihr aus eurer eigenen Mitte wählen werdet, die das gleiche Leben wie ihr führen und die gleichen Leiden ertragen wie ihr.

Hütet euch vor Leuten, die viel reden. Vermeidet vom Schicksal Begünstigte, denn selten nur wollen diejenigen, die ein Vermögen besitzen, in den Arbeitenden ihre Nächsten sehen.

Wählt eher diejenigen, die sich um eure Stimme nicht bewerben. Der wahre Verdienst ist bescheiden, und es ist die Sache der WählerInnen, ihre KandidatInnen zu benennen und nicht der KandidatInnen, sich erst vorzustellen.

Viele vergessen es aus Bequemlichkeit, vielleicht auf Druck der Anderen, die auch der Werbung folgen und nicht Sand im Getriebe der Welt sein wollen. Aber diese Anderen liefern den Schmierstoff, der wiklich die Hände schmiert, damit das Quid pro quo leichter fällt und schnell erledigt ist. Studiert die Kandidaten; vielleicht bewerben sich einige, bei denen man zumindest den Eindruck haben kann, dass sie jetzt verstanden haben was die Uhr zeigt: Es ist vielleicht schon zu spät, mit Maßnahmen zu versuchen den Anstieg des Kohlendioxidgehalts in der Atmosphäre aufzuhalten; wir wissen es nicht. Die Natur ist mächtig und gehorcht einem absoluten Willen - et voluntas Domini - ; kümmert sich nicht um den volonté général, dem die Menschen gehorchen und der sie ins Verderben führen wird. Das wissen wir und das können wir wissen. Zumindest bei Wahlen sollten wir das immer klar äußern und die Stimme für einen volonté général konsequent verweigern. So wie wir immer einen Vertrag nur unterschreiben sollten, wenn dieser unseren freien Willen ausdrückt und diese freie Willensäußerung erst mit der Unterschrift wirksam werden sollte, wenn das Kleingedruckte und alle Interpretationsmöglichkeiten des Vertrags penibel studiert wurden. Oftmals aber, und das ist häufig der Fall, werden wir wohl unterschreiben müssen, weil "die Gewehre" auf uns gerichtet sind. Das sind sie bei Wahlen allerdings noch nicht, das kann aber noch kommen; verweigern wir deshalb immer diese Unterschrift unter die Zweitstimme; dann müssen sie irgendwann Farbe bekennen. Bis dahin werden die Überhangsmandate zumindest den Bequemen zu schaffen machen, denn nur diese Überhangs-Mandatsträger können behaupten, dass sie vom Souverän, der eigentlich keinesfalls der Souverän sein sollte, ins Parlament gewählt wurde.

Posted by Michael Schwegler at 7:36
Edited on: Mittwoch, 12 Februar, 2020 10:14
Categories: Aktuelles

Dienstag, 21 Januar, 2020

Omnia sunt communia

Alles gehört allen, das Recht müsse neu geregelt werden; so sagte das Thomas Müntzer.

Aber hier irrt Thomas Müntzer. Wie Luther trug er den Bazillus auch in sich und dieser befiel mit der Pest des Protestantismus die Bauern und Handwerker.

Nicht alles gehört allen, darüber zu streiten wäre töricht. Die Bedürfnisse des Menschen müssen wieder einem freien Willen zugeführt werden. Deshalb führt die Werbung immer weg von der Natur und entfremdet den Menschen. Wenn der Einzelne das nicht weiß, darf er sich nicht wundern wenn ihm die Natur insgesamt völlig fremd wird; dann aber ist es zu spät. Allen gehört dann die entfremdete Natur, die während seiner Gewissenlosigkeit ausgebildet wurde von den Anderen, die ihn dafür mit Brot und Spielen unterhielten und einem Fernsehen, das sie an Umfang derart ausweiteten, dass selbst der Dümmste nicht verstehen kann, wer das denn noch sehen kann. Jetzt, wenn alle ihm sagen, dass da was passiert sei wird er mit der Frage konfrontiert ob ein ungebremster CO2-Anstieg am Ende gar nicht mehr verhindern werden kann. Während den Zeiten davor schwor er auf den Konsumismus so wie Müntzer auf den Wahn eines Sieges David gegen Goliath schwor; damals bei den Bauern und Handwerkern, so dass dieser Glaube sich ausbreiten konnte. Damals mussten viele durch diese Pest des Protetantismus ihr Leben lassen. Jetzt sitzt er da, der Mensch, handelt aber nicht; dafür sei es noch zu früh man wisse ja auch nicht genau.

Die Gefahr besteht auch jetzt schon, dass künftig immer mehr Menschen, die wegen den klimatischen Veränderungen in die verbliebenen Gebiete auf diesem Planeten flüchten, in denen noch ohne Not gelebt werden kann, ihr Leben lassen müssen; im Mittelmeer oder durch die Waffen der Söldnerheere.

In diesem Sinne war Thomas Müntzer ein Revolutionär: Er wollte das Gute und erntete das Böse. Das Gute war ganz anders als das, was Luther für gut hielt; er drehte den Altar und wandet sich von Angesicht zu Angesicht den Menschen zu, was Luther von ihm abschaute. Er predigte nicht nur von den Unterdrückten und Entrechteten, von der Mühsal der Beladenen; er lebte unter ihnen. Aber er vertraute ebenfalls wie Luther nur auf den Geist Gottes anstatt auf das Leben. Der freie Wille des Menschen erfährt durch die Maxime, dass es besser ist in bitterster Armut zu leben als sich vor dem Herrn zu beugen den edelsten Ausdruck. Das hat mit allen Anderen, die um einen herum sind nichts zu tun; es geht um den eigenen Willen. Den predigten übrigens beide nicht.

Posted by Michael Schwegler at 14:51
Edited on: Montag, 10 Februar, 2020 19:24
Categories: Der einfache Mensch

Montag, 13 Januar, 2020

Jean-Jacques Rousseau, Du Contrat Social, Buch 4, Kap. 8

"Wer zu sagen wagt, “außerhalb der Kirche gibt es kein Heil”, muß aus dem Staat verjagt werden."

Ich wage es. Ich denke an den Katholizismus und keinesfalls an die katholische Amtskirche. An die Kirche, von der auch Erasmus von Rotterdam überzeugt war, dass an ihr trotz der Übel und den allerwiderwärtigsten Verbrechen, die vom Pontifex der katholischen Kirche zu verantworten sind, festgehalten werden muss; weltumspannend: Mit Spinozas „Deus sive Natura“ haben wir gar keine andere Wahl wenn diese Erde, die auf wunderbare geheimnisvolle Weise geschaffen wurde, erhalten werden soll: Wer nimmt uns das Recht diese Heilsbotschaft zu erfahren nachdem wir auf diese Welt gekommen sind?

Mit dieser Heilsbotschaft können wir die Jahre, in denen wir auf dieser Erde leben, in wahrem Humanismus leben; wenn wir stark genug sind und uns vor ihm nicht fürchten: Vor diesem Staat, von dem Nietzsche so treffend berichtet hat:

„Irgendwo gibt es noch Völker und Herden, doch nicht bei uns, meine Brüder: da gibt es Staaten. Staat? Was ist das? Wohlan! Jetzt tut mir die Ohren auf, denn jetzt sage ich euch mein Wort vom Tode der Völker. Staat heißt das kälteste aller kalten Ungeheuer. Kalt lügt es auch; und diese Lüge kriecht aus seinem Munde: »Ich, der Staat, bin das Volk.« Lüge ist's! Schaffende waren es, die schufen die Völker und hängten einen Glauben und eine Liebe über sie hin: also dienten sie dem Leben. Vernichter sind es, die stellen Fallen auf für Viele und heißen sie Staat: sie hängen ein Schwert und hundert Begierden über sie hin. Wo es noch Volk gibt, da versteht es den Staat nicht und hasst ihn als bösen Blick und Sünde an Sitten und Rechten. Dieses Zeichen gebe ich euch: jedes Volk spricht seine Zunge des Guten und Bösen: die versteht der Nachbar nicht. Seine Sprache erfand es sich in Sitten und Rechten. Aber der Staat lügt in allen Zungen des Guten und Bösen; und was er auch redet, er lügt – und was er auch hat, gestohlen hat er's. Falsch ist Alles an ihm; mit gestohlenen Zähnen beißt er, der Bissige. Falsch sind selbst seine Eingeweide. Sprachverwirrung des Guten und Bösen: dieses Zeichen gebe ich euch als Zeichen des Staates. Wahrlich, den Willen zum Tode deutet dieses Zeichen! Wahrlich, es winkt den Predigern des Todes! Viel zu Viele werden geboren: für die Überflüssigen ward der Staat erfunden! Seht mir doch, wie er sie an sich lockt, die Viel-zu-Vielen! Wie er sie schlingt und kaut und wiederkäut! »Auf der Erde ist nichts Größeres als ich: der ordnende Finger bin ich Gottes« – also brüllt das Unthier. Und nicht nur Langgeohrte und Kurzgeäugte sinken auf die Knie! Ach, auch in euch, ihr großen Seelen, raunt er seine düsteren Lügen! Ach, er errät die reichen Herzen, die gerne sich verschwenden! Ja, auch euch errät er, ihr Besieger des alten Gottes! Müde wurdet ihr im Kampfe, und nun dient eure Müdigkeit noch dem neuen Götzen! Helden und Ehrenhafte möchte er um sich aufstellen, der neue Götze! Gerne sonnt er sich im Sonnenschein guter Gewissen, – das kalte Untier! Alles will er euch geben, wenn ihr ihn anbetet, der neue Götze: also kauft er sich den Glanz eurer Tugend und den Blick eurer stolzen Augen. Ködern will er mit euch die Viel-zu-Vielen! Ja, ein Höllenkunststück ward da erfunden, ein Pferd des Todes, klirrend im Putz göttlicher Ehren! Ja, ein Sterben für Viele ward da erfunden, das sich selber als Leben preist: wahrlich, ein Herzensdienst allen Predigern des Todes! Staat nenne ich's, wo Alle Gifttrinker sind, Gute und Schlimme: Staat, wo Alle sich selber verlieren, Gute und Schlimme: Staat, wo der langsame Selbstmord Aller – »das Leben« heisst. Seht mir doch diese Überflüssigen! Sie stehlen sich die Werke der Erfinder und die Schätze der Weisen: Bildung nennen sie ihren Diebstahl – und Alles wird ihnen zu Krankheit und Ungemach! Seht mir doch diese Überflüssigen! Krank sind sie immer, sie erbrechen ihre Galle und nennen es Zeitung. Sie verschlingen einander und können sich nicht einmal verdauen. Seht mir doch diese Überflüssigen! Reichtümer erwerben sie und werden ärmer damit. Macht wollen sie und zuerst das Brecheisen der Macht, viel Geld, – diese Unvermögenden! Seht sie klettern, diese geschwinden Affen! Sie klettern über einander hinweg und zerren sich also in den Schlamm und die Tiefe. Hin zum Throne wollen sie Alle: ihr Wahnsinn ist es, – als ob das Glück auf dem Throne sässe! Oft sitzt der Schlamm auf dem Thron – und oft auch der Thron auf dem Schlamme. Wahnsinnige sind sie mir Alle und kletternde Affen und Überheiße. Übel riecht mir ihr Götze, das kalte Untier: übel riechen sie mir alle zusammen, diese Götzendiener. Meine Brüder, wollt ihr denn ersticken im Dunste ihrer Mäuler und Begierden! Lieber zerbrecht doch die Fenster und springt in's Freie! Geht doch dem schlechten Geruche aus dem Wege! Geht fort von der Götzendienerei der Überflüssigen! Geht doch dem schlechten Geruche aus dem Wege! Geht fort von dem Dampfe dieser Menschenopfer! Frei steht großen Seelen auch jetzt noch die Erde. Leer sind noch viele Sitze für Einsame und Zweisame, um die der Geruch stiller Meere weht. Frei steht noch großen Seelen ein freies Leben. Wahrlich, wer wenig besitzt, wird um so weniger besessen: gelobt sei die kleine Armut!Dort, wo der Staat aufhört, da beginnt erst der Mensch, der nicht überflüssig ist: da beginnt das Lied des Notwendigen, die einmalige und unersetzliche Weise. Dort, wo der Staat aufhört, – so seht mir doch hin, meine Brüder! Seht ihr ihn nicht, den Regenbogen und die Brücken des Übermenschen? – Also sprach Zarathustra.“

Wagt er es zu sagen, dass wir Nietzsche nicht lesen und statt dessen uns seinem volonté général unterwerfen sollen? Dieser hat uns Auschwitz beschert!

Im Führerstaat der westlichen Wertegemeinschaft, den Vereinigten Staaten von Amerika, morden sie wie anderswo auch. Sie haben dort zwar immer schon gemordet, das aber sollte nicht so offen bekannt werden. Es wurde bekannt. Diejenigen, die es nicht nur bekannt gemacht und trotz der Gefahr um ihr Leben dokumentiert und belegt haben, werden strafverfolgt. Sie hätten Geheimnisse des Staates verraten. Aber nicht erst seit Nietzsche könnten wir wissen, dass das keine Geheimnisse sind. Er mordet überall und schon immer: In Nord und Süd, Ost und West, mit diesem Ding ist kein Auskommen nur Tod, wenn man sich ihm nicht unterwirft und ihn anbetet.

Wir dürfen uns vor dem Staat nicht wieder fürchten. Er ist längst übermächtig und wird uns zerdrücken wie eine Wanze, wie Martin Luther schon den Erasmus zerdrücken wollte. Das müssen wir alles begreifen. Wenn wir das begriffen haben würden wir die Gesetze ändern.

Hinter dem Staat verbergen sich die Führer der Staaten. Die sorgen dafür, dass wir das nicht begreifen, denn die Einkommen und die Sicherheit dieser Sichsorgenden hängen davon ab. Deshalb haben sie diese Wertegemeinschaft um sich geschart, die aus den Sichsorgenden besteht; da fühlen sie sich sicher. Sie handeln natürlich nie mit eigenen Namen, sie handeln und sorgen sich im Namen des Volkes. So steht es in den bürgerlichen Gesetzbüchern, dort schreiben sie das immer ab und befehlen, damit sie weiter darin abschreiben können. Keiner soll ein anderes Gesetzbuch haben! Unsere Brüder und Schwestern, die sich bereit erklären, ihre Befehle auszuführen darf man nicht Mörder*innen nennen; das haben sie auch in das Bürgerliches Gesetzbuch geschrieben und sagen unseren Brüdern und Schwestern, die gemordet haben, dass sie keine Mörder*innen sind. So einfach ist das.

Wagen sie es also? Wir dürfen uns, auch wenn die Gesetze sich nicht ändern, aber nicht fürchten. Und wenn er kommt und er es wagt, sollten wir ihn, wenn er uns mordet, keines Wortes würdigen. Das sind wir den Toten von Auschwitz schuldig.

Ob Julian Assange die USA eines Wortes noch würdigt wissen wir nicht. Er ist noch ein lebendiger Beleg, dass Nietzsche das sehr genau geschrieben hat; vergesset seine Worte nicht. Julian Assange ist nur einer von Vielen, die meist namenlos leiden; keiner kümmert sich um ihre Namen. Egal ob einer oder Millionen, nie dürfen bei Leiden von Menschen Zahlen eine Rolle spielen.

Posted by Michael Schwegler at 16:46
Edited on: Freitag, 31 Januar, 2020 7:14
Categories: Der einfache Mensch

Homo homini lupus

E.M.schrieb: Sie schreiben von herrschaftsfreier Zeit, wie soll die aussehen? Homo homini lupus, so war das schon immer. Es braucht eine weise Regierung die dafür sorgt, daß die Menschen nicht übereinander herfallen, daß die Starken sich nicht an den Schwachen vergreifen und daß jeder eine Chance im Leben bekommt. Darüber hat man sich zu allen Zeiten Gedanken gemacht und es gab verschiedene Antworten auf die immer gleiche Frage: welche Struktur braucht eine Gesellschaft, in der alle ihr Auskommen finden und keiner "hinten runter fällt"? Tut mir leid, allein aus dem guten Willen aller Beteiligten kann daraus nichts werden. Wir Menschen sind nun einmal ein Lumpenpack.

Antwort: So schrieb das selbst Thomas Hobbes nicht. Er benutzte diesen Ausdruck als Beschreibung für das Verhältnis zwischen den einzelnen von Menschen geschaffenen Staaten. Das ist eine lange Geschichte. Der Satz stammt auch aus einer römischen Komödie; wir sollten sie enden lassen. Der Mensch ist anders. Richtig allerdings ist, dass die Freiheit des Menschen Grenzen haben muss. Dafür habe ich das System der Nutzungs- und Stimmrechte über den Boden geschrieben. Mit diesem praktischen System behaupte ich, eine neue Form der Begegnung des Menschen mit Natur gefunden zu haben.

Posted by Michael Schwegler at 6:55
Edited on: Montag, 13 Januar, 2020 9:32
Categories: Kommentare

Calvin ungeschoren?

E.M. schrieb: Über fassadenkratzer fand ich einen link zu Ihnen und komme nun mit einer Frage: wenn Sie so auf Luther (und Jefferson) schimpfen, warum lassen Sie dann Calvin ungeschoren? Dessen Prädestinationslehre entschuldigt doch alles, jede Umweltsauerei, wenn sie durch materiellen Erfolg gekrönt ist und somit beweist, daß auf dem Ausübenden Gottes Segen liegt. Es scheint dem Charakter vieler Niederländer und Schweizer sehr entgegenzukommen, denn dort blüht der krasse Materialismus.

Antwort: Ich hoffe, ich schimpfe nicht über Luther und Jefferson. Damit kritisieren Sie mich doch heftig. Vielleicht meinen Sie das aber anders. Richtig weisen sie auf Calvin hin, der dem Kerygma des Martin Luthers noch eine besondere Form "mit Zeigefinger" hinzugefügt hat. Mit Luther und Jefferson habe ich mich in wissenschaftlicher Manier befasst, ihre Texte und Biografien studiert; deshalb ärger ich mich, dass Sie einen Schimpf über diese Theologen meinen Texten entnehmen. Das wollte ich nicht. Über Personen wie Stalin oder Hitler würde ich auch nicht schimpfen, dafür waren die Persönlichkeiten zu sehr Unmensch und Begriffe, die solche Menschen ordentlich und intersubjektiv erklären gibt es in den verschiedenen Kulturen nicht. Die Kulturen sind und waren überall geprägt von Herrschern; eine herrschaftsfreie Zeit läge also erst vor uns, wenn sie überhaupt einmal Weltgeschichte schreibt; und deshalb konnten sich gemeinsame Begriffe nicht bilden.

Auf eine Nachfrage zu Luther antwortete E.M: Luther hat feststellen müssen, daß die Bauern, wenn man sie gewähren ließ, zu mordendenden Gesindel wurden, ähnlich wie die Antifa in Connewitz. Nachdem er ihr Anliegen zunächst unterstützte, revidierte er seine Position wieder, daher endete das erste soziale Experiment auf deutschem Boden leider blutig. Aber ich denke, da ich von der naturwissenschaftlichen Seite komme und Sie von der geisteswissenschaftlichen, haben wir eine völlig verschiedene Basis für unsere Erkenntnisse. Aus meinen Jahren in Afrika, welche mir tiefe Einblicke in die Natur des Menschen bescherten, brachte ich als Quintessenz Folgendes mit:

Antwort: Wir schauen völlig unterschiedlich auf die Zeit Luthers. Zur Geisteswissenschaft bin ich übrigens nie vorgedrungen, dort wollte ich nie hin; ich blieb bei den Menschen. Mein Studium war zunächst rein naturwissenschaftlich. Die Seminare zur "Geschichte der exakten Naturwissenschaften" haben mich in den Jahren 1973 bis 1975 auch in die Zeit Luthers geführt. Neben naturwissenschaftlichen Grundlagen lernte ich viel Persönliches der Menschen, die zu Beginn der Moderne wirkten, nachhaltig wirkten.Vieles lernte ich so erst verstehen und Ernst Bloch hat mir später erklärt, was es mit der Geschichte um Thomas Müntzer auf sich hat. Der Schlüsselbegriff, der über diese Zeit hervorragend über Luther aufklärt ist der der Allmende. Würden wir und in dieser Sache einig werden, wären wir weit aufeinander zugegangen. Ich danke Ihnen sehr für Ihre wertvollen Antworten. 

Posted by Michael Schwegler at 6:29
Edited on: Montag, 13 Januar, 2020 10:02
Categories: Kommentare

Samstag, 11 Januar, 2020

....die Früchte aber allen.

So hat Rousseau das geschrieben. Er meinte natürlich die Früchte, die wir kennen. Die Früchte der Pflanzen, die wir oder fremde Menschen in anderen Ländern gepflanzt haben. Dort aber wo wir ernten und keiner zuvor gepflanzt hat, werden wir rücksichtsvoll ernten, so dass die Früchte, die wir ernten nachwachsen können. Das Gleichgewicht ist das Mindeste was wir sicherstellen müssen. Es kommen noch viele Menschen nach uns; das sind wir ihnen schuldig.

Die modernen Forschungsmethoden zeigen uns heute, dass dieses Gleichgewicht, das die Natur scheinbar immer selber besorgt hat, nicht mehr gegeben ist. Die Natur konnte auch schon früher das nicht besorgen; das sagen sie aber gerne damit der Mensch an dieser Stelle nicht erwähnt werden muss. Er war aber schon immer Teil dieses Gleichgewichts auch wenn er das nicht wusste. Wie heute wirkten der Mensch, die Tiere und die Pflanzen sowie die Meere und andere natürlichen Phänomene auf dieser Erde für etwas, das einzigartig ist und längst noch nicht insgesamt verstanden wird obwohl Viele jetzt behaupten, dass sie es verstehen. Die Temperamente bewirkten, dass sie unterschiedlich am Gleichgewicht mitwirkten. Es interessiert hier aber zuerst der Mensch. Er, ob einzeln oder in Massen, lebte vor gut 200 Jahren noch rücksichtsvoll mit der Natur. Das musste er auch; für die Einen war sie gottgefällige Natur, für die Anderen war die Erde oft einfach nur Mutter. Auch wenn einzelne Menschen sich nicht an die Gebote ihrer Vorfahren und Ratgeber hielten und mancherorts schon Raubbau vor der Zeit der Moderne betrieben, den wir heute in der Postmoderne noch einmal kräftig ausgeweitet haben. Diesen Raubbau glichen die aktiven Teile in der Natur vor der industriellen Revolution aus und es könnte romantisierend gesagt werden, dass die Natur diesen Sündern immer verzieh. Es blieb auch lange ein Geheimnis wie sich das immer so wunderbar ausgleichen konnte. Heute scheint es so als haben die Menschen dieses Geheimnis gelüftet. Sie können zum ersten Mal einen empirischen wissenschaftlichen Beleg dafür vorlegen, dass die Natur materiell ist und vor allen anderen Lebewesen der Mensch sie in der Hauptsache belebt. Der Begriff "belebt" wird allerdings mehr dem Pflanzenwachstum zuzuordnen sein, denn das haben die Forschungen auch gezeigt, dass die Pflanzen jetzt schneller wachsen. Ob das alle Pflanzenarten betrifft, dieser Befund steht noch aus. "Schneller wachsen", wie alles heute schneller wachsen soll, nehmen die ganz dynamischen Menschen zum Anlass, Hoffnung zu schöpfen zu einem Zeitpunkt, an dem die Hoffnung sich besonders schwer tut und die Gesellschaften verfallen. Die müssten das erst begreifen, was schwer ist, wenn die Dinge sich derart schnell verändern.

Es scheint, dass aus der Atemluft der Menschen sich der Anteil an Kohlenstoffdioxid extrem erhöht hat, was auf eine Krankheit hinweisen könnte, und dass die Planzen der Natur dieses Extrem nicht mehr ausgleichen können. Jahrtausende lang war das doch anders; das wissen wir heute, das kann wissenschaftlich gezeigt werden und wird nun ständig und immer schwarz auf weiß notiert: Betrug der Anteil dieses Gases in der Atmosphäre bei geringen Schwankungen in all den früheren Zeiten bis ins Jahr um 1800 nach Christus rund 280 ppm , so steigt der Anteil seit dem genannten Jahr expontentiell an und liegt heute bereits deutlich über 400 ppm. Moderne Messungen haben den Anstieg des Kohlendioxids aber nicht auf die Atemluft der Menschen zurückgeführt; diese scheint unabhängig von den Veränderungen diesen zu trotzen; der Mensch atmet wie früher, das will aber keiner wahrhaben. In den Eiskernbohrungen hingegen haben sie es nachgewiesen und diese sind stumme Zeugen von Zeitenänderungen. Diese haben es nicht in die Geschichtsbücher geschafft, was die ganz frühen Zeiten anbelangt. Die Menschen konnten diese nicht erfassen. Damals lebten die Menschen entbehrungsreich und hatten für Forschungen keine Zeit; nicht einmal auf die Idee kamen sie, hier aufzupassen.

Auch der Begriff "ewiges Eis" scheint seine Bedeutung zu verlieren denn überall steigen die Temperaturen; der Schnee draußen schmilzt. Es wäre schrecklich wenn wir den Nachkommen eines Tages den Begriff "Eis" technisch erklären müssen wie vieles Andere, das sie nur noch technisch und mechanisch erfahren und inzwischen auch so nur noch erfahren können, und selbst der Begriff der Erfahrung gerät inzwischen in Zweifel.

Dieser Anstieg des Kohlenstoffdioxids setzte ein, als die Menschen sich von den Fesseln befreiten, von denen Rousseau sprach, als er feststellte, dass der Mensch frei geboren werde und doch überall in Ketten läge. Die Ketten seien auch nicht nötig hatte zuvor schon Martin Luther gelehrt; der Mensch habe keinen freien Willen. Gott allein, sein Wille geschehe, so war seine Botschaft; also lasst den Menschen frei, befreit ihn vom Katholizismus und zerdrückt den Erasmus wie eine Wanze. Das hat Luther gesagt; Erasmus sagt das ganz anders und schließt die Ketten daher nicht aus. So wie die Ketten auch Thomas Hobbes nicht ausschließt, wenn er behauptet, dass der Mensch dem Menschen ein Wolf sei. Den legt man besser an die Kette; sicher ist sicher. Obwohl das Thomas Hobbes so gar nicht gesagt hat; er benutzte diese lateinische Sentenz homo homini lupus aus der Komödie Asinaria (Eseleien) des römischen Komödiendichters Titus Maccius Plautus und wollte damit das Verhältnis in den von Menschen geschaffenen Staaten zueinander charakterisieren und da hatte er wohl recht.

Nach diesen Lehren dauerte es nicht mehr lange und die großen Revolutionen brachen aus. Die Menschen befreiten sich von allen Vormündern und betätigten sich ab sofort selber als Vormund. Nur noch ein Vormund soll herrschen, das Recht. Natürlich als Vormund für die Anderen und deshalb konnten sich nicht alle Menschen dieses Vormunds bedienen; nur sehr wenige waren in der Lage, sich hier in Szene zu setzen. Dafür musste man damals schon Vermögen haben sonst ging da gar nichts. Mit ihrem Vermögen nutzten sie die romantischen Vorstellungen eines volonté générales, der dem volonté absolue der katholischen Gnadenlehre nicht nur den Kampf ansagte, sondern diesen sogar aus dem Staat warf. Das hatte schon Martin Luther gut geheißen und den Söldnern mehr Seelenheil versprochen als den Friedfertigen und Betenden, falls die Söldner die Sache besorgen. Sie haben sie besorgt für ihre Fürsten damals und am Ende das Bürgerliche Recht an die Stelle Gottes gesetzt.

Mit den bürgerlichen Gesetzestexten begannen sie mit der Ausbeutung der Erde, mit dem massenhaften Verbrennen fossiler Stoffe, die zuvor in Jahrtausenden sich langsam in ewiglich scheinenden Zeiträumen gebildet haben und bis vor Jahren den Reichtum der Stoffe ausmachten, die unseren Planeten im Besonderen auszeichnen. Die unsere einzigartige Atmosphäre und alles Leben geschaffen haben, so dass viele Menschen gar nicht anders können als staunen, den Begriff Ehrfurcht überhaupt erst hier erfahren haben, wenn sie nicht schon dumm geworden waren. Heute können diesen Begriff Viele lediglich nur noch nachplappern, wie das kleine Kinder tun, die aber keineswegs dumm sind; doch kaum geboren das auch machen. Die Kinder können nicht anders, sie lernen erst einfache Wörter und Begriffe durch Nachplappern. Das ist notwendig, um eine innere Sprache zu entwickeln, die sie ins Denken einführt. Meist wird heute diese entscheidende erste Phase der Menschwerdung durch massenhaften Müll, der immer mehr produziert wird, erschreckend von den Eltern und Erziehern sogar gestaltet. Von Eltern, die es eigentlich gut mit ihren Kindern meinen aber nicht die Möglichkeit haben, es anders zu machen. Es ist die schlimmste Erscheinung der Postmoderne, die auch rückblickend später einmal das Zeitalter des Irrationalen genannt werden wird, falls diese Epoche doch noch einmal in eine große Krise gerät. Zu Vieles aber zeugt heute davon, dass sie nicht mehr überwunden wird, dass die Aporie bleibt und nur die Hoffnung an den Maulwurf ein anderes Leben der wenigen Menschen begleitet, die trotzdem nicht aufgeben sondern ,egal woher der Wind weht, weiter anklagen: Die Erzieher als Verbrecher tituliert, wenn sie ohne Wissen um ihre Charaktermaske mit Kindern und Jugendlichen arbeiten und diese nicht nur als Pädagogen nur behutsam begleiten.

Wir wissen nicht ob die Müllproduzenten heute so niederträchtig sind und dieses Geschäft planvoll betreiben. Es wäre mühsam, darüber zu streiten, den es hängt letztlich von uns ab, dass wir uns gegen den Müll entscheiden. Es ist unser freier Wille, der uns wieder zu Erasmus hin und von Luther weg führt. Nie werden sich diese Gegensätze aufheben solange die Pest wütet. Früh müssen wir die natürlichen Widerstandskräfte der Kinder stärken damit dieser Bazillus des Konsums und hier vor allem des Fernsehens, der Videospiele und des maßlosen Gebrauchs der Smartphones und Computer im Internet, das mit den entstandenen Streamingdiensten erst recht gewaltig den Verbrennungskapitalismus auf Touren gebracht hat, nicht noch mehr Menschen befällt. Die Verbrennung wird weiterhin mit wachsenden Raten die Menschen unterhalten, und diese werden sich abstumpfen müssen, um all das ertragen zu können. Erst wenn sie hier wieder lernen Nein zu sagen besteht die Chance, dass trotz der Charaktermaske, die auch den Kindern wie uns seit der Geburt aufgelegt wird, der Leim zwischen den Schichten dieser Maske nicht trocknet. Der Leim soll den auferlegten einzelnen Schichten der Charaktermaske eine stählerne Festigkeit verleihen, weshalb er ihnen Jahr für Jahr zwischen den Schichten immer wieder neu aufgetragen wird. Der Leim aber darf nicht trocken werden, sonst ist der Mensch unter dieser Maske verloren.

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Posted by Michael Schwegler at 17:34
Edited on: Donnerstag, 30 Januar, 2020 21:52
Categories: Das Drama knapper Güter

Mittwoch, 08 Januar, 2020

"Nicht jeder ist ein Schuft"

das hat Janusz Korczak ihm gesagt, als er versucht hat ihn davon abzuhalten, dass er die Kinder bis in den Tod begleitet, die gar nicht seine eigenen Kinder waren. Stefania Wilcynska war auch dabei als er das Haus mit den Kindern verließ. Sie war auch nicht die Mutter der Kinder und wir sollten die Geschehnisse im August 1942 nie vergessen. Wir wissen nicht, ob auch sie das Recht gehabt hätte zu bleiben. Dieses Recht spielte für sie auch keine Rolle; auch sie war sich sicher, dass sie sterben wird als sie das Haus verließ. Beide starben für die Hoffnung, dass das Menschliche irgendwann aus dem Janusgesicht des Bürgerlichen Rechts durchbrechen wird für ein Ziel, das nie das Ziel der Anderen war: Ein Humanismus der Tat, des Lebens und nicht des Geistes, den die Anderen gern auf ihrem Haupt tragen. So sitzen wir heute zusammen als einfache Menschen, die wir noch sein dürfen. Das Gesicht des Bürgerlichen Rechts hat einen Namen: Napoleon Bonaparte; mit Bajonetten und Kanonen hat er sein Gesicht ab dem Jahr 1804 in Europa verbreitet. Nur die englische Insel erreichte sein Gesicht nicht. Aber auch dort hat sich inzwischen auf anderem Wege ein ähnliches Gesicht eingeprägt und diese Vorlagen dienen längst als feste Form für die Charaktermasken, da scheint kein Durchbrechen mehr möglich. Auch wir leben heute unter diesen Charaktermasken, die uns in den bürgerlich verfassten Gesellschaften von Geburt an aufgelegt und in all den Lebensjahren ständig angepasst wird. Mit allen Mitteln werden die Masken Jahr für Jahr beschichtet damit sie hart genug werden. Immer früher und öfters geschieht das. Korczaks Pädagogik der Achtung darf da nicht gelehrt werden, die verträgt sich nicht mit diesen Masken. Wenn aber nicht die erste Schicht gut geformt ist sitzen die späteren nie wieder ordentlich. Die Eltern müssen sich früh entscheiden. Was sollen sie tun? Die fremdbestimmte Arbeit, auf die irgendwann ihre Kinder angewiesen sind, kann niemals mit der Achtung und Würde des Menschen versöhnt werden. Klar, sie behaupten das anders und haben zumindest die Würde des Menschen sogar in ihr Grundgesetz geschrieben. Dort steht es gut, das macht dort aber nichts. Deshalb müssen die Kinder von Anfang an besser erzogen werden. Es mag noch Menschen geben, die es mit der Achtung schon bei den Kindern versuchen; sie werden meist als anthroposophische Sekten abgetan und sind selten unter uns. Sie sind ausgegrenzt, besuchen eigene Kindergärten und Schulen. Solange sie sozial nicht wirksam werden duldet man sie. Aber auch sie tragen Charaktermasken. Auffällig an ihnen ist nur, dass sie oft an ihren Masken kratzen, was ein klares Zeichen dafür ist, dass diese nicht ordentlich sitzen; ablegen wollen sie ihre Maske aber nicht. So ganz menschlich und ungeschützt lauern dann doch überall Gefahren, denen geht man besser aus dem Weg. Immerhin schützt diese Maske vor der sozialen Kälte, die trotz Klimawandels sich immer mehr ausbreitet; dafür sorgt das Recht.
Kein Schuft sein fällt leicht wenn man auf die Vielen um sich herum zeigt, die auch nicht zu den Schuften gehören wollen. Alle sagen, dass sie gut sein wollen, doch ein solches Wollen allein genügt nicht, denn sie lassen keinen Zweifel daran, dass ihr Wollen im Bürgerlichen Recht seine klaren Grenzen hat. Hier werde das Gute definiert und jeder könne erkennen wer Schuft und wer keiner ist. Eine Begegnung mit Janusz Korczak und Stefania Wilcynska halten sie deshalb nicht aus. In seinen Augen spiegelt sich nicht nur wegen seiner Brille, die er immer trug, um besser sehen zu können, der Schuft im Menschen, der allein im Recht das Maß seines Handelns setzt. Wer die Protokolle der Wannsee-Konferenz vom 20. Januar 1942 studiert kann erkennen, dass die Juristen jeden Schritt der Juden in die Gaskammern mit dem Verwaltungsrecht in Einklang brachten; darin waren die Deutschen meisterhaft. Sie haben das oft geübt; skrupellos. Dort in Namibia zeigten sie unter der Zustimmung der Bürger zuhause, zu was wirkliche Schufte zu leisten in der Lage sind; dort erprobten sie bereits den Völkermord und die Konzentrationslager. Sie bestanden auf den empirischen Befund der Tauglichkeit der Lager, dort erforschten sie die Rassen und schufen wiederum die empirischen Grundlagen ihrer Rasengesetze, denen sie gerne auch zum Ergebnis verhalfen und die sie nahtlos in ihr Bürgerliches Gesetzbuch einpflegten. Mit ihren Charaktermasken unterhielten sie sich mit den Charaktermasken draußen, die außerhalb ihres Standes ihre Zeitungen lasen. Der Neger sei eben ein Neger, der kann nichts dafür. Hannah Arendt schrieb nicht ohne Grund von der Banalität des Bösen.

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Posted by Michael Schwegler at 10:19
Edited on: Donnerstag, 30 Januar, 2020 22:10
Categories: Der einfache Mensch

Dienstag, 07 Januar, 2020

Dramaturgie einer Zukunft der Güter

Es müssen weniger werden; weltweit. Nur mit weniger produzierten Güter kann der Klimawandel gebremst, vielleicht sogar gestoppt werden. Vieles können wir heute darüber lesen, vieles verwirrt: Einen Klimawandel habe es im Lauf der Jahrhunderte schon immer gegeben. Sie werden recht haben. Aber wir haben jetzt diesen bedenklichen Anstieg des Kohlenstoffdioxids in der Atmosphäre, den hatten wir im Laufe der Jahrhunderte noch nicht; er muss gestoppt werden. Andere, und oft dieselben sagen, dass die Pflanzen mit mehr Kohlenstoffdioxid besser wachsen, sie hätten das im Labor getestet. Das mag auch sein, aber das Klima verändert sich und das findet außerhalb ihres Labors statt. Wir können nicht in die Natur schauen und jetzt warten was passiert. Wir erkennen bereits, dass da etwas passiert. Es ist besser zu handeln.

Wir schaffen das; das hat sie schon bei anderer Gelegenheit gesagt. Wir schaffen auch diesen Klimawandel, aber unsere Nachkommen schaffen es nicht. Wir sind ihnen schuldig zu handeln, denn wir haben die fossilen Stoffe verbrannt, wir haben die Flüsse verdreckt und unser Plastik in alle Regionen der Welt verteilt. Wir haben dafür gesorgt, dass die Erdfilter für ein sauberes Grundwasser verdreckt sind und verdrecken sie weiter. Unter die Erde vergraben wir den ganzen Atommüll zu all dem Müll, den wir bereits vergraben haben, wir pressen unsere verseuchten Flüssigkeiten in die Erde um den letzten Rest der fossilen Gase aus dem Schiefer zu pressen: Das machen wir, das waren wir ! Mit jeder Abgabe unserer Stimme bei politischen Wahlen stimmen wir für diese Verbrechen, die gemäß des Bürgerlichen Gesetzbuches keine Verbrechen sind. Das ist das Wesen des Rechts; das muss jeder wissen. Keiner kann sagen, er habe das nicht gewusst.

Auch ich nehme teil an diesen Verbrechen. Ich werde gezwungen, ich habe keine Chance. Das Recht zwingt mich; nicht die Menschen, sonst hätte ich das schon früher bemerkt. Ich muss diese Rauchmelder aufhängen obwohl ich mit dem Feuer nicht spiele, sie haben mir das Telefon weggenommen und mich an dieses verbrennungsintensive Internet angeschlossen. Ihre Verträge muss ich unterschreiben wenn ich nicht im Zelt wohnen will mit der Angst, sie werden mich heute Nacht verjagen weil ich auf ihrem Boden das Zelt aufgeschlagen habe.

Wenn jetzt die Güter, die wir weltweit erzeugen deutlich weniger werden müssen, was die Gemeinen „Postwachstum“ nennen, damit es sich werbewirksam besser verkaufen lässt, so werden diesbezügliche Änderungen lange dauern: In einem Rechtsstaat sei das anders nicht möglich, da haben sie recht. Deshalb sollten wir in der Zeit bis die Gesetze geändert werden die heute produzierten Güter wenigstens anders verteilen. Nicht alle Güter, sondern diejenigen, die in anderen Regionen der Erde dringend gebraucht werden. Diese Länder müssen in die Lage versetzt werden, die längst beherrschbaren Umweltprobleme in den Griff zu bekommen.

Über schwarze Auspuffgase berichten Touristen, die Kuba besucht haben. Ebenso über fehlende Abfalltrennung und mangelndes Recycling. Das sei übel und in den Touristenzentren könne man das nicht sehen. Das ist in anderen Ländern auch so, derartiges verbirgt man aber besser; die Verantwortlichen haben auch dort neben der Hoffnung auf Devisen auch Scham; deshalb verbergen sie es doch auch. Klar sollte das anders sein soll, aber dafür fehlen ihnen die technischen Möglichkeiten und vor allem die notwendigen Devisen.

Liefern wir ihnen die Technologien und die Maschinen. Verwirklichen wir doch endlich das Evangelium nach Lukas und tun Gutes, leihen, wo wir keine Hoffnung haben etwas zurückzubekommen. Aber es wird etwas zurückkommen, auch ein Lukas kann sich irren: Weniger dieses klimafeindlichen Gases wird zurückkommen, wenn wir es ernst meinen.

Das dürfen wir nicht, das verbiete das Recht. Das verbietet nicht unser Recht, das verbietet sein Recht, der sich inzwischen das Recht nimmt auch über Leben und Tod anderer Menschen zu entscheiden. Er proklamiert auf dem Höhepunkt der Entwicklung des Bürgerlichen Rechts das Endstadium dieses Rechts: Es ist jetzt gottgleich. Da müssen wir uns unterordnen, das sagen jetzt alle die politisch meinen; das quid pro quo steht auf dem Spiel.

Aber wir könnten auf dieses quid pro quo verzichten. Das „mutuum date nihil inde sperantes“ verweist auf auf einen andern Gott, den die Menschen früher kannten und der mit ihrem neuen Götzen überhaupt nicht gleich ist. Er wurde mit der französischen Revolution aus dem Staat gejagt. Das, was die Evangelisten über ihn schreiben, aber konnten sie nicht aus dem Staat hinauswerfen; das steht ja geschrieben; und noch wagen sie es nicht mit Rasierklingen in unseren Bücherregalen zu wühlen und alle Texte aus den Büchern herauszuschneiden, die noch voll Hoffnung sind. Der frühere Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika Thomas Jefferson konnte das und hat es vorgemacht. Auf seine Bibel legen seither die Präsidenten ihren Amtseid ab. Da ist kein Hoffen. Nie dürfen wir auf diese Bibel unsere Hand legen.

Wir haben vorgemacht wie der Bau von Bio-Gasanlagen zur Energiegewinnung hierzulande technologisch hervorragend beherrscht wird, die in vielen Teilen der Erde nicht beherrscht wird weil die Devisen fehlen. Oft fehlt inzwischen auch das Land für den Mais, weil den Boden sich schon andere reserviert haben mit Devisen, die nicht in die Taschen der Völker geflossen sind sondern in andere, die sich dafür der westlichen Wertegemeinschaft verpflichtet haben. Gut, es mag sein, dass da auch östliche, wegen mir auch nördliche oder südliche, Wertegemeinschaften am Werk sind. Niemals aber war es das Werk der Völker.

Photovoltaik, auch diese Technologie könnte exportiert werden. Gemeinsam könnten andere Industrien weltweit aufgebaut werden. Wenn da nicht dieses quid pro quo herrschen würde und der politische Boykott der Herren über die Welt.

Manches, wie diese Monroe-Doktrin, ist kein geschriebene Recht; aber es stand auch nicht geschrieben, dass er das Recht hat gezielt Menschen zu töten. Aber Sie werden sehen es verbietet ihm keiner, es wird Recht. Selbst die linksaußen wirkenden Demokraten in den USA besorgen es, dass es Recht werde ! Er müsse aber vorher den Kongress fragen. So funktioniert ihr Recht, das bürgerlich daherkriecht.

Posted by Michael Schwegler at 9:14
Edited on: Samstag, 18 Januar, 2020 11:51
Categories: Das Drama knapper Güter

Freitag, 03 Januar, 2020

Das Drama knapper Güter

Der Mensch muss essen. Das hat er mit allen Lebewesen gemeinsam; ohne Stoffwechsel ist kein irdisch Leben. Der übrige Stoffwechsel, dem oft ein wirklicher Stoff längst abhanden gekommen ist muss, muss den Maßnahmen zur Senkung des Kohlenstoffdioxis unterworfen werden; nicht durch Zwang, sondern über den Geldbeutel.

Am ersten Tag, nachdem Gott den Menschen erschaffen hat, soll das anders gewesen sein. Es wird behauptet, dass die ersten Menschen, die er nach seinem Ebenbild geschaffen hat, im Paradies gelebt haben. Milch und Honig sollen dort geflossen sein und alles war gut. Das habe ich früher auch so ähnlich gelesen nachdem ich selber mit dem Lesen begonnen habe und mich von meinen Vorlesern emanzipierte. Ob dieses eines meiner ersten Bücher auch gut war weiß ich nicht mehr, aber es wird stimmen. Ich stellte mir vor, dass ich den Mund fest schließen und die Luft anhalten werde, und ohne den Magen zu füllen auch hindurch käme. Durch den Brei, der das Schlaraffenland wie eine Stadtmauer umgab; dieser Ring aus Brei hatte keine Öffnung, durch die hätte gegangen werden können. Hier sollte ordentlich erst einmal gegessen werden. Aber diesen Brei mochte ich nicht. Er wurde mir täglich serviert und immer musste ich ihn essen. Außerdem hätte er meinen Magen gefüllt und so wäre kaum Platz mehr gewesen für alles, auf das ich in diesem Schlaraffenland hoffen durfte. Das, was inmitten dieses Landes frei an Bequemem und Köstlichem ausgewählt werden konnte wäre die Überwindung aller Knappheit gewesen, die bei uns vor allem in den Fastenzeiten damals doch sehr stark und den Kindern erst recht zu schaffen machte. Zu Schaffen machte es nicht wirklich, wir schafften ja nichts, aber entbehrungsreiche Zeiten waren es allemal. Vor allem der letzte Tag blieb in Erinnerung: Alles Köstliche, das in dieser Zeit anfiel und gesammelt wurde, musste abgegeben werden. Die in schwarz gekleideten Schwestern, deren Namen ich mit Schwester Kaba und Schwester Deigo La bis heute behalten habe und die lediglich ihre Stirn mit weißem Tuch bedeckten, nahmen derart freundlich diese Gaben entgegen und versicherten, dass sich ein Negerkind in einem schwarzen Erdteil jetzt freuen würde. Die Erde bei uns war nie schwarz. Als ich das meiner Mutter erzählte, klärte sie mich auf: Die Erde sei auch hier schwarz gewesen nachdem die Bomben fielen. Das aber geschah vor meiner Zeit. Ich war meine Gaben los und verstand das alles nicht ganz; geben wollte ich eigentlich nichts, ich wollte mich doch nur in diesen Wochen zurückhalten und auf Vieles verzichten. Aber ich lernte zu geben.

Ich komme zurück. Frei, auf dem Rücken liegend, empfing ich die Köstlichkeiten mit weit geöffnetem Mund, stopfte sie langsam in mich hinein, wenn sie nicht schon selber tief genug in meinen Mund hineingeflogen waren. Ruhig bin ich dagelegen und habe mir immer weitere Köstlichkeiten gewünscht aus Angst der Traum könnte bald enden. Er endete.

Es wird auch behauptet Eva hätte nicht nur dagelegen sondern sei aufgestanden und habe unvermittelt vom Baum der Erkenntnis gegessen. Adam hätte nur zugeschaut und vielleicht war er noch nicht einmal aufgestanden; er soll nichts begriffen haben. Er wusste wohl von Evas Sünde aber nicht was er jetzt tun könnte? Er hat ja auch nicht von diesem Baum gegessen, wie hätte er also wissen können? Er musste auch nichts essen. Im Paradies erfolgte kein Stoffwechsel, der Mensch war Stoff selber.

Den hatte Eva in Frage gestellt und deshalb hat sie von diesem Baum gegessen, was ihr aber ausdrücklich verboten war. So ähnlich wie diese Geschichte geschah das auch bei Pandora. Wie Eva war sie weiblich. Hephaistos hat sie nicht aus einer menschlichen Rippe sondern aus irdischem Lehm geschaffen. Aber wie Eva hielt auch Pandora sich nicht an die Gebote und öffnete diese gottverdammte Büchse. Pandora aber blieb anders als Eva bei den Göttern, nur die Plagen, die der Büchse entwichen, blieben bei den Menschen. Hier konnten sie nichts dafür. Die Menschen hätten eben nie den Göttern vertrauen sollen. Bei Adam und Eva war das anders, die waren keine Götter, die waren Menschen wie du und ich. Der Fluch der Arbeit, der seither unter die Menschen kam, ist aber in beiden Erzählungen derselbe. Fortan muss zumindest ein Minimum an Arbeit für den Stoffwechsel mit Natur erledigt werden was wir erfahren können und deshalb werden die Erzählungen wohl wahr sein. Vielleicht nicht wirklich; ich war nicht dabei, aber denkbar und das genügt um zu verstehen, weshalb wir keineswegs drumherum kommen, die notwendige Arbeit gemeinschaftlich zu erledigen. Ob das alles wichtig ist weiß ich auch nicht. Die Postmodernen sagen doch, dass die Zeit der alten Erzählungen jetzt vorbei sei, wir sollen in die Zukunft schauen.

Sich diesem Fluch der Arbeit entledigen, das taten danach einige dieser ersten Menschen und es werden zunächst nur einige Männer gewesen sein, ich kenne die Männer. Außerdem haben die ja nicht vom Baum der Erkenntnis gegessen und blieben deshalb einfältig genug, in einem Teil der Menschen ihre Mitmenschen nicht zu erkennen und betrachteten diese als Sache. Das ging bei den Männern so weit, dass selbst der Nachfolger des Apostels Paulus, der Theoretiker der Amtskirche Augustinus, sich Sklaven hielt. Darüber reden sie heute schon längst nicht mehr, so dumm sind sie geblieben. Sie konnten nicht erkennen warum sie das taten aber es nützte: Als Sklaven diente dieser Teil der Menschen fortan und besorgte ihnen und den Seinen die Köstlichkeiten der Natur, sie bauten die Häuser und teilten mit ihnen das Bett, wenn er das befahl. Später besorgten sie sich Krone und Zepter damit allemal jetzt Ordnung herrsche, obwohl sie gewiss auch nicht wussten, was sie mit diesen beiden Dingern Krone und Zepter anfangen sollten. Es genügte ihnen zu sehen, dass die anderen wussten, dass die Zeiten des Paradieses endgültig vorbei sind. Pandora hat nicht vom Baum der Erkenntnis gegessen, jedenfalls wird darüber nichts berichtet, sie war nur neugierig und kindisch. Wir können sie also mit Eva keinesfalls vergleichen; da unterscheiden sich die Mythen über Zeus dem Gott der Christen dann doch deutlich. Folgen wir deshalb Eva, die erwachsen und wunderschön gewesen sein soll, dass an Erkenntnis der Adam überhaupt nicht interessiert war. Er folgte blind diesem Weib. Daran hat uns später Nietzsche erinnert, aber da war die Geschichte längst gelaufen. Hätte dieser Adam auch nur einmal sich bemüht, wenigstens das Einfachste zu erkennen, so Einfaches, dass sogar allein ein geöffnetes Auge genügt hätte zu erkennen, dass die Menschen gleich sind, dass es keine Sklaven und keine Rassenunterschiede sichtbar gibt, alles hätte sich anders entwickeln können. Aber es entwickelte sich schrecklich anders. Anstatt sich jetzt nachdem das Gebot verletzt war gemeinsam um die Erledigung der Strafe der notwendigen Arbeit zu kümmern, die unwiderruflich notwendig war, um auf diesem irdischem Planeten, der völlig einsam inmitten vor unzähligen Planeten in einem geheimnisvollen All seine lebensspendende Sonne umkreist, und in Ehrfurcht vor diesem unlösbaren Geheimnis sich wenigstens jetzt an die Frau gewandt und sie um Mitteilung über ihre Erkenntnis gebeten hätte, richtete er sich dumpf ein. Gewalttätig, mordend und roh; darin unterschied er sich von Eva. Darin unterschied sich Jahrhunderte später auch Erasmus von Rotterdam, der bei Eva gelesen hatte, von Martin Luther, der sich des dumpfen Charakters des Adam annahm. Später vertiefte dieser Verkünder der Menschenrechte Thomas Jefferson die Worte des Martin Luthers, dass er, der Mann, wirklich nichts erkennen kann wenn er bei Eva nicht gelesen hat: Er formulierte diese Menschenrechte zu Beginn der Französischen Revolution und hielt zuhause Sklaven, die er im Verlauf seines Lebens sogar an Anzahl verdoppeln konnte. Er las die Bibel und mehr erkannte er nicht. Er konnte lesen; er konnte nicht erkennen.

Heute und längst schon reden auch die Frauen. Nicht alle haben bei Eva gelesen. Aber die, die gelesen haben, reden noch nicht laut. Sie hören immer noch zu wenn ihnen der Brief des Paulus an die Epheser vorgelesen wird, dass die Frauen ihren Männern untertan sind, als gälte es dem Herrn. Samt diesem Martin Luther, der ohnehin fast nur bei Paulus aus Tarsus las, hätten sie diese Texte zerreißen sollen und die Männer, die diese einfältigen Dummheiten auch gerne predigten, aus dem gemeinsamen Bett weisen sollen; so wäre sie wenigstens ausgestorben. Aber viel zu viele bevorzugten das Leben einer Hure und erinnerten sich nicht mehr daran, dass die Natur sie zuvörderst mit der gottgleichen Eigenschaft einer Lebensspendenden ausgestattet hat. Auch wenn sie sich nach und nach von diesem Paulus emanzipieren, so übergeben sie doch oft noch ihre Kinder im zarten Alter an die Krippe, um für ein eigenes Leben in Arbeit das Haus verlassen zu können. Oft eilen sie sogar ohne noch einmal erkennen zu wollen, dass die Notwendigkeit an Zeit, die für die Arbeit verwandt werden muss schon lange weit überschritten wurde und sie nur noch einem männlichen Dämon frönen, der dumpf, wie seinerzeit Adam, sich von ihnen aushalten lässt.

Menschenrechte werden heute wie damals formuliert. Damals lag noch der Code Noir neben den erhabenen Sätzen, heute hat ihn längst das Bürgerliche Gesetzbuch abgelöst. In ihm aber wurde der Fluch der Arbeit fortgeschrieben, ja sogar noch einmal verschärft. Thomas Jefferson hat in seiner selbst gebastelten Bibel alles herausgeschnitten, das für eine Erlösung vom Fluch der Arbeit noch hätte taugen können. Hochangesehen bei den Bürgern war dieser Advokat; er schnitt mit einer Rasierklinge, da bedarf es keiner Erkenntnis, da muss nur ordentlich gewerkelt und wiedergekäut werden, Ausgewähltes und besser gründlicher als zuvor.

Man müsse ihn wie Luther auch in seiner Zeit verstehen. Welch eine postmoderne Dummheit der Menschen, die selbst das von diesen Männern wiedergekäute essen und inzwischen freiwillig noch einmal wiederkäuen obwohl sie wissen könnten, dass sie davon bestimmt nicht satt werden. Thomas Jefferson hätte sich mit François Noël Babeuf an einen Tisch setzen können, um über seinen Entwurf der Menschenrechte mit ihm zu sprechen; er aber suchte ihn nicht. Wie steht es hier mit dem Verständnis in dieser Zeit? Beide lebten doch zur gleichen Zeit, beide werden doch in ihrer Zeit verstanden? Auch im Streit Martin Luthers mit Erasmus von Rotterdam blamiert sich dieser Vortrag der Lutheraner. Beide stritten sogar exakt zur selben Zeit miteinander und vergleichen wir jetzt einmal die Worte der Beiden. Sie besuchten sogar dieselben Schulen, gut, nicht am gleichen Ort, aber der Lehrplan ist mit den heutigen überhaupt nicht mehr vergleichbar. Als Augustinermönche glichen sie sich oft sogar in ihren Bewegungen, wenngleich diese nicht immer zur selben Stunde durchgeführt wurden.

Hört auf. Es sind zwei Verbrechen, die heute sehenden Auges noch nicht einmal von den meisten Menschen in den gesättigten und satten Industrieländern in Frage gestellt werden: Die Zerstörung der Welt durch eine scheinbar unersättliche Gier nach materiellem Wohlstand und die unerbittliche Aufrechterhaltung des Fluchs der Arbeit. Jenseits der Knappheit an Gütern halten sie den Motor dieser Verbrechen im Bürgerlichen Recht aufrecht und polieren täglich das Gehäuse, das im Staat für die grenzenlose Ausweitung des Marktes der erzeugten Güter sorgt. Dafür wurde der Glauben an eine reine Natur aus dem Staat geworfen, wie das Rousseau genau so unverblümt sagte und wir ihn deshalb sehr gut auch in seiner Zeit verstehen; da gibt es keine Zeitdifferenz. Als Götzenbild tragen noch immer seine Gläubigen sein Bild ähnlich einer Monstranz, die aber mit einer katholischen Monstranz gar nichts zu tun hat, in ihrem Geldbeutel vor sich her.

Sie schreiben über ihn gerne wie über einen Philosophen, und Manche rahmen eine Tagebuchzeile Kants gerne ein, die sie an die Wand hängen wie ihre Diplomurkunden der Arbeit: Rousseau habe ihn, den großen Philosophen des Bürgertums, zurecht gerückt.

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Posted by Michael Schwegler at 16:10
Edited on: Dienstag, 21 Januar, 2020 18:23
Categories: Das Drama knapper Güter

Knappheit

Am 21.01.2020 wurden Texte grammatikalisch verbessert und am 18.01.2020 wurde eine neue Webseite eröffnet, auf der Sofortmaßnahmen vorgeschlagen sind, die auch ständig jetzt aktualisiert werden, und die geeignet erscheinen die Richtung, die von den politischen Parteien aktuell gegangen wird, zu ändern. Wissenschaftlich kann begründet werden, dass mit der Richtung, die politisch derzeit festgelegt ist, der Kohlenstoffdioxidanteil der Atmosphäre nicht gesenkt oder dieser auch nur konserviert werden kann, sondern dieser weiter ansteigen wird.

Mit dem Text über das Drama der Knappheit wurde bereits eine zentrale KATEGORIE mit Texten eröffnet: Der Weg in eine Postwachstumsgesellschaft. Dieser Begriff passe besser sagen diejenigen, die immer noch politisch denken. Es muss aber ein Weg in ein deutliches Schrumpfen der Güterproduktion, in die massenhafte Freisetzung nicht notwendiger Arbeit gegangen werden. Der Verbrennungskapitalismus muss enden. Die Politik kann hier auch nicht wirklich die Richtung ändern; das verbietet das Recht! Die Schülerin Greta Thunberg hat das treffend festgestellt: "We have not come here to beg world leaders to care. You have ignored us in the past and you will ignore us again". Die Wahrnehmung dieses damals erst 15-jährigen Mädchens deckt sich mit der Erkenntnis eines 68 Jahre alten Mannes auf dragische Weise. Die Richtung muss dringend geändert werden. Hierzu sind die Leser aufgefordert eigene Entwürfe vorzustellen; nur gemeinsam kann der Klimawandel gestoppt werden.

Der Text "Über den Weg" wurde überarbeitet mit dem Freund Luthers Buntz ergänzt. Auch der Text "25.11" wurde um die fff-Demonstration von heute ergänzt und gerade, nach der Anordnung des Präsidenten, Menschen im Irak zu töten, wurde der Text "Über den Faschismus" bereits zum zweiten Mal ergänzt. Auch der letzte Text musste wegen der Gefahr, die Assange droht, aktualisiert werden. Mit dem Text "Nicht jeder ist ein Schuft" werden die Ereignisse vertieft. Dem Text Was tun? wurde ein Aufruf hinzugefügt. Der Text über "Recht muss sein" wurde fortgeschrieben und anders geschrieben; er war missverständlich, hier entschuldige ich mich. Am 11.01. wurde die erste Fassung des Textes über die Früchte der Erde  geschrieben, die noch einmal an Rousseau erinnert, dass die Früchte der Erde allen gehört und damit allerdings nicht die Ausbeutung der Erde meinte. Aber seinem Contrat Social muss entschieden widersprochen werden. Die Knappheit, die in Kuba allein wegen der Monroe-Doktrin ein zentrales Thema ist, animierte zu einer Antwort auf einen Text im offiziellen Kuba-Forum, der auch für die Leser von endederrevolutionen.de interessant sein könnte. Auch über zum Contrat Social wurde ein neuer Text geschrieben und zuletzt zwei Artikel präzisiert: Über den Rechtsstaat und über Was tun?

Posted by Michael Schwegler at 10:03
Edited on: Donnerstag, 23 Januar, 2020 16:25
Categories: Aktuelles

Dienstag, 31 Dezember, 2019

Ich bin nicht allein. Es werde..

Wie wäre es, für eine Weile zu fantasieren? Wie wäre es, den Blick über die Niedertracht hinweg schweifen zu lassen, um eine andere mögliche Welt vorherzusehen?

In der die Luft sauber ist von allem Gift, das nicht menschlichen Ängsten und menschlichen Leidenschaften entstammt;

in deren Straßen die Autos von Hunden zerquetscht werden; in der die Leute nicht mehr von Automobilen gelenkt, noch von Computern programmiert, noch vom Supermarkt gekauft und auch nicht vom Fernsehen betrachtet werden.

Der Fernseher wird nicht mehr das wichtigste Mitglied der Familie sein, er wird fortan wie das Bügeleisen oder die Waschmaschine behandelt.

In die Strafgesetzbücher wird das Delikt der Dummheit aufgenommen, dessen sich jene schuldig machen, die leben, um zu haben oder zu verdienen, anstatt um des Lebens willen zu leben; so wie ein Vogel singt, ohne vom Gesang zu ahnen, und wie ein Kind spielt, ohne vom Spiel zu wissen.

In keinem Land werden mehr junge Männer zu Gefangenen, weil sie sich dem Wehrdienst verweigern, sondern diejenigen, die ihn anstreben.

Niemand wird mehr leben, um zu arbeiten, sondern alle werden arbeiten, um zu leben.

Die Ökonomen werden nicht mehr vom Lebensstandard sprechen, wenn sie die Konsumquote meinen, noch werden sie die Menge des Besitzes Lebensstandard nennen.

Die Köche werden nicht mehr glauben, dass es den Langusten gefällt, lebend gekocht zu werden;

die Historiker werden nicht mehr glauben, dass es den Ländern gefällt, Ziel von Invasionen zu werden;

die Politiker werden nicht mehr glauben, dass es den Armen gefällt, Versprechungen zu schlucken;

die Erhabenheit wird nicht mehr glauben, eine Tugend zu sein und niemand wird jemals mehr jemanden ernst nehmen, der nicht fähig ist, sich selbst nicht ernst zu nehmen.

Der Tod und das Geld werden ihre magischen Kräfte verlieren und es wird weder einen Todesfall noch Glück brauchen, um einen Schurken zu einem ehrenhaften Mann zu machen.

Das Essen wird keine Ware sein, noch die Kommunikation ein Geschäft, weil Essen und Kommunikation Menschenrechte sein werden.

Niemand wird mehr Hungers sterben, weil niemand mehr sterben wird, weil ihm etwas auf den Magen geschlagen ist.

Die Kinder in den Straßen werden nicht mehr wie Abfall behandelt werden, weil es keine Straßenkinder mehr geben wird;

die Reichenkinder werden nicht mehr mit Samthandschuhen angefasst werden, weil es keine reichen Kinder geben wird.

Die Bildung wird nicht mehr das Privileg jener sein, die für sie bezahlen können und die Polizei wird nicht mehr der Fluch derjenigen sein, die sie nicht schmieren können.

Die Justiz und die Freiheit, zum getrennten Leben verdammte siamesische Zwillinge, werden wieder zusammenfinden, eng verbunden, Rücken an Rücken.

In Argentinien werden die verrückten Frauen der Plaza de Mayo zum Beispiel geistiger Gesundheit, weil sie sich in Zeiten der erzwungenen Amnestie zu vergessen geweigert haben.

Die Heilige Mutter Kirche wird die Fehler auf den Tafeln Moses’ korrigieren und das sechste Gebot wird fortan dazu auffordern, den Körper zu feiern;

die Kirche wird auch ein weiteres Gebot erlassen, das Gott einst entfallen ist: "Du sollst die Natur lieben, derer Du Teil bist."

Die Wüsten der Erde werden aufgeforstet werden wie auch die Wüsten der Seele.

Die Fallenden werden aufgefangen und die Verlorenen gefunden, weil die einen im langen Warten den Halt und die anderen in der langen Suche sich selbst verloren haben.

Wir werden Landsleute und Zeitgenossen all jener werden, die den Willen zur Schönheit und den Willen zur Gerechtigkeit haben, wo immer sie geboren seien und wann immer sie lebten, ohne dass die Grenzen der Landkarten oder die der Zeit die geringste Bedeutung haben.

Wir werden unvollkommen sein, weil die Perfektion wie stets das langweilige Privileg der Götter sein wird; aber in dieser Welt, in dieser stümperhaften und verkorksten Welt, wird jeder fähig sein zu leben als sei er der Erste, in jeder Nacht, als sei es die Letzte.

Von Eduardo Galeano, Übersetzung: Harald Neuber, amerika21

Posted by Michael Schwegler at 8:27
Edited on: Dienstag, 31 Dezember, 2019 9:01
Categories: Der einfache Mensch

Montag, 30 Dezember, 2019

Die schreckliche Last der Bedürfnisse

wir wissen, dass es nicht die eigenen sind; der Mensch ist ein bedürfnisoffenes Wesen. Heute wissen das die Anderen nicht mehr. Die Prüfungen sind schwer; die Andere und ich haben völlig verschiedene Charaktere angenommen, an denen bei den Anderen so wenig Menschliches mehr erkannt werden kann. Wir können diese Prüfung nur meistern, wenn wir Emphatien von uns selbst einsetzen, um der hoffnunglosen Traurigkeit der Anderen abzuhelfen; anders ist der Konsum nicht zu ertragen, wir würden scheitern. Ein Humanismus darf nicht scheitern, er ist unteilbar und darf auch nicht wie das Christentum verkommen indem geteilt wird: Ihr jene, ich diese Hälfte; das Ergebnis ist stets dasselbe. Krieg. So hat es auch Rousseau gedacht, als er meinte, die Religionen überwinden zu können und sie aus dem Staat warf. Der Staat solle es fortan richten. Er richtet es, täglich, mit Feuer und Schwert. So aber hätte man auch gleich bei der Bibel bleiben können: "Ich aber sage euch."

Die Züge sind voll, Flugzeuge starten und landen in einem Takt, dass oft ein Flughafen nicht ausreicht, dem Verkehr noch Herr zu werden. Selbst die schwimmenden Hotels, die unglaublich viele Menschen in Gegenden rund um den Erdball schiffen, um dort zu bestätigen, dass er recht hatte, als er die Sprache der Haare entschlüsselte, sie sind inzwischen auch voll. Wo wollen diese Menschen alle hin? Mehr! ruft die Werbung, die wir nicht abschalten können. Darin erkennen wir diese Aporie, die uns schon ein Leben lang gehindert hat mit den Anderen in menschlichen Kontakt zu treten. Hier waren wir schon immer auf Charaktermasken angewiesen; wir mussten doch lernen uns zu Benehmen. Aber mit welchem Recht werben sie?

Ohne Charaktermasken treffen wir sie heute noch, Menschen, die in ihren Vorgärten sich um die Blumen kümmern und im Innern ihres Hauses selten einen Gegenstand verrücken; alles hat seinen Platz. Die fragen nicht wem der Platz gehört, dieses Bedürfnis haben sie nicht. Auf die Fage, ob sie inzwischen im Winter mehr als ihre Küche beheizen werden sie verlegen. Die Kinder kämen jetzt öfters und die Küche sei zu klein. Sie reisen auch nicht. An den Abenden hören sie gerne zu, wenn ihnen von anderen Gegenden berichtet wird. Grenzen überschreiten sie eh nicht, man ist hier zuhause. Im Dorf kenne man immer weniger, die jetzt hier wohnen. Früher, da trafen sie sich im Kalthaus. Pünktlich um 17 Uhr, zuletzt aber nur noch für eine Stunde, dann wurde es abgeschaltet; nicht das Kalthaus, das Licht im Innern. Jeder hat jetzt einen Kühlschrank, das sei modern. Die Bilder, die sie stickten, die Pullover, die sie strickten und auch die übrigen Handarbeiten, die mit den Kuckucksuhren im Schwarzwald sogar einen Weltruf begründeten, nichts gehe mehr. Heute sind sie die Letzten, die abends noch in den Katalogen blättern, weil das Internet zwar da, aber nicht verstanden wird. Sie wollen es nicht verstehen. Alles sei so billig geworden. Den Rest ihrer Renten verschenken sie. Wofür sie etwas kaufen sollen? Weshalb? Ich habe doch alles, und ins Wirtshaus gehen sie schon lange nicht mehr seit der Krieg vorbei ist. Früher, ja früher.

Ihre Energiebilanz ist negativ. Sie verbrauchen zu wenig. Das muss geändert werden. Es gibt ein Leben vor dem Tod und das Fernsehen.

Es war ein Naturschauspiel gestern morgen. Kurz vor 8 Uhr hat es begonnen. Blutroter ferner Horizont, davor diese eben zarte Wolkendecke, die klar an den Rändern begrenzt war um die Ausläufer der Farben, die jetzt im Winter etwas von der Morgensonne erahnen lassen wirkungsvoll in Szene zu setzen. Das war nicht bestellt. Das sehen nur Wenige. Das sehen die Anderen heute schon lange nicht mehr. Sie arbeiten um diese Zeit. Damit verdienen sie ihr Geld, um all das in Szene setzen zu können; wir leisten uns was.

Posted by Michael Schwegler at 7:19
Edited on: Montag, 30 Dezember, 2019 16:26
Categories: Der einfache Mensch

Sonntag, 29 Dezember, 2019

Das Fünfte Haus

Es ist ein neues Haus, das bisher noch nirgends errichtet wurde. Es kann neben den bestehenden Häusern gebaut werden, weist aber durch seine Architektur weit über die bestehenden Häuser hinaus. Der Übergang in eine herrenlose Landschaft würde keinesfalls das bestehende und durchaus bewährte politische System der Bundesrepublik Deutschland ändern. Die Überlegungen zu einem neuen System wurden verändert; es soll eine Republik bleiben. Denkbar allerding wäre der Ausnahmezustand, wenn diesen das Volk ausgerufen hat. Ein neuer Text wurde auch geschrieben. Mit welchem Recht werben die Menschen? Nicht umeinander, gegeneinander?

Posted by Michael Schwegler at 7:14
Edited on: Montag, 30 Dezember, 2019 8:49
Categories: Aktuelles

Dienstag, 24 Dezember, 2019

Absturz des Systems

nicht das politische System ist abgestürzt, sonder die Software "Thingamablog". Ich bitte um Nachsicht, wenn die Texte unter "Kategorien" seit dem 23.12.2019 nicht mehr dort aufzufinden sind, wo sie einmal plaziert waren. Das System "Thingamablog" ist vielleicht zu reparieren, das System "Politik" noch lange nicht.

Nur die Texte unter "BEFREITE GESELLSCHAFT" waren von diesem Systemabsturz nicht betroffen. Diese wurde auch nicht vom System verwaltet sondern vom Autor, händisch und autonom. Die Texte unter den "KATEGORIEN" sind durcheinander geraten.

Der Text 02.12, "Pest des Protestantismus", erscheint jetzt unter dem Eintrag "Vorwort (Buch)" und wie zuvor schon unter "TEXTE" 02.12. Es handelt sich um einen zentralen Text. Für die Leser*innen wird er ungewohnt, für Protestanten vielleicht auch abstoßend sein. Ich meine aber nicht den Protestanten - wie Erasmus von Rotterdam auch nicht den Juden meinte, als er von der Pest des Judentums schrieb. Es geht allein um die Ideologie dieser beiden Religionen. Luther, und 300 Jahre später Thomas Jefferson, hat mit der Glaubenslehre, dass Gott alles bestimmt habe, eine andere Ideologie vertreten als die bis dato unangefochtene Ideologie der katholischen Kirche. Jefferson hat diese protestantische Lehre noch einmal mit der Rasierklinge verschäft. Wie soll da eine Umkehr angesichts des dramatischen Klimawandels, der weiteren ungebrochenen Ausbeutung der Rohstoffe der Erde und die Verseuchung der Erde und der Meere mit Plastik gelingen?

23.12. : Der Text zu "Res publica oder Barbarei" wurde fortgeschrieben. Selbst am 1. Weihnachtsfeiertag sind Ergänzungen geschrieben worden. Sie sollen auch zur Frohbotschaft passen.

24.12. : Im Text "Über den Weg" wird im Link zu den Stühlen der Text aktuell erweitert: Die informellen Prozesse zwischen der US-Administration und der US-Richter müssen an das Tageslicht befördert werden. Edward Snodens Einkommensgrundlage, der Erlös aus dem Verkauf seine Autobiografie "Permanent Records" wurde gesperrt, er ist noch lange nicht in Sicherheit. Hier reift die Idee, einen Fond einzurichten, aus dem die Lebensmittel für die Aufklärer der Moderne finanziert werden. Aber bis es soweit ist muss geklärt werden, ob andere hier schon aktiv sind. Redundanzen sollten vermieden werden weil die Sicherung des Lebensunterhalts der Aufklärer sonst verwässert wird: Jeder soll wissen wo gelesen werden kann. Sehr wichtig bei derartigen Einrichtungen ist, dass die Bilanzen tagaktuell veröffentlicht werden, so dass der eigene finanzielle Beitrag gesehen und auch deutlich wird wo das Brot gekauft wird.

25.12.: Der Link zu Janusz Korczak wurde geändert. Der kurze Film "Die Steine weinten" ist Stoff der Hoffnung, von dem auch die Vision vom Ende der Revolutionen lebt. Dafür wurde auch am 26.12. der Text http://endederrevolutionen.de/docs/legende ergänzt. Zwei Vorträge bringen Janusz Korczak den Lesern näher; ein Vortrag über das Leben und ein Vortrag von Dr. Michael Kirchner über die Pädagogik von Janusz Korczak.

27.12.: Auf entsprechende Nachfragen wurde heute der Text zur Bodennutzung und Fragmente geschrieben.

29.12.: Biografisches

Posted by Michael Schwegler at 7:20
Edited on: Sonntag, 29 Dezember, 2019 9:16
Categories: Aktuelles

Kommentare

Kommentare bitte an mschwegler [at] endederrevolutionen.de senden. Sie werden hier veröffentlicht. Jeder Kommentar ist willkommen. Falls keine besonderen Hinweise bezüglich der Veröffentlichung des Kommentars gegeben werden, wird dieser nur mit einem Namenkürzel veröffentlicht und ggf. von mir kommentiert.

Die Überlegungen zu einer Gesellschaft der Freien und Gleichen orientieren sich an der Vorstellung des einfachen Menschen, dem die individuelle Freiheit trotz täglicher Maßregelung durch die gegebene bürgerliche Ordnung ein primäres Bedürfnis neben der Sicherung des Zugangs zu gesunder Nahrung sowie zu ordentlichen Wohnverhältnisse geblieben ist. Mit der individuellen Freiheit ist ausdrücklich nicht die egoistische Freiheit des Bürgers gemeint, die durch das geltende Gesetz unter dem besonderen Schutz des Staates steht. Das egoistische Recht des Bürgers ist die Ursache, dass die Freiheit der Menschen eine Utopie darstellt, solange dieses egoistische Recht Bestand hat.

In den westlichen Industrienationen ist die Knappheit an Gütern und Dienstleistungen längst überwunden. Die Überwindung der materiellen Knappheit, die den bürgerlich verfassten Gesellschaften in Konkurrenz mit sozialistischen Gesellschaften scheinbar besser gelungen ist, befördert längst eine neue Gefahr, die bisher in der Geschichte der Menschheit nicht denkbar war: Dass der Mensch das natürliche Gleichgewicht der Natur dermaßen stört, dass Klimaveränderungen eine Knappheit an materiellen Gütern erzeugt, denen der Mensch nicht mehr Herr werden kann.

Die Software "Thingamablog" wurde inzwischen auf meine Bedürfnisse angepasst. Der softwareeigene Link "Credits" wurde erst einmal in "Diskussionsforum" umbenannt; mehr nicht. Denn wie das in einem Rechtsstaat ist, der alle Beziehungen der Menschen untereinander dem Recht unterwirft, werde ich jetzt erst einmal beim Inhaber der Rechte nachfragen, ob ich seine Software für meine Bedürfnisse manipulieren darf. Meine Vision einer Welt der OpenSource Software unter einer General Public License (GPL) entwickelt sich, aber es dauert. Am Ende wird sich zwar auch die menschliche Vernunft eines Software-Pioniers wie Richard Stallmann durchsetzen, aber bis es soweit ist, müssen wir mit diesen proprietären Software-Produkten leben.

Zum Nachdenken: Weshalb wird die Steuersoftware für die Einspritzung fossiler Stoffe in die Verbrennungsmotoren der Autos nicht als Opensource - Software unter die GPL gestellt? In Konkurrenz miteinander würde sich ein Optimum der Einspritzung gemeinschaftlich verwirklichen lassen. Auch sei in diesem Zusammenhang an den Absturz des Flugs 004 der Lauda-Air mit über 200 Toten erinnert: Weshalb ist die Programmroutine zur Auslösung des Umkehrschubs der Düsentriebwerke als Steuerungssoftware nicht OpenSource? Vielleicht wäre der Programmierfehler, der zum Absturz der Maschine geführt hat, noch vor dem Absturz entdeckt worden.

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Posted by Michael Schwegler at 7:16
Categories: Kommentare

Neuer Faschismus, Neue Demokratie

Im Wagenbach-Verlag erschien im Jahr 1972 der Politikband 43 mit dem Titel "Neuer Faschismus, Neue Demokratie" eine Streitschrift über den Faschismus im Rechtsstaat. Die Autoren fassen ihre Aufsätze mit folgenden Sätzen zusammen:

Der neue Faschismus braucht keine aktive Massenbasis mehr, es genügt ihm die <schweigende Mehrheit>. Er bedient sich der Legalität: Er übernimmt den Staat von innen, nicht von außen. Wie dies heute in unserer postmodernen Zeit funktioniert, darüber wird derzeit und in Zukunft kleinschrittig berichtet.

Im selben Verlag schrieb Michela Murgia die Satire Faschist werden.

Vom ehemaligen italienischen Justizminister und Rechtsgelehrten Alfredo Rocco soll der Satz stammen, "die Verwirklichung eines Rechtsstaates wäre die Krönung des faschistischen Staates.

Oury Jalloh verbrannte im Jahr 2005 in Polizeigewahrsam. Hier der Eintrag bei Wikipedia . Es ist erschreckend: Der Ruf, Nie wieder Faschismus, darf nicht zur rituellen Floskel verkommen. Der Fall Oury Jalloh muss sehr ernst genommen werden.

Aber auch bei politischen Prozessen muss längst wieder genau hingeschaut werden. Noch werden die Prozessbeobachter in bürgerlich verfassten Staaten nicht ausgesucht und Berichte zu den Prozessen können von einer politisch bedeutungslos kleinen Gruppe von Menschenrechtsaktivisten für die Niederschrift des Zeitgeschehens noch wahrgenommen werden. Was wurde eigentlich über Rechtsstaatlichkeit bezüglich des konkreten Prozessgeschehens in der Verhandlung gegen die Geschwister Sophie und Hans Scholl und Christoph Probst berichtet? Bekannt ist, dass sich der Vorsitzende Richter Roland Freisler leidenschaftlich sich der politischen Sache im Prozess annahm und alle drei zum Tode verurteilte.

Die Richterin Vanessa Baraitser wird nicht aus Leidenschaft am 21.10.2019 den Vorsitz im vorgeschriebenen Anhörungstermin zur Festlegung des feststehenden Zeitplanes der Auslieferung von Julian Assange wahrgenommen; derartiges ist ihr Job. Das Ergebnis indess könnte sich im Wesentlichen am Ende nicht unterscheiden. Sie, wird man am Ende sagen, hätte nichts dafür können, dass der Angeklagte im Mutterland der Demokratie gequält wurde und auch nicht wenn Julian Assange ausgeliefert wird: Wie nachweislich berichtet wird gab sie sich doch noch nicht einmal den Anschein zuzuhören. Es waren rechtsstaatliche Gründe, die Julian Assanges zerstört haben.

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Posted by Michael Schwegler at 7:16
Categories: Hintergrund

Matthäus, (Mt 25,40)

Das Gleichnis vom Gericht des Menschensohnes über die Völker

31 Wenn der Menschensohn in seiner Herrlichkeit kommt und alle Engel mit ihm, dann wird er sich auf den Thron seiner Herrlichkeit setzen.

32 Und alle Völker werden vor ihm versammelt werden und er wird sie voneinander scheiden, wie der Hirt die Schafe von den Böcken scheidet.

33 Er wird die Schafe zu seiner Rechten stellen, die Böcke aber zur Linken. 34 Dann wird der König denen zu seiner Rechten sagen: Kommt her, die ihr von meinem Vater gesegnet seid, empfangt das Reich als Erbe, das seit der Erschaffung der Welt für euch bestimmt ist! 35 Denn ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen; 36 ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen.

37 Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu essen gegeben oder durstig und dir zu trinken gegeben? 38 Und wann haben wir dich fremd gesehen und aufgenommen oder nackt und dir Kleidung gegeben? 39 Und wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen?

40 Darauf wird der König ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.

41 Dann wird er zu denen auf der Linken sagen: Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das für den Teufel und seine Engel bestimmt ist! 42 Denn ich war hungrig und ihr habt mir nichts zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir nichts zu trinken gegeben; 43 ich war fremd und ihr habt mich nicht aufgenommen; ich war nackt und ihr habt mir keine Kleidung gegeben; ich war krank und im Gefängnis und ihr habt mich nicht besucht.

44 Dann werden auch sie antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig oder fremd oder nackt oder krank oder im Gefängnis gesehen und haben dir nicht geholfen?

45 Darauf wird er ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen dieser Geringsten nicht getan habt, das habt ihr auch mir nicht getan. 46 Und diese werden weggehen zur ewigen Strafe, die Gerechten aber zum ewigen Leben.

Wozu dieser Text? Wenn Religion Opium für das Volk ist (Marx) so reiche man mir Opium angesichts des Zustands der Welt. Der Text widerspricht dem Paulus. Paulus war auch kein Evangelist, er war Apostel der Kirche. So auch das Dominium terrae des Alten Testaments, das im Neuen Testament keinen Platz mehr fand und nur noch von den bürgerlichen Götzendienern befördert wird. Es veträgt sich überhaupt nicht mit dem Evangelium des Matthäus. Um dies zu verstehen braucht man kein Christ zu sein; dieses versteht sich von selbst. Natürlich müssen wir zuvor bei beiden lesen.

Der Lehrfilm "Macht euch die Erde untertan" wäre ohne musikalische Untermalung und ohne die Mär von den Gesetzen der Natur im Zusammenhang mit ihrer Zerstörung wertvoll. So bleibt sein Warencharakter im Vordergrund: Ansehen, anfassen, weglegen und weglaufen. Die einfache Botschaft, die der Autor des Filmes vermutlich verkünden wollte bedarf all diesem nicht. Mehr noch: Jeder vernünftige Mensch kennt den Inhalt derartiger Filme, er hätte nicht gedreht werden müssen. Und es ist auch nicht der Mensch, der diesen Planeten plündert, Geschöpfe und Pflanzen ausrottet und mehr und mehr zerstört: Es ist eine relativ kleine Gruppe von Menschen, die sich seit ewig scheinenden Zeiten sich der Arbeit anderer Menschen bemächtigt und heute als Bürger einer sogenannten Wertegemeinschaft unter verschiedenen politischen Systemen sich mit Hilfe der Heere von Lohnarbeitern und der Ausbeutung der Natur bereichern. Der Beginn dieser allgemeinen Bereicherung kennzeichnet den Beginn der Moderne. Unter dem Schutz eines neuen Staates betreiben zunehmend mehr Menschen ihr Geschäft. Den neuen Staat hat ein aufgeklärtes Bürgertum an die Stelle der früheren Staaten der Fürsten gewaltsam gesetzt. Die große Mehrheit der Menschen wird von dieser inzwischen schwer bewaffneten Minderheit bedroht, die in ihrem engsten Kreis stets unter sich bleibt und sich im System ihres Staates organisieren. Das klingt nach Verschwörung, ist aber keineswegs eine: Das besorgt das bürgerliche Recht. Dafür musste das göttliche Recht weichen. Staatliche Lakaien traten an die Stelle der Inquisitoren. Sie bedrohen heute Menschen, wenn diese über ihr zerstörerisches Geschäftsmodell öffentlich berichten. Und wenn ein Berichterstatter darüberhinaus auch noch über ihre Manipulationsmethoden, über ihre öffentlichen Lügen und geheimen Absprachen aufklärt, dann schreiten sie unverholen zur Tat. Sie outen sich als Barbaren und schrecken nicht einmal mehr davor zurück solche Aufklärer auch zu töten. Giordano Bruno hätte auch in der Postmoderne besser seinen Mund halten und fernsehen müssen wie das Galileo Galilei getan hat. Den Mund hat er nicht gehalten aber ferngesehen hat er bis es zum Schwur kam: Die Wahrheit war bekanntlich für Galilei dann den Scheiterhaufen nicht wert. Wer also, Bruno oder Galilei? Legal wie seinerzeit die Inquisition den Scheiterhaufen empfahl empfehlen heute in manchen Ländern ihre Verfassungen die Todesstrafe; allein der Scheiterhaufen ist überall verschwunden. Nicht einmal Gott maßte sich ein derartiges Recht an: Du sollst nicht töten. Im Jahr 1600 nicht und auch nicht im Jahr 2019.

Posted by Michael Schwegler at 7:15
Edited on: Sonntag, 29 Dezember, 2019 8:42
Categories: Selbstverständliches

Extinction Rebell*innen

ihr seid aufgebrochen und mehr und mehr sind zu euch gestoßen, gemeinsam habt ihr Ortsgruppen gebildet; weltweit. Nicht aus freien Stücken, die Sorge treibt viele und viele haben einen triftigen, den selben Grund.

Nur noch Menschen, die empirisch erfasste Befunde über den Klimawandel so gar nicht deuten können, wollen ein "alles weiter so" und das auch nur wenn der Grund für sie günstig ausfällt. Die meisten Menschen machen sich darüber keine Gedanken; zwischen der Flut von Informationen tritt nur die Werbung ordentlich optimiert hervor, das Menschliche muss zurücktreten. Diejenigen, denen wir die Lebensmittel besorgen müssen kennen ohnehin nur ihren Weg und diese haben ihren Katechismus schon vor langer Zeit gegen das Bürgerliche Gesetzbuch eingetauscht. Sie fühlen sich wohl in einem Leben, das sie gerne als eine Form des "american way of life" betiteln obwohl sie in aller Regel dieses Leben gar nicht kennen. Sie genießen es im Kino und anderswo, keinesfalls aber zu Hause, denn das haben sie schon lange nicht mehr. Ihr Leben nützt, taugt aber nicht; vor allem nicht für ein harmonisches Leben mit Anderen gemeinsam auf diesem Planeten.

Die aber, die empirische Befunde zu Deuten verstehen, wissen, dass es eigentlich zu spät ist. Aber sie wollen nicht mehr länger nur diskutieren und zuschauen. Ihr bequemes Leben ist unbequem geworden und viele wissen gar nicht was sich eigentlich genau verändert hat. Vieles hat sich verändert. Aber wer ist schon dermaßen privilegiert Veränderungen wahrzunehmen und kann sie sogar studieren?

Aber auch ohne dieses Privileg nehmen sie inzwischen Veränderungen war. Sie verstehen weshalb Menschen alles riskieren um weg zu kommen aus Landschaften, die zunehmend verarmen, die kaum mehr bewohnbar sind. Verarmen an Allem: angefangen von sauberem Wasser, Bodenflächen, für die man noch nicht bezahlen muss, an Rechten, die nur andere haben. Irgendwann ist das Maß voll, da packte man das Wenige was noch blieb, besorgt sich das letzte Geld und bezahlt alles, notdürftig. Sie suchen und wollen doch nur das Letzte zurück, das nicht bezahlbar ist aber längst bezahlt werden muss: Würde. Doch dafür fehlt ihnen das Geld.

Auf der anderen Seite des Himmels wollt ihr handeln. Nicht Selbstsucht treibt euch. Aber es ist auch nicht klar was neben der fundamentalen Sorge um den Klimawandel euch treibt weil das Ziel nicht klar ist. Ihr sagt, dass das "selber essen macht satt" keinen Grund darstellt und ihr aus der Komfortzone heraustreten wollt, das toxische System gar in Frage stellt. Ihr beziffert jede eurer Visionen ausgerechnet von 1 bis 10, die aber deshalb doch noch keine Visionen sind und auch keinesfalls Gebote. Es sind Vorsätze, die kaum taugen, dass das Selbstverständliche, das jedem einfachen Menschen seit Urzeiten eigen ist, wieder hergestellt wird: Visionen auf Veränderungen, einer Kultur der Regeneration, der Reflexionen und des Lernens. Vor allem Letzteres wird längst staatlich verordnet, das sind Illusionen. Und das Gastrecht, das auch schon früher alle willkommen hieß und selbst dann galt, wenn die Krüge und der Brotkorb nur wenig gefüllt waren; es ist nichts Neues. Das haben die Katholiken, die dem Evangelisten Matthäus folgten auf dem Land schon immer gelebt. Das wurde nur vergessen, musste vergessen werden, damit der Markt der Konkurrenz, der sich inzwischen entwickelt hatte für die Bürger allerorts besorgt werden konnte. Dieser Markt entstand früh und kann genau datiert werden mit den Tagen, in denen die Allmenden den Bauern genommen wurden und sie gegen die Herren zum ersten Mal deshalb in einen hoffnungslosen Krieg zogen. Dort mussten sie sogar noch den Fluch des Augustinermönchs Martin Luther ertragen, wenn sie ihn noch hören mussten bevor sie die Lanze traf.

Ihr seid dabei die Fesseln der bürgerlichen protestantischen Tugenden abzulegen. Das Gehen ohne Fesseln aber muss erst wieder gelernt werden nachdem ihr die religiösen Fesseln auch abgeworfen habt. Das habt ihr auch bedacht: Es ist eure wirkliche Vision und derzeit die Einzige, die in die Zukunft zeigt. Ihretwegen bin ich bei euch: Ziffer 9, die Idee eines gewaltfreien Netzwerkes. Gerade der weitere Ausbau eures Netzwerkes wäre etwas wirklich tragfähiges, das den Gesellschaften, die sich über den Staat organisieren, als Vorbild entgegengestellt werden kann; das uns organisiert und geeignet sein könnte, den bürgerlichen Staat wieder aus den Köpfen zu treiben. (-> 2. Nachtrag). Ein wahrhaft menschliches Netzwerk, in dem weltweit sich die Menschen gegenseitig zuhören und ihre materiellen Grundlagen miteinander teilen. Es ist aber falsch wie ihr diese Vision kommuniziert. Wer weiß wie die Polizei seit vielen Jahrzehnten kaserniert ausgebildet wird kann euer anbiederndes Geschwätz kaum ertragen. Natürlich sind Polizist*innen Menschen wie du und ich, aber sie stehen unter einem Befehl. Wie immer werden sie knüppeln, gar totschlagen, wenn der Befehl gegeben wird. Karl-Heinz Kurras muss euch im Gedächnis bleiben auch wenn ihr damals noch gar nicht geboren ward. Er steht stellvertretend für jeden bestellten Mörder aus dem Umfeld der Polizei. Oury Jalloh lebte bereits unter euch; wie Benno Ohnesorg war er Mensch. Genauso wenig wie all jene vergessen werden dürfen die ihren Dienst bei der Polizei quittieren weil sie nachgedacht haben. Es geht im Kern doch auch nicht wirklich darum: Weshalb kommuniziert ihr diese Heucheleien? Wieder komme ich zurück auf den Evangelisten Matthäus. Es geht um die Wange, die auch mit der Linken geboten wird wenn der Andere zuschlagen muss. Das heißt aber nicht, dass der Andere frei gesprochen werden darf, ihm zuvor gar Blumen überreicht werden müssen. Er gehört nicht zu euch! Das Leben auf diesem Planeten ist nicht das Paradies.

Der krasse Gegensatz muss stets bewusst, muss kalkuliert werden; gewaltlos. Und so komme ich zur eigentlichen Sache: Die Wolken, die aufgezogen sind und eure Schatten aufgelöst haben.

Es muss klar sein, dass dieser Roger Hallam zunächst die Schatten und jetzt die Medien bedient hat. Die Medien wussten natürlich, dass viele Menschen mit diesem Virus des Selbstischen, der persönlichen Eitelkeit infiziert sind. Dieser Virus ist der Träger des bürgerlichen Lebensgefühls. Hier aber sind die Medien das Problem. Obwohl alle wussten, dass eines Tagen zumindest einer der Protagonisten von XR diesem Virus erliegen wird, schlugen sie zu ohne seine Krankheit zur Kenntnis zu nehmen. Sie beschützen ihn nicht wie sie euch nicht beschützen werden wenn die Sache ernst wird. Sie instrumentalisierten ihn, stellten ihn aus. Gut, dieser Herr Hallam ist ein menschenverachtender Mensch, einer der noch geistig bei den Gestrigen verblieben ist, von denen Hannah Arendt schon berichtet hat, als sie von der Banalität des Bösen sprach: Ein Mensch, der einen Satz vom "Rohr, durch das Gas in die Gaskammer fließt" in Kenntnis der Grauen von Auschwitz formuliert ist schwer krank und hätte beschützt werden müssen; ihn darf man keinesfalls auf eine öffentliche Bühne zerren, sonst macht man sich selber schuldig. Viel mehr schuldig als dieser armselige verlassene Mensch sich schuldig gemacht hat. Mit seinem menschenverachtenden Hilferuf, mit dem er die Mörder und Stiefellecker der früheren faschistischen Herren noch einmal anruft, obwohl diese längst tot sind, stimuliert er die Phantasien der Medien auf ein außerordentliches Geschäft. XR-Rebell*innen schweigt dazu, da ist nichts zu sagen.

Nutzt stattdessen diese aufziehenden Wolken, die alle Schatten vertreiben und der Verlust eurer Schatten diesmal nicht euch sondern diesen finsteren Wolken geschuldet ist zur Formulierung eines klaren Ziels wohin ihr wollt. Aber es genügt nicht nur etwas zu wollen: Vom bloßen Wollen ist noch keiner satt geworden sagte Ernst Bloch an solchen Stellen. Sein Prinzip Hoffnung ist doch das Einzige was uns noch trägt und deshalb sollten wir auf ihn hören. Es müssen jetzt die Wege gegangen und das Ziel benannt werden. Sonst kommt das Netzwerk XR ans Ende noch bevor die Richtung bestimmt worden ist.

Ihr sagt ihr verlasst die Komfortzone, wollt handeln nicht zuerst für euer Wohl sondern für das Wohl aller. Zum Schwur ist es noch nicht gekommen: Noch haltet ihr fest was ihr habt. Das ist verständlich, denn es ist schwer zu verzichten Erst recht wenn man nicht genau weiß wozu. Ihr seid auch nicht Glaubensschwestern und Glaubensbrüder; die Natur liegt euch am Herzen, ihre Bedrohung durch den ungebrochenen Anstieg des Kohlendioxids in der Atmosphäre. Ihr wollt nicht warten und falsifizieren kann eh keiner die empirischen Befunde, die euch treiben. Bedenkt aber: manch einer verzichtet nur weil er nichts hat. Das ehrt ihn nützt aber nichts: Es geht nicht um Neutralität. Wir müssen abgeben von dem was wir haben. Und jetzt wo die Schatten weg sind müsst ihr sagen wohin ihr wollt; besser was ihr wollt. Abgeben allein nützt ja nichts wenn die Anderen den Verbrennungskapitalismus weiter nicht nur betreiben sondern weiter ordentlich anheizen! Sie werden euch belächeln weil ihr als nützliche Idioten euch zu Helfern der Sozialsysteme dekratiert und helft dieses System der täglicher Ausbeutung und Niedertracht zu stabilisieren. Die Vermögenden werde euch danken und vielleicht sogar noch etwas zu euren Abgaben beisteuern; die lassen sich nicht lumpen.

Das alles ist aber kein Systemwandel, von dem die 15-jährige Greta Thunberg so klar gesprochen hat. "Ihr habt uns bisher nicht geholfen, ihr werdet uns auch künftig nicht helfen", und weil das so ist und ihr innerhalb des Systems nicht ändern könnt dann müsse eben das System geändert werden. Trotzdem betrat sie die politische Bühne. Sie ist jung. Ihr dürfen wir das nachsehen.

Euch ging eine Bewegung voraus, die sogenannte 68iger. Die Erkenntnis, dass damals ein Einzelner den Marsch durch die politischen Institutionen empfohlen hat und damit eine kleine aber immerhin überhaupt eine erste Chance nach dem verheerenden Krieg trotz vieler Warnungen so leichtfertig verspielt hat sollte eigentlich Warnung für euch genug sein: Macht nicht denselben Fehler. Meidet die politische Bühne. Diskutiert die Ursachen des Klimawandels und handelt.

Nachtrag: Zumindest für die XR-Ortsgruppe Hamburg-Harburg darf ich Auskunft geben: Sie handelt. Glaubte ich. Sie unterstützt nicht mehr ohne Wenn und Aber die Erklärung aus Freiburg. Denn es wurde doch noch eine Stimme laut, die verlangt, dass diese Erklärung nicht unterstützt wird. Das Ziel, die Rettung des Planeten, muss auf die Befindlichkeiten einzelner Rebell*innen natürlich achten und erst einmal hinten anstehen. Immerhin kommt dann die Revolution, von der Roger Hallan träumt, auch nicht voran. Der Klimawandel auf unserem Planeten kümmert sich aber nicht um derartige Kinderreien, er wird von Hardlinern erzeugt, mit denen ist in Sachen Klimawandel nicht zu spaßen.

2. Nachtrag: Die Zeit ist fortgeschritten, viel zu schnell und es muss gehofft werden, dass der Klimawandel nicht ebenso schnell nachzieht. Diesen Punkt 3 der ExtinctionRebellen, ich gestehe, ich habe ihn übersehen. Ich habe in den Prinzipien gelesen; die Forderungen habe ich außer Acht gelassen. Die erste Forderung: Sag die Wahrheit, hatte ich noch gelesen, daran erinnere ich mich. Sie reichte mir um ein Vorurteil zu bilden: Kinder sind´s. Aber ich lerne gerne von und mit Kindern, freue mich, wenn die Freude der Kinder bis ins Alter lebendig bleibt. Deshalb war das nicht wichtig und schon gar nicht verdächtig. Jetzt aber, ins Gerede gekommen und öffentlich verhandelt, las ich weiter und muss mich korrigieren, gar entschuldigen. "Den bürgerlichen Staat aus den Köpfen zu treiben", gleichzeitig aber jenseits von Wahlen und aktiver Bürgerbeteiligungen Experten exekutive Macht zu verleihen das hatten wir schon: In autoritären korporativen Systemen. Aus Alfredo Roccos "Camera dei Fasci e delle Corporazioni" wird eine "Camera dei Fasci delle esperti". Es ist vielleicht lange her, aber ich behandle es dogmatisch: Nie wieder Faschismus, dann lieber den natürlichen Tod durch Klimaveränderung.

3. Nachtrag: Euer Sprecher vertrat euch in einer Talkshow. Diese unterhalten heute die Anderen, die nicht wie ihr seid. Sie müssen deshalb ernst genommen werden, er hätte sich vorbereiten sollen. Er wusste was sein Gegenüber sagen wird, der hat nie etwas anderes gesagt. Euer Sprecher hat die Chance verpasst, ihr habt die Chance verpasst. Er hätte die Anderen ins Boot holen können, zumindest sein Gegenüber. Euer Sprecher war freundlich, er vertrat die harte Linie; bestimmt, aber mit einem falschen Gedanken. Denn sein Gegenüber hat recht: die Verursacher des Klimawandels agieren weltweit! Die Menschen dort sind oft noch unterentwickelt und wollen ein Leben führen wie wir. Es ist unfair ihnen das zu verdenken! Sein Gegenüber hat recht wenn er mahnt, dass der dort laufende Verbrennungskapitalismus ins Visier genommen werden muss. Natürlich dar dies nicht vom eigenen Verbrennen ablenken. Aber bedenkt, die Anderen wollen und wir besorgen das Geschäft. Das wird die Erde aufheizen. Er hätte ihn umarmen und ihm dankbar sein sollen für seinen wissenschaftlich fundierten und gesicherten Hinweise. Dass sein Gegenüber deshalb vor der eigenen Haustüre nicht kehren will darauf kommt es doch jetzt nicht an. Er kann ihm das auch nur unterstellen, aber sein Gegenüber folgte eurem Gebot: Sag die Wahrheit. Er hätte also diese entscheidende Phase der Diskussion nutzen können um deutlich zu machen, dass die erste Aufgabe von Extinction Rebellen der Aufbau eines weltumspannenden Netzwerkes ist, in dem sie den Staatenlenkern die Stirn und die Völker aufklären wollen. Das Material der Aufklärung liefern sie zusammen mit den reichen Menschen in ihrem Land; das verstehen sie unter sofortiger Entwicklungshilfe. Sie kämpfen aber auch dafür, dass sein Gegenüber unterstützt wird und die Technologien entwickelt werden, die eine radikale Abkehr von diesem gottlosen Verbrennungskapitalismus möglich machen. Klar, Gott könnte er weglassen, das klingt dann doch verdächtig, das versteht heute auch eh keiner mehr. Die Chance ist vertan.

Posted by Michael Schwegler at 7:15
Categories: Aktuelles

Donnerstag, 19 Dezember, 2019

Das irrationale System

es ist die Pest. Nehmen wir einmal nur gemeinsam die Schlagzeite in der PC-Welt vom 16.12.2019 zur Kenntnis: CO2-Belastung: Netflix und Youtube wie Flugverkehr. Wer mehr wissen will erfährt in dem Artikel, dass der Energiekonzern E-ON das Internet in Hinblick auf die CO2-Belastung näher empirisch untersuchen ließ. Belassen wir es in dieser Untersuchung bei der Aussage eines Wirtschaftswissenschaftlers des Borderstep-Institut, dass das Internet-Surfen längst ebenso hohe CO2-Belastungen erzeuge wie der gesamte weltweite Flugverkehr. Größten Anteil hätten hier die sogenannten Streamingdienste wie Netflix und andere.

Es muss nicht weiter erforscht werden. Der Sachverhalt ist klar. Politisch bleiben solche Zusammenhänge ungehört; aber das ist das Wesen der Politik in einer Gesellschaft, in der die Pest sich längst anschickt, epidemisch die ganze Welt zu befallen. So werden die Steuern über eine CO2-Abgabe heraufgesetzt, was besonders die Geringverdiener belastet und im selbem Atemzug werden die Voraussetzungen geschaffen, die das Klima weiter aufheizen. Wer braucht denn Netflix? Wer braucht überhaupt Streamingdienste? Wer braucht 5G? Gibt es rationale Antworten?

Dieser Hinweis zur aktuellen Politik reicht. Jeder weitere Text, der zu einer politischen Debatte führt, würde die Wärme liefern, die den ausgemachten Bazillus unterstützt. Erhitzen wir nicht die Gemüter. Die Diskussion über eine Postwachstumsgesellschaft darf nur in eine Richtung geführt werden; wie können wir so schnell wie möglich und auf welchen Komfort verzichten und weiteren Verzicht auf Komfort solange durchführen, bis ein Gleichgewicht erreicht ist; eine Welt muss genügen und der Rest an Rohstoffen, der noch in der Erde nutzbar verblieben ist, muss erhalten bleiben. Das schulden wir den Kindern. Auch muss ein Diskurs darüber geführt werden, wer dem Mensch überhaupt das Recht gab, die Rohstoffe auszubeuten, wer uns das Recht gibt, unsere Schadstoffe mitsamt dem Atommüll in der Erde zu vergraben? Keiner soll sagen können, er hätten es nicht wissen können. Solange das System so bleibt wie es ist, muss der Mensch sich um Aufklärung bemühen, sonst macht er sich schuldig. Die Aufklärer*innen werden oft verfolgt und manche werden sogar ermordet. Konsumiert diese Schicksale nicht, hört wenigstens genau hin; kümmert euch. Wie im Mittelalter werden auch heute manche Aufklärer aus dem Alltag verwiesen, wohin sie schon immer verwiesen wurden; in den Kerker oder auf den Scheiterhaufen. Zollt ihnen wenigstens eure Aufmerksamkeit und lasst eure Türen für sie offen stehen; manchmal brauchen sie Unterschlupf und eure Zustimmung.

Posted by Michael Schwegler at 8:29
Edited on: Sonntag, 22 Dezember, 2019 19:23
Categories:

Dienstag, 10 Dezember, 2019

Notizen über eine Theorie der Freiheit. Sie müssen warten.

Ich verzettele mich, ich muss mich konzentrieren. Der Text 02.12. muss fertig gestellt werden, er ändert sich täglich. Natürlich weiß ich, dass er nie fertig geschrieben werden kann und der Bazillus, der immer für eine Pestepidemiedie gut ist, lediglich eine genügend hohe Population an Ratten benötigt, um neu wüten zu können. Und die Ratten begleiten die Menschen, solange an ihren Tischen genügend für sie übrig bleibt; das ist sicher.

Die Hoffnung bleibt. Es bewegt sich etwas in die andere Richtung. Sie wollen bescheidener werden und sprechen von einer Postwachstumsgesellschaft. Nicht alle sprechen davon, nur die Wenigen. Licht am Ende des Tunnels?

Der Sitzung der Hüte kann beigetreten werden. Sie wird ohne mich tagen; sie wissen es besser.

Posted by Michael Schwegler at 10:08
Edited on: Freitag, 20 Dezember, 2019 6:54
Categories: Hintergrund

Donnerstag, 05 Dezember, 2019

Die Pest des Protestantismus

Bei diesem Text handelt es sich um Überlegungen, die ungewohnt sind. Der Text sollte korrespondiert werden. Es handelt sich um eine Zusammenfassung eines zentralen Kapitels des noch unveröffentlichten Buches "Ende der Revolutionen". Abweichend vom Inhalt im Buch wird hier methodisch anders vorgegangen. Das Kapitel im Buch wird ggf. modifiziert falls nachvollziehbare Einwände und Kritik zu den Inhalten des hier dargestellten Auszugs des Kapitels von Lesern vorgetragen werden. Eines muss aber schon hier deutlich geschrieben werden: Wenn der Autor von der Pest des Protestantismus schreibt, meint er nicht den Protestanten wie Ersamus von Rotterdam nicht den Juden meinte, als er von der Pest des Judentums schrieb. Protestanten und Juden können nichts dafür; sie könnten nur diesen Bazillus in sich tragen, der beiden Religionen eigen ist. Aber das wissen wir nicht; er verbirgt sich im Geheimnis des Glaubens.

Nachtrag: Wie oft beim Schreiben werden Inhalte verändert. Es ist klar, das Kapitel muss an manchen Stellen ergänzt und ausgeführt werden. Fast täglich ändert sich jetzt der Text, so wie sich die Zeit ändert, anders ist kein Vorankommen.

Wir wissen heute, anders als das noch im Mittelalter der Fall war, viel über die Pest. Wir wissen, dass es eine bakterielle Seuche ist und die Bakterien von Ratten übertragen werden. Die können nichts dafür, es sind Geschöpfe der Natur; sie folgen nur den Menschen. Aber für das Bakterium, das die Ratten so leicht übertragen, können wir; dieses Bakterium heißt Kapital. Ein Bazillus, der unausrottbar scheint, seit er in die Welt gekommen ist und mit Luther auf Erden gesegnet anstatt bekämpft wurde. Gott habe das so bestimmt und der Mensch müsse dieser Bestimmung folgen; der Mensch habe keinen freien Willen - De servo arbitrio -; willenlos folgen ihm seither die Anderen. De libero arbitrio - aber wir scheinen chancenlos: Die Pest wütet, weltweit.

Mit der Ekklesia des Paulus haben die ersten Anhänger Luthers, den sie noch gar nicht kannten, das Evangelium der Synoptiker Matthäus, Lukas und Markus vertauscht; das sollte keiner merken. Seit dem 13. Jahrhundert haben sie sorgsam ihren Stoff vorbereitet, damit er wirkt. Er wirkte spät, dafür aber umso gewaltiger: Die Pest des Protestantismus brach mit Dr. Martin Luther erst 300 Jahre später aus, dann aber wortgewaltig und rassistisch. Nach der Pest des Judentums, über die damals Erasmus von Rotterdam noch berichtet hatte, brach wieder eine Pestepidemie aus. Der Bazillus dieser Pest hat es in sich. Die Menschen, die gegen diesen Bazillus immun sind, werden immer weniger und immun sind meist die Menschen dort wo es noch Völker gibt. So meinte das Nietzsche, als er über den Götzen Staat berichtete; also sprach Zarathustra.

Um das alles zu verstehen müssen noch einmal die gesellschaftlichen und politischen Veränderungen im 12. und 13. Jahrhundert studiert werden, die selbstverständlich heute nicht mehr zum Lehrstoff der Schulen gehören sonst könnte eine andere Aufklärung in Gang kommen, die das Räsonieren über den Raub und die sich darin entwickelnden kapitalistischen Produktions- und Denkweisen ins Zentrum allen Bemühens des Erkennens stellt.

Dieser Stoff ist einfach und einleuchtend; dafür braucht man nicht erst erwachsen werden. Wenn aber zu früh gehört und die Neugierde noch voll die Ausbildung des Gehirns eines Menschen vorantreibt, ist er gefährlich. Verschließt in dieser Zeit besser den Kindern die Ohren. Erzählt ihnen von Thronen und Kronen, darüber braucht nicht deutlich gehört werden. Sie erinnern an die Märchenbücher, die ihnen früher vorgelesen wurden. Sie bereiten die Kinder in der Schule auf eine Romantik vor, mit der es sich hierzulande gut leben lässt. Die Noten sind eindeutig, prüfbar und gut geordnet. Wundert euch aber nicht wenn das Interesse dafür oft so gar nicht vorhanden ist; Kinder sind klug, solange sie nicht missbraucht werden. Und heute werden die Kinder massenhaft missbraucht. Nicht nur, dass man ihnen die Ohren mit Stöpseln verschließt, damit sie den Ramsch besser hören können, die von ihren modernen Smartphones nach der Demodulation von den erwachsenen Taktgebern generiert werden. Schon in den Grundschulen werden sie erzogen, dass das Oberflächliche, das die Kinder als Erstes sehen, ein ewiges Wahr sei: sie sollen leben in den besten aller Zeiten, die Leibnitz allerdings überhaupt nicht so erlebt hat; was anderes gäbe es nicht.

Nicht die Vernunft, die seit jener Zeit sich vom Mythos der Religionen entledigt hat und gerade noch rechtzeitig halbiert werden konnte, dass sie als praktische Vernunft das nach außen gekehrte gesittete Leben der Bürger nicht berührt: als praktische Vernunft hat sie das quid pro quo, das erst den Raub unauffällig macht, in die Gesellschaft nach und nach eingebracht und heute alles diesem Prinzip unterworfen.

Diese Medizin musste den Menschen verordnet werden und vor allem denjenigen, die noch guten Willens waren, der dem freien Willen des Erasmus entsprach und mit dem unfreien Willen von Luther überhaupt nichts anfangen konnte. Sie sind noch heute erschrocken von dieser Bevormundung durch einen Glauben, der ihnen von neuen Herren nicht nur angetragen, sondern dem sie sich unterwerfen mussten. Ihr Seelenheil sei vorbestimmt, darüber ist nicht mehr zu reden. Das „mutuum date nihil inde sperantes“, dass bisher Vorbild und moralische Orientierung in ihrem entbehrungsreichen und armseligen Leben war, sollte endgültig in Vergessenheit geraten. Vielerorts wurde es auch vergessen und heute würden die Politiker weiß Gott was dafür geben, wenn sie ihn endlich auch endgültig loswerden könnten, den Lukas, der nach Matthäus auch nicht mehr in ihre Zeit passt. Sie tun alles damit wenigstens nicht mehr bei ihm gelesen wird und wenn dann abgeschieden und leise, flüsternd gar: Keiner soll es hören. Es sei uncool, wie ihre Kinder auch sagen. Die Gefahr ist latent, das Lesen könnte eine neue Aufklärung begründen, die das Schlächtige, meist Abschlächtige, dessen Blut Dr. Martin Luther gern am Halse trug und der sich auch öffentlich dazu bekannte, genauer untersucht; die erinnern lässt, dass die Bauern in einen letzten hoffnungslosen Krieg aufbrachen, als sie ihnen die Allmenden wegnahmen und damit den letzten Rest freien Lebens abschafften.

Nur noch im Schweiße des Angesichts arbeitend, freudlos, unfrei, dem Willen eines neuen Gottes unterworfen, den sie gestern noch gar nicht kannten und von dem ihr Pfarrer Müntzer noch ganz anders berichtet hatte. Thomas Müntzer hat die Liturgie geändert und sich zum Volk gewandt! Eine Geste, die Luther bei ihm abgeschaut und zur Blasphemie herabgewürdigt hat. In die neuen protestantischen Gotteshäuser, in denen es so düster zuging, wollten sie nicht hinein. Das Leben war draußen düster genug und die wenigen Freuden, die natürlich oft gegen die Worte des Herrn verstießen, konnten noch zu Lebzeiten verziehen werden: mit drei Ave-Maria und einem Vater-unser wenn man Schlimmeres tat und gar kein Geld hatte; in der Beichte.

Die Zeit des römischen Pontifex endete. Im eigenen Staat, der deshalb aber kein Gottesstaat war, konservierte er sich nachdem Napoleon am Ende als Sieger hervorging. Wollen wir die Überlegungen, wie dieser Planet jetzt noch gerettet werden kann ernsthaft weiterdenken, müssen wir zurück und beim Pontifex in Avignon nachschauen; eine Geschichte, die heute kaum mehr einer kennt und die uns am Ende nach Kuba führen wird.

Dort in Südfrankreich war der Boden noch bestellt. Unter dem Fürsten wurde er verwaltet streng nach dem Evangelium nach Matthäus. Deshalb steht die Bulle Uncam Santan aus dem Jahr 1302 im Zentrum dieser Geschichte: Das Primat der römischen geistlichen über die weltliche Macht sollte nach langem Streit, der nach dem Konkordat des Jahres 1122 erst recht jetzt ausbrach, wieder durchgesetzt werden obwohl es mit dem Konkordat längst gefallen war; das wusste der Pontifex aber nicht. Ein Primat, das nicht geteilt werden durfte, das nicht geteilt werden kann, sonst wäre es kein Primat: Da wird auch nicht verhandelt, das ist kompromisslos, wie jede Bulle das Wort bis dato eines Pontifex war. Da aber irrte der Pontifex sich. Es wurde im Konkordat des Jahres 1122 verhandelt, das konnte nicht rückgängig gemacht werden.

Das ist lange her und zum besseren Verständnis muss dieser Zeit entgegengegangen werden mit Ereignissen, die verstanden werden können weil noch lebendig und sehr wahrscheinlich wahr. Alle Dokumente zeugen davon, liegen vor und die, die diese Zeit erlebt haben, leben noch.

Die Zeit des Mauerfalls ist Ausgangspunkt für die rückwärts angetretene Reise; diese Zeit kennen noch die Meisten. Das gesamte sozialistische System war zusammengebrochen und manche Mauerstücke, die mit Pickel ud Vorschlaghammer materiell und ideell zertrümmert wurden, trafen Cuba hart was nun wirklich nicht sofort verstanden werden kann weil Mauerstücke gar nicht soweit fliegen können. Aber wir sind längst gezwungen, das anders zu betrachten und alles unter der weltweit errichteten Herrschaft des Rechts zu verstehen was meist außer Acht gelassen wird: Es wurde schon darüber geschrieben: Das soll keiner merken! Aber nur so können wir die Losung des Comandante verstehen, die in Permanenz gilt: Vaterland oder Tod. Da ist keine Revolution mehr nötig, sie muss allein bewahrt werden. Dort in Kuba traf der Stein und doch beugte sich keiner. Das stimmt nicht ganz: Am 5. August 1994 rannten Einige auf die Straße. Kant nannte sie früh schon den Pöbel und deshalb sprechen wir vom kantischen Pöbel wenn wir diese Szenen meinen: "Filmt das damit die Welt sieht was in diesem Land passiert", so rief es ein Gehetzter in Havanna einem Kameraman der internationalen Presse zu, die ständig Kuba unter besondere Beobachtung hält. Dieses Ressort war von den Großen der Weltpresse immer besetzt und meist staatlich finanziert; da lauerte man. Einer Intervention der Mächte von außerhalb des Landes kam er persönlich zuvor; Fidel Castro lief selbst auf die Straße. Ungeschützt. Er sprach inmitten der Menge mit ihnen in seiner unverwechselbaren Art. Böse Stimmen behaupten, er hätte wie immer zu lange geredet deshalb wären sie wieder nach Hause gegangen. Aber das wird anders gewesen sein denn sonst wären sie wiedergekommen, immer wieder; aber sie kamen nicht mehr und verstört schaut die Weltpresse seither nach Cuba.

An jenen Tagen des Mauerfalls spürten die Menschen in Kuba was es bedeutet, das Copyright, das Lizensrecht, das es unmöglich macht, Medikamente im eigenen Land selbst herzustellen wo doch alle Substanzen vorhanden und bekannt sind. Sie mussten auch akzeptieren, dass das Recht längst nicht mehr den Überlegungen früherer Staatstheoretiker wie John Locke oder David Hume folgt, die noch eine beidseitige Willenserklärung in den Mittelpunkt ihrer Entwürfe stellten, wohl wissend, dass mitunter dem Willen eines Vertragspartners gehörig nachgeholfen werden muss. Sie lernten das Diktat kennen, das bereits die Kinder üben und es ihnen selbstverständlich scheint, dass da nicht mitzuwirken ist außer, dass man Buchstaben für Buchstaben dem Diktator zielstrebig folgt, und jeder kann sehen wo heute der Diktator sitzt, der über die Welt herrschen will. Die Menschen in Kuba leiden besonders unter ihm und mussten ihre Tagesrationen an Lebensmitteln noch einmal kürzen, obwohl diese in all den Jahren zuvor schon sehr kurz waren. An Benzin war gar nicht mehr zu denken. Aber hier kam ihnen die Topografie ihres Landes entgegen; alles konnte letztlich dann doch noch zu Fuß oder mit dem Fahrrad bewältigt werden. Die Uhren gehen in diesem Land ohnehin ganz anders. Sie werden vom Leben getaktet und nicht von der Wirtschaft; man hat ja eh nichts was nach Wohlstand aussieht: diesen lebt man besser. Jeder der es wissen wollte konnte es wissen: schwarz auf weiß und ganz im Sinne Goethes: „Denn was man schwarz auf weiß besitzt kann man getrost nach Hause tragen.“ Sie trugen es nach Hause und waren froh über das Wenige aber gesicherte, was ihnen schwarz auf weiß seit 3 Jahrzehnten zugesichert war, jetzt aber wegfiel. Der Zusammenbruch der Sowjetunion beendete das "mutuum date nihil inde sperantes" des Lukas. Ausgerechnet von einem gottloses Staat begründet und zwischen gottlosen Regierungen verabredet spielte sich die Tragödie ab, die Dank des Wandels der Strategie des Comandante nicht zu einer Endzeittragödie sich weiter entwickelt hat: Er zog seine Uniform aus und ein weißes Hemd an. Natürlich ohne Kravatte sonst wäre alles Verrat gewesen. Dass er zuletzt einen Adidas-Trainingsanzug trug wird seinen Feinden geschuldet sein; im Alter überwiegt dann doch die Ironie und man gönnt den Feinden: die sehen Derartiges gern. Aber dieses Symbolische weist auch in eine Zukunft, die dann doch wenigstens einen kleinen Wohlstand gemeinsam mit Allen erhoffen darf, der auch privater Natur sein soll und einem staatlich verordnetem Wohlstand die vorletzte Türe weist, bevor sich die letzte Türe öffnet.

Bevor der Weg rückwärts weiter gegangen wird muss der Reisebegleiter etwas über sich sagen damit wir wissen mit welchen Augen und Ohren er unter uns ist. Weshalb er dieses Kuba erwähnt hat und weshalb ausgerechnet dort diese Reise enden soll. Das Wetter ist gut dort, so passt das schon und dem Fremden soll es dort auch gut gehen, wenn er Devisen ins Land bringt; aber verstehen kann man das nicht. Er sieht und hört auf viele, die alles schon geschrieben haben und hier nur ausgewählt, keinesfalls aber erwählt wurden. Aber Geduld, lesen wir erst einmal bei Leo Kofler:

"Man mache sich nichts vor: Es gibt keine gesellschaftliche Freiheit ohne Freiheit für das Individuum, das nach Autonomie, Selbstbestimmung und Unabhängigkeit strebt, und das, solange es menschliche Geschichte gibt, unter Freiheit die möglichste Freiheit von allen Schranken und Bindungen verstanden hat, versteht und verstehen wird. Im Vergleich zu den vorangegangen Gesellschaftsepochen stellt die bürgerliche Gesellschaft innerhalb der Klassengeschichte die letzte und höchste Form der Freiheit dar. Aber es ist ein Irrtum der bürgerlichen Ideologie, diese Form der Freiheit mit der absoluten Freiheit gleichzusetzen. Denn die bürgerliche Freiheit, die dem Individuum in weitgehendem Maße freie Bewegung gewährt, stellt gleichzeitig eine Form dar, die eine solche Freiheit nur vortäuscht, indem sie unter dem Schein der Freiheit die Weiterexistenz starker freiheitsbeschränkender Bindungen, d.h. wesentliche Elemente der Unfreiheit, nicht bloß zulässt, sondern geradezu voraussetzt. Der Widerspruchscharakter der bürgerlichen Freiheit ist Ausdruck des Widerspruchscharakters der bürgerlichen Klassengesellschaft überhaupt. Er liegt begründet in der Tatsache, dass einerseits in der bürgerlichen Gesellschaft das Individuum – jedes Individuum – als völlig autonomer und gleichberechtigter Warenbesitzer und damit als völlig autonomer und gleichberechtigter Vertragspartner auftritt, andererseits aber der einseitige, d.h. ganze Klassen ausschließende Besitz an den Produktionsmitteln gleichzeitig diese Autonomie und Gleichberechtigung der Individuen aufhebt. Der durch diese Tatsache ausgedrückte Widerspruch ist der Widerspruch zwischen dem bloß rechtlichen (formalen) und dem auf dem Besitz beruhenden faktischen (sozialen) Zustand in der bürgerlichen Gesellschaft. Die Aufhebung des Widerspruchs zwischen der formalen Freiheit und der sozialen Unfreiheit bedeutet die Aufhebung der bürgerlichen Gesellschaft überhaupt. Sie ist innerhalb dieser Gesellschaft nicht möglich."

Oft wird deshalb ganz der hegelschen Dialektik folgend von der notwendigen Revolution geschrieben. Warum der Autor in seinem Buch aber vom Ende der Revolutionen schreibt, ist ohne Weiters auch nicht zu verstehen. Allerdings schließt dieser Titel die Permanenz der Revolution mit ein, womit schon wieder Castros Kuba gemeint ist. Deshalb sollten wir den Weg gehen, um zu verstehen, weshalb unser Begleiter bezüglich seinen Überlegungen zunächst von der Pest des Protestantismus schreibt und dann einen anderen Weg gehen will. Seinen Kindern hat Janusz Korczak die Worte mitgegeben, die uns weiterführen würden, wenn wir ihm als Erwachsene zuhören würden. Sie tun es nicht. So wird uns der Weg über Kuba führen müssen, was wiederum kaum zu verstehen ist. Kommentare sind erwünscht; es soll kein Schweigemarsch werden.

Grundlegende Gedanken, die uns auf diesem Weg begleiten sollen, können unterwegs diskutiert werden. Zentral wird die Frage sein: "Was braucht der Mensch?" Diese Frage bildet sozusagen den Kompass, den wir auf diesem Weg zurück durch die Geschichte benötigen, sonst verirren wir uns. Viel ist passiert, vieles verändert sich aber wohin sollen wir schauen? Versuchen wir eine vorläufige Antwort zu geben; kalibrieren wir unseren Kompaß.

Einen Platz, besser einen Raum, damit er von oben auch geschützt ist. Warm sollte es im Innern sein, so dass menschlich in ihm gewohnt werden kann. Einen Stuhl, einen Tisch, ein Bett. Einen Schrank, ein Waschbecken, eine Toilette; soviel Komfort muss sein. Das Drinnen ist damit schon ordentlich beschrieben. Firlefanz wie eine Uhr ist natürlich möglich und oft notwendig, meist aber genügt eine Sanduhr, so dass ein Ei auch wachsweich gekocht werden kann. Dieses führt dann bereits nach draußen zu den übrigen Lebensmitteln, die drinnen nicht erzeugt werden können. Gesunde Lebensmittel. Gesundes Brot. Reines Wasser. Will heißen, da muss eine Natur sein, ein Boden, der eine Produktion gesunder Lebensmittel ermöglicht, und der Wille dazu muss da sein, ein freier Wille.

Die Zeitungen schreiben, und vorallem die, die es gar nicht gut mit ihr meinen, dass Greta Thunberg nur deswegen den Freitag als Streiktag der Schule vorgezogen habe, weil sie von dem Film Plastic Planet geschockt wurde. Neben dem menschenverursachten Klimawandel ist dieses Verbrechen der Menschen ebenso widerlich. Diese Belastung der Meere und der Erde hätte wie der Klimawandel vermieden werden können wenn diese Sucht nach Komfort, die überhaupt keine natürliche ist sondern zu der die Menschen von Beginn ihres Lebens erzogen werden, rational entwickelt worden wäre. Heute denkt keiner mehr darüber nach weshalb die erste Flasche, die den Kindern in die Hand gegeben wird, aus Plastik ist. Praktisch sei es und das Kind könne sich sonst verletzen. Das Kind muss begreifen, begreift mit den ersten Tagen seines Erdendaseins nicht nur das Plastik sonder auch eine Logik, die keinesfalls dem Kind eigen ist. Das darf nicht sein, das verbiete die Vernunft. Aber die Entwicklung einer rationalen Logik des Kindes wird so von Anfang an erschwert. Das Kind wird missbraucht und soll der Logik der Welt gehorchen, in der die Pest wütet; einer Logik, von der sich das Kind später nur mit entbehrungsreichen Kämpfen erst wieder befreien muss, um menschlich werden zu können; um eine Logik zu entwickeln, die sich klar unterscheidet von der Logik der Anderen und uns Lebensmittel ermöglicht, die natürlich sind, die den freien Willen von Menschen ausdrücken. Selten hat das Kind das Glück, nicht erzogen zu werden. Nach der Flasche greift das Kind zum Spielzeug, das ist natürlich, nicht aber das Spielzeug, das ihm gereicht wird. Als Spinner werden wir bezeichnet wenn wir das Holzspielzeug und die Strohpuppe zum Inbegriff des Spielzeugs überhaupt behaupten. Diese Gesellschaft ist krank, schwerkrank. Sie erkennt nicht, dass sie zum Schlachthaus geführt wird und mit ihrem Tod erst den Ungeschlachteten beweist wohin radikaler Nihillismus führt: Nicht einmal das Fleisch der Geschlachteten wäre genießbar weil plastikverseucht und, ich hätte es fast vergessen, dieser Bazillus auch in ihm steckt. Wacht auf! Ihr zerstört den letzten Rest an Humanismus, der doch nicht nur in die Bücher geschrieben werden darf; das ist kein Humanismus. Wir leben in der Zeit des Irrationalen, die der frühen Zeit des Mythos rational noch nicht einmal folgen kann. Wir verirren uns; schau auf den Kompass.

Die erste Wegstrecke sollten wir wortlos gehen. Die Geschehen dort links und rechts neben dem Weg schnüren uns eh die Kehlen zu; vorbei an den Konzentrationslagern weltweit. Diejenigen, die sie erbaut haben waren Menschen wie du und ich. Sie dachten anders doch das ist entscheidend. Schreckliches mussten sie erlebt haben sonst hätten sie das alles nicht bauen können; keiner hätte die Öfen errichtet, alle wären sie ungehorsam geblieben. Diese Lager haben sie errichtet, weil sie die gerade mit den Anderen und mit Gewalt geschaffenen Nationalstaaten sichern mussten oder weil sie sich als Übermenschen rassenrein wähnten und alles Artfremde vernichten wollten. Der erste Imperator der Anderen Napoleon Bonaparte hat den Völkern im Jahrhundert davor, das auf unserem Weg rückwärts jetzt vor uns liegt, wie früher das Land genommen; dieses Jahrhundert war im Wesentlichen davon geprägt. Davor gab es noch Landschaften, die für die Menschen Heimat waren. Ein Begriff, der inzwischen unmodern geworden ist und eines Tages zum Unwort erklärt werden wird wenn alles so weitergeht. Dort, wo Heimat noch verstanden wird, zeigen sie auf Rückständiges, das besser beseitigt werde. Sie brauchen Platz für ihre Kaufhausmeilen und Fabriken; für ihre Arbeit im Schweiße ihres Angesichts und der anderen, die nicht arbeiten. Die zählen ihr Einkommen, das die da, im Schweiße ihres Angesichts, besorgt haben; sie behaupten, dass sie arbeiten obwohl sie nicht arbeiten. Wir gehen weiter, diese Zeit liegt jetzt hinter uns.

Nachdem wir aus diesem Jahrhundert heraustreten sehen wir blühende Landschaften, darin wie eingebettet Bauernhöfe, kleine Ansiedlungen von oft nur drei, vier Höfen und seltener aber immer wieder Städte, die noch Vorgärten haben. Klar, die Landschaften waren nie ihr Land gewesen, das wissen wir. Sie gehörten niemandem wenn wir einmal von diesem Gott absehen, von dem sie behaupten, dass er den Herren das Land geliehen hat; sie müssten es jetzt bearbeiten, was eben gottgefällig sei und so auch geschah. Seht hin, wir wandern bereits in einer Zeit, in der die Landschaften noch nicht zerrissen und in das Korsett der Nationen geschnürt waren, wir wandern über Lehen. Als Lehen wurden sie auch damals betrachtet, durchwandert und manche gründeten dort Familien und ernährten sich von den Früchten und dem Korn der Erde, das sie angebaut haben. Dafür mussten sie die Fron für die Herren leisten, die ihnen sagten, dass er sie auserwählt und ihnen das Land geliehen habe. Es sei deshalb ein Lohn zu entrichten; auch dafür, dass sie auf diesem Boden arbeiten dürfen. Sie haben immer sehr einfach gedacht und gelebt. Denn nur wenn da jemand ist, dem das Land gehört, können die Besetzungen der Landschaften als Besitztümer den einfachen Menschen erklärt werden. Dafür haben sie eben Gott gebraucht, anders ging das nicht. Im Dorf erzählen uns inzwischen die Leute, dass in Frankreich die Bürger ihren König geköpft haben. Wir schreiben das Jahr 1793, es ist kalt.

Wie weit noch gegangen werden muss wird gefragt. Erzähle doch einfach was noch kommen wird; dann können wir umkehren; der Weg nach Kuba ist weit genug. Gerne wäre ich noch weiter gegangen, wenigstens noch ein paar Schritte, damit wir uns setzen können. Zwar liegt dann diese Revolution hinter uns, aber wir können uns von den Heimkehrern berichten lassen, was in der neuen Welt passiert, nachdem sie ihre Unabhängigkeit von ihren europäischen Müttern erklärt haben. Am Ende unserer Reise, sozusagen auf dem Höhepunkt der Reise rückwärts, trafen wir ihn, der es besonders genau wusste: Thomas Jefferson. Er sagte, er wäre gerade erst angekommen und werde sofort nach Paris reisen. Bis ins Jahr 1789 wolle er dort bleiben und als Botschafter der endlich Vereinigten Staaten von Amerika sein Land vertreten. Mit ihm sollten wir also wieder vorwärts reisen und werden über das Jahr 1789 hinaus uns beeilen, um noch mit ihm François-Noël Babeuf sprechen zu können, bevor er auf Befehl dieses Napoleon Bonaparte geköpft wird und sein Kopf neben die Köpfe von Danton, Sant-Just und Robespierre gelegt wird; von diesen brauchen wir nicht berichten wenn wir zurück sind, diese werden heute in den Schulen noch behandelt und in den Theatern aufgeführt; Babeuf nicht oder nur selten und nur, wenn einer immer noch Zweifel daran hat, dass der Boden, auf dem wir wandern, das Eigentum von Herren sein soll.

Wie er die Menschenrechte verfassen konnte, wenn er doch zuhause Slavinnen und Sklaven halte, eine Sklavin sogar mehrfach geschwängert habe; wie das zusammenpasse? Er kenne doch den Code Noir, dieses Schreckensdokument, das Colbert extra für sein Land geschrieben habe. Warum er ihn nicht außer Kraft gesetzt habe? Wir beruhigten unseren Freund und Reisebegleiter. Er hatte und musste viel sehen auf diesen 220 Jahren rückwärts, da bricht manches unkontrolliert heraus. Thomas Jefferson indes blieb ruhig. Er schien nicht überrascht zu sein. Als Anwalt und Politiker war er aber auch mit allen Wassern gewaschen; dem machte keiner etwas vor. Nach einer Weile antwortete er ernst, er werde eine Bibel schreiben, keine katholische, das sei sicher. Seine Bibel werde Dr. Martin Luther neu beleben, die Zeiten hätten sich geändert; aber noch studiere er. Er werde seine Bibel im Jahr 1804 schreiben. Sie werde knapp und gut lesbar sein; Jeder werde sie verstehen.

Das war ein merkwürdiges Datum. Wir müssen zu diesem denkwürdigen Jahr 1804 wieder vorwärts gehen. Zwei Codes, die im selben Jahr ans Licht der Welt geführt werden. Der eine heimlich, der andere tryumphal. Es lohnt sich, beide zu studieren: den Code Napoleon und diesen Code Jefferson.

Hier verweilt der Autor erst einmal. Noch soll das Weitere dem Buch überlassen bleiben.

Postscriptum: Thomas Jefferson schrieb tatsächlich seine Bibel. Er schrieb sie nicht neu und genau betrachtet schrieb er nichts. Er besorgte sich verschiedene Übersetzungen der Bibel, die er alle entscheidend auf genau 84 Seiten kürzte; ein klarer Schnitt, er war ein Bastler: Mit einer Rasierklinge schnitt er alles aus was in den Bibeln als Heilsbotschaft noch enthalten war. Vor allem die Auferstehung mitsamt den übrigen Wundern durfte nicht sein. Das "De servo arbitrio" musste den Verhältnissen angepasst werden. Wo kämen wir hin wenn der Lazarus, von dem Johannes berichtet, weiterhin die Hoffnung der Menschen beflügelt? Heilungen müssen längst bezahlt werden und allein das ist Vernunft. Deshalb musste die Trinität, die noch Luther in seiner Bibel verteidigte, jetzt ebenfalls ausgeschnitten werden. Ein Jesus kann keinesfalls dem Willen des Herrn widersprechen und seine Vorsehung revidieren. Er studierte das Bakterium, das die Pest auslösen kann unter dem Mikroskop; er entfernte alle Andocksstellen, mit dem ein Anti-Bakterium diese Pest des Protestantismus noch hätte heilen können. Seine Studien unternahm er in der Zeit als die Bürger in Paris die Revolution durchführten. Seine revolutionären Schnitte mit der Rasierklinge übertrafen die französischen Vorbilder. Ohne dass er es bemerkte schuf er nebenbei ein weiteres Bakterium, das der Pest Paroli bieten sollte: die Cholera. Gemeinsam, aber das wurde bereits geschrieben, wählten sie das Jahr 1804 für die Fertigstellung obwohl, das dürfen wir vermuten, sie sich nicht abgesprochen haben. Das konnte auch keine ahnen.

Stefania Wilczynska und Janusz Korczak lasen übrigens nicht bei Thomas Jefferson. Stefania konnte gar kein Englisch lesen. Wir trafen sie kurz nachdem wir diese Zeitreise angetreten haben und wir schweigend an den Vernichtungslagern vorbeigingen. Sie wussten, dass der Mensch kein Recht hat die Seelen der Kinder zu belasten; sie glaubten fest an die Seelen der Kinder. Sie lasen andere Bücher, Bücher der Hoffnung, und lasen sie den Kindern noch vor als die Gaskammer längst vorbereitet war. Sie widersprachen allem Glauben, auch dem katholischen: Ihren freien Willen setzten sie über das oberste Gebot Gottes, das auch in der Trinität Gottes zu bewahren ist: sie wussten genau, dass sie sich für den Tod entschieden als sie mit den Kindern die Gaskammer betraten. Hier triumphierte das Humane über allen Glauben. Diese Menschen sind immun, sie tragen eine natürliches Antibiotikum in sich. Das Antibiotikum eines Glaubens an eine künftige Gesellschaft der Freien und Gleichen. Den Kindern sind sie immer sehr nah gewesen, damit dieses Antibiotikum so früh wie möglich die Kinder ansteckt und in ihnen für ein ganzes Leben lang wirkt.

Posted by Michael Schwegler at 10:56
Edited on: Montag, 10 Februar, 2020 19:43
Categories: Vorwort (Buch)

Samstag, 30 November, 2019

Es wird nicht gelingen

mein Urteil ist bitter.

Natürlich sie sind jung, sie toben noch. Wie sie auf den Schulhöfen toben wo sie toben müssen weil sie so jung bereits eingesperrt werden; das Schulgesetz verlangt es. Sie suchen ihre Freund*innen, auch das versteht man. Hinzugekommen aber ist, dass viele ihre Smartphones vor sich hertragen, wie wenn diese die Richtung anzeigen könnten, in die gegangen werden muss. Aber da wollen sie nicht hin, die Entbehrungen scheinen dann doch zu gewaltig. Da versöhnt man sich dann doch lieber mit der Politik. So sprachen die runden roten Schilder mit der einzigen Forderung "Raus aus der Groko" das aus was auf solchen Demos in den Parlamenten noch gehört wird obwohl solche Schilder gar nicht sprechen können. Aber haben sie nicht zugehört? Hören sie zu, wie sie ihren Lehrer*innen heute zuhören? Es war in Krakowice, als ihr Idol Greta Thunberg den richtungsweisenden Satz aussprach: "Ihr habt uns bisher nicht geholfen, ihr werdet uns auch in Zukunft nicht helfen" .

Dass sich die noch junge Greta Thunberg mit all ihren Unterstützern Partner in den verschiedenen Nationalstaaten sucht ist richtig und verständlich; die Klimaveränderung macht an Grenzen nicht halt. Dass sie sich ausgerechnet an eine Politikerin wendet, wird ihren hoffnungsvollen Aufbruch zu Ende führen; geschützt und behütet, aber das ist wichtig bei all den häßlichen Anfeindungen, denen sie ausgesetzt ist.

Aber die Politik kann auf dem privaten Grund und Boden hier nichts richten. Das hat der Wirtschaftsminister jetzt schon mehrfach in den Talkshows verkündet, aber auch ihm hört keiner zu. Vielleicht auch deshalb, weil er nicht klar das Problem benennt und die Erscheinungsebene bedient, auf der alles so hoffnungslos bleibt. Dieser common sense Möchtegern Roger Hattam, dem ich zuvor meine Aufmerksam schenkte weil Freunde mich darum baten, denkt auch nicht anders, nur gefährlicher: Er träumt von Bürgerversammlungen, wie wenn der kantische Pöbel nur anders aufgestellt werden müsste um eine Politik der radikalen Veränderungen, eine Politik der Aufhebung der Produktionsweise auf privatem Boden, durchsetzen könnte. Aber das will er auch gar nicht: Er ruft wieder nach der Fasces, die es richten soll. Gefährliche Träume, die Erinnerungen an die von den Sozialdemokraten aufgestellten Freicorps wachrufen, deren sich dann ihre politischen Gegner bedienten: Dialektik findet auf der Formseite statt.

Nein, meine Brüder und Schwestern, ohne die Befreiung des Bodens aus dem Sachenrecht des Bürgerlichen Gesetzbuches geht es nicht. Es ist so merkwürdig: Dieser Weg wäre so einfach und klar, ohne Haken und Ösen; ohne Pathos und revolutionärem Geschrei. Nur das egoistische Haben-wollen müsste abgegeben werden an die Anderen da draußen, an die Brüder und Schwestern, die zunehmend zu uns kommen damit sie bleiben können, an die Völker. Aber das erinnert dann doch zu sehr an Nietzsche und deshalb ende ich hier; ich will nicht ablenken.

Heute, am 03.01.2020 trafen sie sich wieder. Auf dem Campus der TU-Harburg wollten sie sich treffen. Pünktlich betrat ich den Campus. Da war aber keiner, deshalb lief ich über den Campus. An der Hamburger Sparkasse vorbei, die früher dort nicht war, die war neu. Auch der Campus hatte sich insgesamt verändert; dort wird jetzt geworben wie überall. Gähnende Leere um diese Zeit, ich muss mich geirrt haben. Bevor ich umdrehte hörte ich doch noch Stimmen. Sie kamen von außerhalb des Campus, von der Schwarzenbergstraße her. Dort hatten sie sich versammelt, Schülerinnen und Schüler, und vielleicht fünf, sechs Erwachsene. Auch ich suchte als ich auf der Straße ankam wie die Schüler*innen die Meinen, die aber nicht gesagt haben, dass sie kommen werden. Eine Schülerin drückte mir ein buntes Schild in die Hand: "Hambi bleibt". Dort war ich vor einem halben Jahr, also trug ich das Schild. Hambi soll bleiben. Ich solle es am Schluss der Demo wieder abgeben; wo? sagte sie nicht. Es waren wenige, sehr wenige, deshalb wollte ich nicht zählen. Die Stimmung war gedrübt wie das Wetter. Eine große grüne Fahne mit der Aufschrift "Friday for Future Magdeburg" verkündete, dass auch Schüler*innen aus Magdeburg dem kleinen Kreis angehörten. Rhythmisch vorgetragen Spruchsalden einiger wohl vorbereiteter Schüler über Deutschland, die so gar nichts mit der FfF-Bewegung zu tun hatten, setze die kleine Gruppe in Bewegung. Auf dem Weg rief ein Vorbeter eine Strophe vor und ebenfalls im strengen Rhythmus sprachen ein paar der Mitlaufenden alles nach. Natürlich erinnerte mich das an das "ho-ho-Ho-Chi-Minh" früherer Zeiten, die Stophen hatten jetzt aber parteipolitische Inhalte, da hat sich was geändert. Der Weg war kurz. Grob wurde ich aus dem Nachdenken gerissen als dieser Lautsprecherwagen plötzlich von der Seite kommend sich an die Spitze des kleinen Zuges setzte. Laute Musik und drei Schülerinnen tanzten auf einer kleinen Plattform, die sie wie einen Wehrturm auf dem Wagen errichtet haben. Hätten sie Bombons geworfen, es wäre wie auf einer Love-Parade gewesen obwohl ich das nicht wissen kann; ich war noch nie auf einer Love-Parade, aber ich habe es im Fernsehen gesehen. Jetzt wusste ich wenigstens wohin ich mein buntes Schild abgeben konnte, das ich gut erzogen und gut lesbar vor mir hertrug. Hambi bleibt. Ich hielt es noch einigen Schülern vor ihr Smartphone, damit sie eine Erinnerung an ihren kleinen Demonstrationszug haben, und dann gab ich das buntbemahlte Schild, das Extictin Rebellen gemalt haben, ab. Der Zug war stehen geblieben und nach einem kurzen abschließenden Vortrag eines Spreches aus Chemnitz erschallte wieder viel zu laut diese Musik. Und trotz der lauten modernen Musik tanzte jetzt kein Schuler mehr.

Zum Gelingen beitragen; (Fortsetzung zum Text: "Es wird nicht gelingen" vom 30.11.)

denn das destruktive Denken ist einfach, die Sache liegt vor und ist geronnen. Das konstruktive Denken indes ist schwer: die Sache verbirgt sich und überall lauern Gefahren; da gerinnt nichts und das Denken darüber verbietet jeden Zusatz, der das Gerinnen später beschleunigen könnte.

Ihr wollt das System ändern. Das System, das euch inzwischen nicht mehr gefällt, seit sie gesagt hat, dass das System der Grund ist, weshalb das Klima sich ändert. Das hat sie als 15jährige im polnischen Katovice gesagt. Das haben aber vor ihr schon Viele gesagt. Ihnen habt ihr nicht zugehört. Warum?

Jetzt endlich scheinen alle das System ändern zu wollen, Andere aber nicht. Das ist das aktuelle Problem.

Wer sind wir? Wer sind die Anderen? Warum sind wir nicht Alle? Der Klimawandel geht doch alle an? Solange das nicht klar ist werden die Anderen ihre Politik weiter diskutieren und Gesetze erlassen.

Wie aber können wir mit den Anderen zusammenkommen wenn die Zeit angesichts des Klimawandels drängt? Wir müssen mit den Anderen zusammenkommen, denn diese gestalten die Politik und sorgen für die Gesetze. Wir leben nun mal in diesem repräsentativen politischem System und das war und ist auch gut so.

Jetzt aber, nachdem der Klimawandel auch bei den ihrigen, den Politiker*innen zur Kenntnis genommen wird und sie sogar einen Klimanotstand ausgerufen haben, müssen wir unsere Gegensätze überwinden. Wir vernehmen doch, dass alles über eine Symbolpolitik nicht hinausgeht und auch nicht hinausgehen kann. Dafür sorgt das Recht, ihr Recht, das wir deshalb gemeinsam mit ihnen, den Anderen, ändern müssen.

Wir alle wissen, dass wir eine Minderheit sind und immer waren. Über die Gründe wurde bisher viel geschrieben und eine Diskussion darüber steht jetzt nicht an. Bei Wahlen der Repräsentanten des Systems steht keiner von uns zur Wahl; keiner, der das System ändern will. Deshalb können wir noch so oft eine Systemänderung fordern, da ändert sich deshalb nichts. Die Anderen haben eh gesagt, dass sie das System nicht ändern wollen und das sagen auch alle Repräsentanten. Das müssen sie auch, das steht im Grundgesetz. Also hören wir auf daran rumzumäkeln. So retten wir das Klima nicht.

Aber das Klima ändert sich, das ist sicher. Es ist schrecklich wenn ausgerechnet nur dieses sicher ist: Einerseits - Andererseits. Wegen den Anderen sind keine Änderungen zu erwarten.

Die Anderen haben recht; sie verlassen sich auf das Recht, das ihnen zu Diensten ist, das sogar geeignet ist, die Polizei zu rufen, wenn wir das anders wollen; am Ende auch die Panzer. Das geht also nicht. Hört auf, die Andern haben das Recht, das hätte jeder von uns wissen können und jeder vernünftige Mensch weiß das. Auch ihr wisst das. Trotz dieses Wissens amüsiert ihr die Anderen mit euren Kämpfen mit den ewig Gestrigen, den Enttäuschten, den Vielen, die überzeugt sind, dass sie allein wissen wo´s lang geht; wenn sie nur ihre Leute an den Schalthebeln der Macht hätten. Macht es wie ein Torero wenn ihr einem von ihnen begegnet: Nehmt ein rotes Tuch, fürchtet euch nicht und… den Rest kennt ihr: Lasst ihn Leerlaufen bis er erschöpft ist.

Da stehen wir nun, manche tragen noch Plaketten an ihren Hemden und Pullovern, die sie sogar wieder an die Kleidung ihrer Kinder heften, die doch noch gar nichts darüber wissen, gar nicht wissen können. Formt nicht ihre Münder. Andere halten sich immer noch an ihren Fahnen fest, die irgendwelchen Vereinen gehören, denn diese Organisationsform haben die Anderen uns zugewiesen als sie das Recht formulierten. Da wird nichts, die haben eine Satzung. Wir könnten uns anders organisieren! Aber daran haben die Anderen gedacht und alle Schlupflöcher längst ausgemacht und verschlossen; so etwas ginge nur außerhalb ihres Rechtesystems und das sei verboten.

Damit sind wir aber wenigstens beim Kern der Sache. Die einzige Lösung im Rahmen und vor allem in der Achtung des Gesetzes bietet sich an: Wir müssen dafür sorgen, dass das Gesetz geändert wird. Eigentlich ist so etwas recht einfach wenn wir uns darüber alle einmal einig wären, dass wir es wollen, dass es notwendig ist. Noch nie in der Geschichte der Menschheit hat so etwas gegolten. Immer wussten nur die Anderen wo es lang geht. Und sollten wir einmal anders als die Herrschenden weiter geblickt haben wurden wir ausgeschaltet. Aber diese Zeiten liegen hinter uns.

Ab jetzt wäre es nicht mehr so wichtig ob die Anderen davon nichts halten, denn wenn wir auf einem gemeinsamen Weg fortschreiten werden wir irgendwann erfahren wer wir und wer die Anderen sind: Prozentual und in Zahlen absolut. Dann erst wäre die Voraussetzung, aktiv und konzentriert gegen die Ursachen des Klimawandels vorzugehen, geschafft und nicht nur politisch für Lösungen zu werben.

Bliebe nur: Welches Gesetz?

Eine vernünftige Antwort außerhalb von denen, die bis heute vorliegen oder über die, welche aktuell weltweit diskutiert werden machen Sinn, sind aber nicht in erster Linie der menschlichen Vernunft sondern wie bisher den Interessen einzelner geschuldet. Darüber hinaus vergessen diese sinnvollen Lösungen immer wieder dasselbe: Die Anderen haben ihren Rechtsstaat perfekt inzwischen verwirklicht, da kann nichts Sinnvolles etwas ändern, das wissen sie sogar selber.

Die Vernunft kann es. Nicht die bürgerliche und diesmal kann sogar Immanuel Kant, eine Autorität in Sachen bürgerlicher Vernunft, zu uns gezählt werden worauf wir etwas stolz sein dürfen. Die Anderen wissen das noch nicht. Zu lange haben sie sich mit ihm nicht mehr beschäftigt und haben darauf vertraut, dass die Schergen des Naziregimes sich noch auf ihn berufen konnten und ihn damit als okkupiert für ihre Sache betrachten. Das dieses eine banale Nummer war hätten sie bei Hannah Arendt nachlesen können; aber bei Jüdinnen lesen fällt Manchem unter den Anderen immer noch schwer.

Mit zwei einfachen vernünftigen Fragen ergibt sich die fast zwangsläufig die Antwort auf die Frage welches Gesetz geändert werden muss.

1. Wem gehört die Erde? Wem gehört dieser Planet und alle die anderen Planeten, die wir kennen? So vernünftig die Frage ist so einfach ist die Antwort. Niemand braucht sie auszusprechen, nur Idioten wissen es nicht und die brauchen es auch nicht zu wissen; deshalb sind es doch Idioten.

2. Weshalb gibt es dann das Recht einzelner auf Privateigentum an Grund und Boden dieser Erde? Ab jetzt sprechen alle wieder in verschiedenen Sprachen. Hier ist kein Fortkommen mehr, hier nützt kein Appell: Die egoistischen Interessen werden sich in ihren Antworten nicht versöhnen. Der Krieg um den Boden durchzieht die Geschichte der Menschheit. Deshalb sagen die Anderen völlig zurecht: „Was soll diese zweite Frage. Es ist gut so. Die Menschen haben diese Frage bisher nicht beantworten können, weshalb sollten sie diese Fragen jetzt im Konsens miteinander beantworten können?“

Immerhin zeugt diese verständliche Frage der Anderen davon, dass auch sie genau wie wir vernünftig denken, dass sie menschlich denken, dass wir es deshalb gemeinsam schaffen können. Wir sind beim Schlüssel des Problems:

„Anderer, du hast gesagt, es sei alles gut so.“ Das erinnert an die Schöpfungsgeschichte der Christen. Da ist geschrieben, dass er euch alle Pflanzen, Bäume, Tiere auf Erden und alle Vögel unter dem Himmel und alles Gewürm, das auf Erden lebt, gegeben hat. Und es geschah so und es war gut. Jetzt, wo wir alle bedroht sind, sollten wir miteinander sprechen und uns zuhören. Wir alle sind uns wohl mit euch Anderen einig, dass er recht hatte und es so gut war; wir leben gemeinsam auf dieser Erde. Können wir uns gemeinsam wenigstens in diesem Punkt einig werden?

Falls hier Einigkeit herrscht und die kleinen Besonderheiten individueller Befindlichkeiten wenigsten jetzt einmal außer Acht gelassen werden, klärt alles weitere die gemeinsame Vernunft, die wir zum ersten Mal als menschliche Vernunft behaupten dürfen: Wir müssen gemeinsam die Schöpfung bewahren; und das hat mit ihm gar nichts zu tun. Es ist eine Sache der Menschen.

Gemeinsam beenden wir den seit Jahrtausenden währenden Streit um den Boden, denn der ist zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte wegen des Klimawandels in Gefahr, dass der Boden nicht mehr für uns und für die Geschöpfe der Natur nutzbar ist. Die Ernten werden ausbleiben und die wenigen Flecken, in denen noch geerntet wird, werden privat sein und die Produkte werden teuer und nur die Wenigen nähren, bei denen all das wertlose Geld gebucht ist. Das haben sogar die Politiker inzwischen erkannt, die den Klimanotstand ausriefen. Gut, sie haben nicht alles erkannt aber sie wollen erkennen. Trotz der Wenigen, die noch immer über einen Machtapparat verfügen und massenhaft jetzt mit Nebelkerzen werfen; diesmal haben sie sich abgrenzen können und ihn ausgerufen. Zwar brüllen die Wenigen jetzt erst recht und das Recht wird sie auch weiter bedienen; sie dürfen das und das ist auch gut so. Wir dürfen uns nie wieder fürchten.

Vieles, was jetzt getan werden müsste, was auch Politiker oft am Liebsten täten, scheitert schlicht am Recht auf Privateigentum an Boden. Auf diesem privaten Boden muss der Staat draußen bleiben und warten, bis es ein Gesetz gibt, das ihm das Recht gibt in das private Haus und in den privaten Grund einzutreten. Das ist gut so und darf auf keinen Fall geändert werden! Dies müssen wir als einen großen Meilenstein in der Geschichte der Emanzipation der einzelnen Menschen verteidigen. Wir müssen immer unser Ohr an das Klopfen an die Türen als Mahnung erinnern, das manchmal zu hören war bevor sie das Haus der Juden, Kommunisten, der Sozialdemokraten und anderer missliebigen Menschen betraten ohne sich um das Gesetz zu kümmern und sie abholten. Unsere Rechte gegenüber dem Staat müssen wir verteidigen. Darin sind wir uns mit den Anderen einig und nur die Wenigen haben was dagegen. Gemeinsam mit den Anderen werden wir sie ausgrenzen: Gemeinsam, wir und die Anderen, wollen diese Menschen nicht mehr unter uns wissen. Gemeinsam verteidigen wir diese Demokratie. Auch wir, obwohl wir nicht vergessen, dass es eine bürgerliche Demokratie ist: die Andere und ich.

Derart näher gekommen können wir gemeinsam besprechen, was eigentlich zu tun wäre. Jetzt werden uns sogar die Anderen sagen, dass Vieles nicht getan werden kann; der Schutz des Privateigentums an Boden verhindere Vernünftiges. Es würde ewig dauern auf dem Rechtsweg. Der private wie der öffentliche Eigentümer verfüge über eine mächtige Jurisprudenz, über Kanzleien, die millionenschwer zu Buche stehen. Da sei kein Durchkommen.

Jetzt wäre der Zeitpunkt gekommen, an dem ein Vorschlag zu einer Gesetzesänderung auch zu den Anderen durchdringen könnte. Der Weg, wirksam dem drohenden Klimawandel zu begegnen könnte vertrauensvoll miteinander diskutiert werden. Mit der Herausnahme des Grund und Bodens aus dem Sachenrecht des Bürgerlichen Gesetzbuches, mit dem der Boden erst vor gut 200 Jahren privatisiert wurde, könnte diesmal aller Boden wie zu Urzeiten als herrenlos proklamiert werden. Das Recht versagt dem angeeigneten Boden künftig den Schutz des Staates. Aber diesmal würde es keine Revolution sein, die diese Gesetzesänderung schafft. Es wäre der Stimmzettel ausgefüllt von den Anderen und uns. Kein Mensch, der danach nicht das Nutzungsrecht über den herrenlosen Boden hat, könnte privat eine Änderung der Nutzung des Bodens durchführen, wenn er dafür nicht die Zustimmung anderer Menschen hat. Der Boden ist herrenlos, Sache der Natur und ein ewiglich geführter Krieg endet.

Bevor die Anderen wieder aufgeschreckt sich von uns trennen müssen wir sie bitten, doch noch etwas zuzuhören: es sei alles anders als sie befürchten! Wir dürfen das gewonnene Vertrauen nicht mehr verlieren, wir müssen es ständig beweisen. Wir können über uns erzählen, das schafft Vertrauen.

Der Maulwurf lebt. Er musste sich verstecken und hat überlebt. Damals, mit der Bewegung der Katharer im 13. Jahrhundert konnte er noch mit all den anderen Geschöpfen der Natur mit den Menschen wandeln, aber jetzt ist er alt geworden. Zu oft musste er unter den Boden, auf dem sie ihr Reich errichteten. So hat er die Inquisition, Luthers Reformation, die Französische Revolution, die Erschießungen der Kommunarden von Paris und sogar das Grauen von Auschwitz überlebt. Aber bedenkt, auch er ist sterblich, wie alles Menschliche sterblich ist.

Drei Punkte sind wichtig:

1. Nichts ändert sich im ersten Moment für den Menschen. Jeder nutzt den Boden wir bisher. Versprochen und es werde Gesetz. Wie ein Pendel, das zur Ruhe gekommen ist, ist erst einmal alles in Ruhe; zumindest hierzulande. Das Pendel wird wieder angestoßen werden aber wie wird sich zeigen. Die Verkehrsformen unter den Menschen werden sich ändern.

2. Am politischen System ändert sich nichts obwohl sich das System grundlegend geändert hat. Das muss nicht versprochen werden. Das ist so, das kann jeder sehen; nur das Gesetz hat sich geändert und nur ein Gesetz. Es ist einmalig in der Geschichte.

3. Jeder Mensch hat das Recht, das er nie zuvor in der Menschheitsgeschichte hatte: eine definierte Fläche des Bodens der Erde nutzt er fortan autonom.Weder der Staat noch ein Nachbar hat dort unerlaubten Zutritt. Dort lebt er selbstbestimmt mit nur einer Verpflichtung, er muss die Schöpfung auf diesem ihm überlassenen Boden der Erde bewahren. Die Exekutive des Staates ist gesetzlich angewiesen, die Autonomie des Einzelnen dort zu schützen. Einmalig in der Geschichte der Menschheit, dass die Waffe des Staates durch das Menschenrecht des Einzelnen direkt gelenkt wird.

Erhalten wir die Schöpfung.

Nachtrag: Natürlich sind da diese Staaten, das weiß ich. Aber ich sagte auch, dass wir uns nie wieder fürchten dürfen.

Posted by Michael Schwegler at 8:19
Edited on: Montag, 06 Januar, 2020 16:06
Categories: Aktuelles

Montag, 25 November, 2019

Über Dialektik

Der Knecht setzt den Herrn voraus.

Die Antifa setzt den Faschismus voraus; zumindest wenigstens einen Faschisten.

In ihrem Gegensatz bestätigen sie sich. In ihrem Sprechen übereinander konservieren sie sich.

Das ist der Fluch der Dialektik. Sie ist in die Welt gekommen als sich der erste Mensch als privater Mensch von den anderen Menschen absonderte.

Es ist mühsam und unnötig zu fragen weshalb er sich abgesondert hat. Es ist Fakt.

Deshalb lese ich sie gerne, Michel de Montaignes Essays „Vom Schaukeln der Dinge“; sie synchronisieren mich. Der Anstoß, der Ausschlag des Pendels und seine Bewegung zurück; es oszilliert, gedämpft natürlich, weil da dieser Stoff ist, den wir zum Leben auf diesem Planeten brauchen. Wir sollten nicht eingreifen solange wir hoffen, dass das Pendel irgendwann natürlich zur Ruhe kommt.

Jeder Eingriff bedeutet Energiezufuhr, das wusste Michel de Montaignes noch nicht, und das musste er auch nicht wissen. Sein Haushalt war noch geordnet, er entbehrte nichts. „Sich des Handelns zu enthalten ist oft ebenso verdienstlich wie das Handeln, aber das fällt nicht so in die Augen; und das wenige Verdienst, das ich habe, liegt sozusagen ganz auf dieser Seite“.

Aber bedenkt auch: Es gibt zunehmend Menschen, die mit einerseits und andererseits behaupten, dialektisch daherzureden. Sie bleiben auch stets in der Mitte stehen, da pendelt nichts; und das ist ihr Erkennungsmerkmal. Vertraut ihnen nicht, sie sind diejenigen, die dafür gesorgt haben und auch in Zukunft dafür sorgen werden, dass die Welt ist wie sie ist. Sie werden auch den Klimawandel so behandeln: Einerseits - Andererseits.

Es ist das Gegenteil von Dialektik. So werden wir unseren Planeten zerstören; einerseits. Da endet dann auch Dialektik, da ist nichts mehr.

Posted by Michael Schwegler at 10:48
Edited on: Freitag, 20 Dezember, 2019 14:29
Categories: Der einfache Mensch

Montag, 11 November, 2019

Extinction Rebellion und das Zentrum für Politische Schönheit

Nachdem ich mich inzwischen mehr um das Zentrum für Politische Schönheit gekümmert habe korrigiere ich mein spontanes Vorurteil. Das "und" im Beitragstitel verbietet sich weiterhin: Gegensätzlicher können die Positionen nicht sein. Extinction Rebellion sollte sich von diesen faschistoiden Tendenzen in der Gesellschaft nicht irritieren zu lassen. Das Geschäftsmodell des "Zentrums der Politischen Schönheit" ist das Politische, d.h., die Wahrnehmung des Menschen wird in eine dafür extra inzenierte entfremdete Umgebung transformiert. Der wirkliche Mensch interessiert nicht. Anders die Angst von Extinction Rebellion, die forcierte Zerstörung unseres Planeten Erde, sie taugt nicht als Geschäftsmodell. Und solange die XR-Rebell*innen sich nicht auf der politischen Bühne vernebeln lassen sondern stets und unbeirrt im Zentrum ihres Handelns die Warnung vor der drohenden Klimakathastrophe stellen, werden sie als Leuchtfeuer den Menschen Orientierungen geben können; nicht dogmatisch, nicht anleitend, sondern selbstbestimmt: Jeder wird seine eigenen Handlungen überdenken, sich in der Widersprüchlichkeit seiner Handlungen erkennen und seine durch Recht verordnete entfremdete Lebensweise oft erst entdecken können. Ihre Sprache mit- und untereinander ist solidarisch und rücksichtsvoll, sanft und ungehorsam. Man wird sie als Sekte verteufeln und diese Verteufelung erinnert an die Katharer. Aber das darf sie, das soll sie.

Die Sprache der Politiker des "Zentrums für Politische Schönheit" ist selbstredend: "Sturmgeschütze des Humanismus", "Sturz des Regimes", "tödliche Falle", "Sturmtruppe zur Errichtung moralischer Schönheit", "politische Poesie", menschliche Großgesinntheit", "Feigheit", "Flüchtlingsabwehr", "wir bewaffnen die Wirklichkeit", "Widerstand (...) muss verstören", "Gesetze der Wirklichkeit", "moralisches Gewissen besetzt von öffentlichen Intellektuellen".... weiter wollte ich nicht lesen, musste ich nicht lesen. Sie ist wieder da, die Sprache der Faschisten; gespiegelt und unbemerkt. Danke, Rebell*innen von XR.

XR, wo aber ist das Problem ?  Bleiben wir dem Humanismus eines gewaltlosen Widerstands und dem Ungehorsam gegenüber Staatsaktivisten treu. Schweigen wir zu diesen gefährlichen Phrasen, die wieder öffentlich verkündet werden und offensichtlich wieder dem Stimmenfang dienen. Schweigen! Das ist doch einfach, schweigen; jedes Wort, jede Kommunikation mit diesen postmodernen faschistoiden Menschen würde Extinction Rebelloin in Verdacht bringen.

Sprechen wir unbeirrt eine Sprache der Gewaltlosigleit und kommunizieren wir unsere gemeinsamen Sorgen, unsere Erkenntnisse über die fortschreitende Zerstörung der Natur mit den Menschen. Werben wir für eine echte Postwachstumsgesellschaft und kümmern wir uns nicht darum, dass die "Politische Schönheit" mit Sex and Crime und der Verwendung des selben Postulats, dass wir abgeben und eine Postwachstumsgesellschaft aktiv fördern müssen und nicht die Menschen blenden wollen. Ein sich anbietendes Bild vom "Rattenfänger von Hameln" für die "Politische Schönheit" hätte ich gerne verwendet; es verbietet sich aber weil die Menschen einfach keine Ratten sind; Menschen lieben die Töne einer Flöte. Sie verstehen wenn wahrhaft gesprochen wird und wenn gemeinsam musiziert wird. Sie werden mit uns gemeinsame Wege gehen wenn wir sie mit unseren Überzeugungen einladen. Sie dürfen nie als Ratten bezeichnet werden, auch nicht in einem Kunstprojekt. Ratten sind Geschöpfe der Natur.

Ein Nachtrag Stunden später, nachdem der Ritterschlag durch die Redakteure der Zeitung DIE WELT zur Kenntnis genommen wurde, sollte durchaus auch hier veröffentlicht werden: "Die Aktionen des Zentrums für Politische Schönheit schlagen ein wie Bomben. Man kann zumindest für Deutschland sagen, dass es lange keine politische Kunst mehr gegeben hat, der es gelungen ist einen solchen maximalen Effekt zu generieren."

Damit kein Missverständnis entsteht: Die Themen, die diese Akteure mit künstlerischem Anspruch behandeln und ausgewählt haben, unterscheiden uns nicht. Im Gegenteil. Was uns unterscheidet ist die Sprache, ist die Dramaturgie ihrer Themen und manche Lösungshinweise. Ihr Web-Auftritt gleicht dem Auftritt eines Warenhauses im Internet; perfekt, bildgewaltig und modern. Sie wissen wo´s lang geht, was wir wahrnehmen sollten. Ich weiß es nicht. Mit der Bezeichnung "faschistoid" will ich aufklären. Mein Faschismusbegriff unterscheidet sich völlig von ihrem oder von einem, wie ihn beispielsweise der wissenschaftlich gebildete Faschismusexperte Ernst Nolte verwendet hat; weniger an seiner These eines "kausalen Nexus", vielmehr von seinem Motiv, den Faschismus als epochiales Geschehen wieder aus der Welt schaffen zu wollen. Aber die Faschisten sind im Jahr 1945 nicht erschrocken und haben sich aus der Welt gestohlen. Nein, die Faschisten haben nur ihre Hemden gewechselt, die sie sich noch in den letzten Jahren vor 1945 in Frankreich, Österreich, in Spanien und vielen anderen Orten stolz angezogen haben. Ihr gemeinsamer Gruß, mit dem sie Weltgeschichte schrieben, wird hierzulande staatlich geregelt, in Italien längst wieder gezeigt. Italien, das Mutterland des Faschismus, das dieser Bewegung auch den Namen gab macht hier eine Ausnahme. Nachdem die alten und neuen Faschisten dort nicht mehr Gefahr laufen wie ihr "Duce del Fascismo" von Killern hinterrücks niedergeschossen zu werden pflegten sie sofort wieder ihre Uniformen und huldigtem öffentlich ihrem Duce und das überhaupt nicht postmodern wie hierzulande. (siehe auch: Neuer Faschismus, Neue Demokratie) . Hier haben sie in den ersten Jahrzehnten nach dem sogenannten Zusammenbruch wieder gut bürgerlich ihre Hemden samt Kravatte aus dem Schrank geholt, waren zurückgelaufen dorthin wo sie herkamen: in die bürgerliche Gesellschaft. Sie wirkten mit an der Restaurierung ihres ramponierten Staates. Dem gehörten sie bereits früher in unterschiedlichen politischen Lagern an, die sich in den Parlamenten ordentlich getrennt nach Links, Mitte und Rechts gruppierten, nahmen ihre alten Plätze wieder ein und stritten auch sofort wieder wie früher als sie die Parlamente mit Bezeichnungen wie Quasselbuden verhöhnten und einfach nur schneller zur Sache kommen wollten. Der Faschist muss auch nicht grundsätzlich menschenverachtend auftreten. Das Problem ist, das weiß in der Regel selbst der postmoderne Faschist nicht. Er glaubt wenn er mit anderen öffentlich auftritt, dass er als Bürger ihres Staates Einfluss auf die Behandlung politischer Themen als Mittler zwischen den Menschen draußen und den Politikern drinnen wirken kann. Das Parlament der bürgerlichen Gesellschaft aber ist keine res publica. Es ist ein staatlich eingerichter Ort, in dem sich die politischen Parteien abstimmen müssen. Keinesfalls aber eine öffentliche Sache wie es sein müsste und ordentlich getrennt vom Haus der Exekutive.

Das Bild, das die Aktivisen des Zentrums für Politische Schönheit veröffentlichen, ist grausam. Aber der Mensch, der da liegt, hat uns mit seinem Tod eine Botschaft hinterlassen: Ihr lasst es zu, dass wir sterben. Ihr tötet schrecklich. Nicht durch die Kugel oder das Schwert sondern durch eure Gesetze. Ich starb hier und noch im Sterben klagte ich euch an: politische Mörder. Der Mann aber neben mir wie der, der fotografierte, das ist er unter dem ich genauso gelitten habe bevor ich starb: der postmoderne Faschist. Ausgestattet mit Kamera, wohl gut genährt und völlig integriert in eure Gesellschaft des bürgerlichen Rechts sorgt er, dass seine Politiker versorgt werden auch mit dem letzten Bild von mir. Nicht einmal jetzt ihr Aktivisten wenn ich tot vor euch liege beschützt ihr meine Würde.

Posted by Michael Schwegler at 22:28
Edited on: Mittwoch, 11 Dezember, 2019 20:20
Categories: Aktuelles

Freitag, 08 November, 2019

21. Oktober 2019

„Jedes Mal, wenn wir Zeuge einer Ungerechtigkeit werden und nicht handeln, üben wir unseren Charakter in Passivität gegenüber diesem Geschehen und verlieren dadurch schließlich alle Fähigkeit, uns und diejenigen, die wir lieben, zu verteidigen.“ Julian Assange

In England fing es an. Der Rechtsstaat - was wurde daraus?

Sie haben das Recht. So haben sie es eingerichtet. Schritt für Schritt. Den Anfang machte der Imperator Napoleon Bonapaarte, den sie heute noch feiern; er habe die Trikolore über ganz Europa ausgebreitet. Nicht ganz, zumindest England bot ihm die Stirn. Aber heute wurden die Völker versöhnt, die auch gar nicht gefragt wurden. Natürlich hätten die Völker sich auch anders versöhnt, was einer wirklichen Versöhnung viel näher gekommen wäre. Das belegt doch ihr Brexit, den sie wollen. Sie wollen endlich gefragt werden.

Die USA erledigten das. Nach dem Jahr 1945 war die Zeit günstig: Das Londoner Schuldeabkommen ließ sie ins Geschäft kommen, das sie schon früher betrieben. Schon früher kümmerten sie sich nicht um die Toten. Jetzt hatten sich die Zeiten geändert. Sie besorgten das Geschäft und gaben es nie wieder ab. Julian Assange hat ihre Machenschaften aufgedeckt deshalb holen sie ihn. Sie werden sich durchsetzen. Das Recht erlaubt es. Wir sind eine Minderheit, uns sieht man nicht; uns kann man nicht sehen, weil wir nicht begreifen, dass sie im Recht sind. Natürlich heißt das nicht, dass sie recht haben; es müssen die Gesetze geändert werden. Aber das wollt ihr nicht, ihr macht Politik. Doch das wird Julian Assange nicht helfen. Wieder bin ich bei diesem wunderschönen Mädchen, das sie inzwischen auf die Bühne zerren und abfotografieren, wenn sie zornig ist; sie schämen sich nicht. "Ihr habt und früher nicht geholfen, ihr werdet uns in Zukunft auch nicht helfen".

Das wollen sie nicht hören, das soll keiner hören. Sie hat keine Chance Sie wird auf der politischen Bühne erledigt. Wir schauen zu, ich nicht und kann nicht helfen. Ich werde nur noch lauter rufen: Wenn Julian Assange an sie ausgeliefert wird haben wir verloren, wir, nicht die Anderen. Dann wird der Weg viel schwieriger; wir hätten ihn leicht gehen können, wenn wir ihre politische Bühne nicht betreten hätten.

Was tun? Link zu Neuer Faschismus, Neue Demokratie 

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Posted by Michael Schwegler at 19:52
Edited on: Montag, 09 Dezember, 2019 10:02
Categories: Aktuelles

Der rote Stein der Weisen

M.W. schrieb:

Antwort: Sobald M.W zustimmt, werde ich seinen Kommentar hier veröffentlichen.

Vorab: Ein Kommentar, der auf Grundsätzliches hinweist und den ich ausführlich in Absprache mit dem Leser diskutieren möchte. Der Stoff, um den es geht, hat das intellektuelle Leben und Wirken des Autors geprägt. Ein erster Hinweis.

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Posted by Michael Schwegler at 7:30
Edited on: Mittwoch, 20 November, 2019 13:34
Categories: Kommentare

Dienstag, 05 November, 2019

Karl I. (England) und Ludwig XVI. (Frankreich),

diese beiden Namen stehen stellvertretend für geschichtliche Ereignisse, die eine andere Kritik der praktischen Vernunft begründen als die, wie sie Immanuel Kant vorgetragen hat.

In diesem Weblog standen beide Namen erst einmal als Platzhalter. Beiden gemeinsam war, dass sowohl Karl als auch Ludwig ihren Kopf verloren und dass beide zuvor die Vertreter der Bürger und des Adels geladen hatten; der eine das Parlament, der andere die Ständevertretung. Jahre später wurden ihnen die Köpfe abgeschlagen. Die Täter handelten aus scheinbar unterschiedlichen Motiven. Darüber wird noch zu berichten sein, weil die Tage des Beginns der industriellen Revolution, die als Auslöser der Zunahme des Anteils an Kohlendioxid in unserer Atmosphäre angesehen wird, nicht in Frankreich, sondern in England zuerst erlebt wurden und deshalb Karl dem Ludwig vorausgehen musste. Weitere Überlegungen und Anmerkungen hierzu sollten in diesem Weblog formuliert werden.

Diese Idee hat der Autor inzwischen verworfen und statt dessen eine grobe Zusammenfassung seines Gedankens unter "BEFREITE GESELLSCHAFT" / "Über den Weg" geschrieben.

P.S. Liebe LeserInnen, Kommentare weisen darauf hin, dass der sogenannte Cache des Browsers der LeserInnen nicht immer erneuert wurde, so dass Seiten dargestellt wurden, die schon wieder überarbeitet waren. Wie das Buch sind auch diese Weblogs "im Fluss". Mit der Funktion "Neu laden" des verwendeten Browsers werden stets die aktuellen Seiten dargestellt.

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Posted by Michael Schwegler at 9:37
Edited on: Freitag, 08 November, 2019 17:18
Categories: Aktuelles

Donnerstag, 24 Oktober, 2019

meum esse aio,

ich behaupte, dass es mein ist.

Galt in den griechischen Stadtstaaten noch das "suum cuique", - Jedem das Seine -, weist das "meum esse aio", -ich behaupte, dass es mein ist- der Römer bereits darauf hin, dass das Seine inzwischen in Frage gestellt war. Die Behauptung, dass es mein sei, erklärt dem suum cuique den Streit, suspendiert die Ordnung, die bestand, als das Seine in den griechischen Demen noch anerkannt und geschützt war.

Innerhalb dieser Ordnung des suum cuique konnte sich auch die vermutlich erste Demokratiebewegung in Athen entfalten. Es war die Jugend, die gegen die Ordnung des suum cuique der griechischen Adelsfamilien protestierten.

Es wird berichtet, dass es Sokrates war, der die Jugend aufgewühlt habe, mit ihr noch im hohen Alter sprach und deshalb auch angeklagt wurde. Er war ein Dorn in den Augen der griechischen Adelsfamilien. Aber nicht einer dieser Adelsfamilien sondern Anythos, ein wohlhabender Bürger Athens und Führer der damaligen Demokratiebewegung, verfasste die Anklageschrift gegen ihn. Seine Verteidigungsrede, die Platon in der Apologie des Sokrates überliefert hat, kann als Grundlage dafür genannt werden, dass auch heute das Recht den freien Willen des Menschen letztlich nicht brechen wird. Er wusste um die Allmacht des Rechts, beugte aber vor dem athenischen Volksgericht nicht sein Haupt.

Ihr könnt mich freisprechen, ihr könnt mich auch zum Tode verurteilen. Ihr müsst nur wissen, wenn ihr mich freisprecht, ich werde mich nicht ändern. "Wenn ihr also wie gesagt unter dieser Bedingung mich freisprächet, so werde ich sagen: meine Mitbürger, eure Güte und Freundlichkeit weiss ich sehr zu schätzen, gehorchen werde ich aber mehr dem Gotte als euch und solange ich noch Atem und Kraft habe werde ich nicht aufhören nach Wahrheit zu streben und euch zu mahnen und aufzuklären und jedem von euch mit dem mich der Zufall zusammenführt, in meiner gewohnten Weise ins Gewissen reden. Wie mein Bester, du ein Athener Bürger der grössten und durch Geistes Bildung und Macht hervorragensten Stadt, schämst du dich nicht durch möglichster Füllung deines Geldbeutels zu sorgen und auf Ruhm und Ehre zu sinnen, aber um Einsicht, Wahrheit und Besserung deiner Seele kümmerst du dich nicht und machst dir darüber keine Sorgen".

Den Schierlingsbecher musste Sokrates nach dieser Verteidigungsrede natürlich trinken.

Posted by Michael Schwegler at 7:37
Edited on: Sonntag, 24 November, 2019 20:41
Categories: Der einfache Mensch

Mittwoch, 23 Oktober, 2019

Blogs wurden überarbeitet

Inzwischen wird die Software "Thingamablog" weitgehend beherrscht. Der Eigentümer der Software "Thingamablog" wurde erreicht. Die Weblogs können jetzt für eigene Bedürfnisse angepasst werden und es besteht die Hoffnung, dass diese Software noch unter die GPL (general public license) gestellt wird.

Die GPL, ein richtungsweisendes Werk von Richard Stallmann aus dem Jahr 1989, ist ein wesentlicher Mosaikstein, der irgendwann das Bild einer befreiten Gesellschaft (-> Zivilgesellschaft) signifikant prägen wird. Diese weltweite Opensource -Bewegung stellt sich bewusst und gegen proprietäre Software, die in vielen Bereichen als menschenfeindlich bezeichnet werden muss.

Ohne Überwindung des egoistischen Rechts der Bürger, das in ihrem Gesetzbuch, dem Bürgerlichen Gesetzbuch, die täglichen Zwangsformen ausdrückt, dem alle Menschen in der bürgerlichen Gesellschaft unterworfen sind, werden die Zerstörungen der Umwelt weiter getrieben. Die Politik ist wegen des BGB gar nicht in der Lage, hier etwas Grundsätzliches zu ändern. Hierzu schrieb der Autor von "Ende der Revolutionen" vor einigen Tagen eine Anmerkung zum bestehenden Recht, Abmahnungen an Nichtjuristen zuzustellen, ohne die Nichtjuristen zuvor auf die Rechtslage erst einmal aufmerksam machen zu müssen. Eine aktuell (Oktober 2019) laufende Initiative von Change.org, dieses Abmahnsystem gesetzlich neu zu regulieren, veranlasst zu folgenden Anmerkungen:

Zwar werden Gesetze des Staates immer wieder durch das Engagement von Volksinitiativen und durch Klagen einzelner Bürger erfolgreich angegriffen und müssen vom Gesetzgeber korrigiert werden, so dass auch manches Geschäftsmodell mancher Juristen vielleicht einmal aufgegeben werden muss. Der Grundcharakter aber, der sich nur beiläufig auch in diesem Geschäftsmodell ausgedrückt, dass Juristen, ob als Richter oder Anwalt tätig gemeinsam mit den vermögenden Bürgern unter dem gemeinsamen Dach ihres Staates den einfachen Menschen stets gegenüberstehen, ändert sich dadurch nicht.

Posted by Michael Schwegler at 6:38
Edited on: Mittwoch, 06 November, 2019 18:44
Categories: Aktuelles

Dienstag, 22 Oktober, 2019

Der einfache Mensch

unterscheidet sich vom bürgerlichen Menschen (frz. Bourgeois) im Wesentlichen in seinem Verhältnis zur Natur. Anders als der einfache Mensch glaubt der bürgerliche Mensch, dass er nicht nur Herr über den einfachen Menschen sein kann sondern auch über die Natur und die übrigen Geschöpfe der Natur. In diesem Glauben bedient er sich auch der Geschöpfe der Natur, des Bodens und der Meere. Der einfache Mensch hingegen lebt in Demut gegenüber der Natur. So stehen sich diese beiden Charaktere von Menschen stets unversöhnlich und diametral gegenüber.

Die Geschichte kann deshalb nicht in erster Linie als die Geschichte von Klassenkämpfen  wirklich begriffen werden. Ein Klassenkampf kann entschieden, stillgelegt oder vertraglich geregelt zumindest für längere Zeiten aufgehoben werden. Mehr noch: Durch intensive Ausbeutung der Erde und einem hohen technologischen Vorsprung in der Entwicklung der Produktivkraft Mensch, können sich der einfache Mensch und der bürgerliche Mensch den unterentwickelten und in ständiger Abhängigkeit gehaltenen armen Völker der Erde gemeinschaftlich bedienen und versöhnen sich im Teilen der Beute. Dass die Beute hierbei in aller Regel ungleich geteilt wird, spielt durch das psychologische Moment des gemeinsamen Herrschens kaum eine Rolle. Für Verteilungsverhandlungen setzen sich beide Charaktermenschen mit abgesprochenen Manieren an einen längst rund gewordenen Tisch.

Geschichtlich kann diese These mit der Entwicklung korporativer Systeme, dem erfolgreichen deutschen Programm der "sozialen Friedenssicherung" und flankierenden Methoden einer umfassenden Sozial- und Arbeitsgesetzgebung, den wirtschaftlichen Weltorganisationen, den Programmen zur Entwicklungshilfe usw. empirisch belegt werden. Ob die empirischen Daten, die bis heute diesbezüglich vorliegen auch für alle Zukunft taugen ist bezüglich der Eingangsthese zweitrangig.

Der Gegensatz aber zwischen dem bürgerlichen Menschen und dem einfachen Menschen ist in Permanenz vorhanden und kann nur aufgehoben werden, in dem der bürgerliche Mensch besiegt wird. Nie wird sich der einfache Mensch von der Natur emanzipieren: Für den Einen religiöses Dogma, für den Anderen die eigene Natur.

Die größte Chance, den bürgerlichen Menschen ein- für allemal zu besiegen, ist ein asymmetrischer Kampf gegen ihn, indem der einfache Mensch sich den Ansinnen der bürgerlichen Menschen konsequent verweigert (Ungehorsam und im gemeinsamen Credo: seid Sand nicht Öl  im Geriebe der Welt) und im Aufbau eigener Netzwerke außerhalb des bürgerlichen Lebens zur Sicherung seines Lebens unter einfachen Menschen sich auf eine befreite Gesellschaft in Zukunft vorbereitet.

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Posted by Michael Schwegler at 13:12
Edited on: Montag, 25 November, 2019 11:43
Categories: Der einfache Mensch

Sonntag, 20 Oktober, 2019

Klimaveränderung

B.S. schrieb: Die Klimaveränderungen, geschehen in einer Welt, die seit Napoleon ihre Bevölkerung vervielfacht hat (von ca. 1 Milliarde Menschen bis 7). Im gleichen Zeitraum ist die industrielle Produktion explodiert, mit dem massiven Abbrennen von fossilen Brennstoffen, zunächst Wälder, dann die unterirdischen Wälder. Ich bin gespannt, wie das auf den Besitz von Grund und Boden zurückgeführt wird?

Antwort: Ich beginne mit der letzten Frage. Nicht das Recht auf Besitz an Boden ist entscheidend, sondern das Recht auf Eigentum an Boden. Das Recht unterscheidet hier klar. Als Besitzer herrsche ich zwar über Eigentum, jedoch bin ich letztlich vom Eigentümer abhängig. Will ich im Rahmen meines Herrschaftsrechtes etwas an der Sache ändern, die nicht auch mein Eigentum ist , benötige ich die Zustimmung des Eigentümers. Sehr anschaulich kann dieser Unterschied mit der merkantilen Wirtschaftsweise gezeigt werden; diese war vor allem gottgefällig. In dieser Zeit entwickelten sich die Produktivkräfte langsam; man griff möglichst nicht ein in Gottes wohlgefällige Natur. Er hat die Erde erschaffen und sie war gut so. Hier könnte ich einen ganzen Roman schreiiben, z.B. wie der Protestantismus mit dieser gottgefälligen Natur so gar nicht richtig zurecht kam.

Natürlich sollen die Menschen einen Teil des Bodens besitzen, auf dem sie leben.

Keiner hat (mehr) das Recht, dem Einzelnen den Besitz von Boden, der ihm als Menschenrecht zugeteilt wurde, streitig zu machen. Als ein Menschenrecht muss die Exekutive des Staates dieses Recht schützen ! Schranken bezüglich der Nutzung dieser Bodenfläche ergeben sich allein aus einem verbindlichen Katalog. Die restlichen Einwände werden in den nächsten Tagen beantwortet (aus Mangel an aktuell freier Zeit); Alle Leser der Kommentare bitte ich, sich an der Beantwortung zu beteiligen. Vorweg: Betrachtet man den Verlauf des Kohlenstoffdioxids-Anteil in der Atmosphäre -auf der Startseite dargestellt-, so kann kein Zusammenhang mit der Zunahme der Bevölkerung bis hin zu einer Milliarde Menschen festgestellt werden: Der Kohlenstoffdioxidanteil blieb nahezu gleich. Erst mit der Verbrennung fossiler Stoffe, das logischerweise das bisherige Gleichgewicht stören musste, ("die unterirdischen Wälder"), ließ den Anteil dieser Kohlenstoffverbindung in der Atmosphäre exponentiell ansteigen. Gigantische Mengen dieser über Jahrmillionen von Jahren gebildeten natürlichen Stoffe werden von den Lohnarbeitern und Sklaven der Eigentümer aus dem Boden befördert und verbrannt (-> Verbrennungskapitalismus ). Die Verbrennung fossoler Stoffe setzte erst in nenenswertem Umfang ein, nachdem der Boden in privates Eigentum überführt werden konnte.

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Posted by Michael Schwegler at 16:26
Edited on: Freitag, 08 November, 2019 17:13
Categories: Kommentare

Samstag, 19 Oktober, 2019

Theoretische Grundlagen

des Systems der Nutzungs- und Stimmrechte über den herrenlosen Boden.

Das Ziel, mit einem gesetzgeberischen Akt die Tilgung von Grund und Boden aus dem Sachenrecht des Bürgerlichen Gesetzbuches zu erreichen, erfordert natürlich ein theoretisches Fundament. Dieses Fundament ist im 2. Buch des Bandes „Ende der Revolutionen“ entworfen.

Ausgangspunkt des theoretischen Fundaments bildeten unter anderem die Darstellungen von Wolfgang Theil (-> Eigentum und Verpflichtung).

In einer Tabelle stellte er eine Unterscheidung zwischen materieller und immaterieller Ebene sozialer Transaktionen dar. Diese Darstellung war mit ein Ausgangspunkt eigener Überlegungen einer Theorie des Systems von Nutzungs- und Stimmrechten. Es soll die Fesseln lösen, mit denen das Recht in der bürgerlichen Gesellschaft den Einzelnen bindet. Damit der Einzelne nach der Befreiung nicht bodenlos wird, bedarf es eines sicheren Fundaments.

Ebene 1 (materiell) Ebene 2 (immateriell)
Rechtswissenschaft
„Seinsschicht der sinnlich wahrnehmbaren Dinge"
(bewegliche Sachen, Grundstücke etc.)
tatsächliche Verfügungen, Besitz
„Seinsschicht des objektiven Geistes”
Rechte (Eigentum, Forderung, Vermögen etc.)
rechtsgeschäftliche Verfügungen, Eigentum
Kritik der politischen Ökonomie
Gebrauchswert, Geldware
Arbeitsprozess Arbeits-/Produktionsmittel, Mehrprodukt
Tauschwert, Wert, Verwertungsprozess, Produktives Kapital,
Mehrwert (Grundrente Profit, Zins)
Monetärer Keynesianismus Güter, Produktion Geld, Zins
Theorie der Eigentums-
wirtschaft
Besitz (Nutzungsrecht), Güternutzen, Nutzungskalküle
Tausch, Mehrprodukt
Eigentum (Verwertungsrecht), Eigentumsprämie, Vermögen,
Verwertungs-/ Vermögenskalküle, Kauf, Zins, Geld

Das Fundament des Systems der Nutzungs- und Stimmrechte wird zunächst durch eine staatliche Garantie des Systems selber und einem Schutz der Privatautonomie  des Menschen auf dem Teil des Bodens gebildet, den er als lebender Mensch außerhalb der staatlichen Sphäre besitzt. Als Menschenrecht gehört es vorstaatlichen (Natur)-Rechten an. Ohne den Schutz der Privatautonomie auf einem Teil des irdischen Bodens werden Feindschaft und Mißgunst unter den Menschen nicht enden und die modernen Privateigentümer an Boden werden immer ein leichtes Spiel haben, ihre privaten Interessen mit Hilfe ihres Staates  durchzusetzen.

"Es gibt keine freie Gesellschaft ohne Stille, ohne einen inneren und äußeren Bereich der Einsamkeit, in dem sich die individuelle Freiheit entfalten kann." (Herbert Marcuse, Ein Gespräch, Edition Arche Nova, 1969, Zurüch).

(wird fortgesetzt)

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Posted by Michael Schwegler at 17:26
Edited on: Freitag, 08 November, 2019 17:02
Categories: Hintergrund

Donnerstag, 17 Oktober, 2019

Herrschaftsverhältnisse

Der Fürst, eine interessante Schrift von Niccolo Machiavelli, führt in stoffliche Welt von Herrschaft ein. Ein Hörbuch zu "Il Prinzipe" ist hier verlinkt. Ebensfalls für Interessierte ein Hörbuch zum Mittelalter und hier zur Einstimmung: Das Leben außerhalb der Kirchenmauern, draußen auf den Feldern, war von anderen Klängen begleitet.

Aber heute haben sich die Produktivkräfte in der Landwirtschaft so extrem weit entwickelt, dass alle diese Klänge, die seinerzeit nur einer verschwindend kleiner Anzahl von Menschen vorbehalten war, gehört werden könnten, und dies sogar ohne Sorge um das tägliche Brot.

Damit auch gelesen werden kann, worüber hier gesungen wird, hier eine Übersetzung des lateinischen Textes. Verstehen kann den Text heute selbst ein Historiker nicht mehr; das Verstehen bedarf der Zeit, in der sich der Verstand bildet.

Zur Entspannung  (speziell für gestresste Schülerinnen und Schüler ;>)

Posted by Michael Schwegler at 12:53
Edited on: Montag, 28 Oktober, 2019 7:36
Categories: Links

Dienstag, 15 Oktober, 2019

Brav gewühlt, alter Maulwurf

Rousseau nannte den einfachen Menschen einen einfältigen Menschen. Kant fasste sie im Begriff Pöbel zusammen. Es ist die Begrifflichkeit der Herren und entsprechend war ihr Weltbild das einer Gesellschaft der Herren und Knechte.

Das sei immer so gewesen, erklären heute die Medienmacher und das müssen sie. Würden sie es nicht ständig wiederholen, liefen sie Gefahr, dass die Haufen wahrgenommen werden, die anzeigen, dass er schon lange tätig ist und weiter wirkt, er, der Maulwurf.

Aus den letzten gut zweihundert Jahren könnten Berichte über die Sansculotten in Frankreich an ihn erinnern. Mit ihrem spontanen Aufbruch zur Bastille in Paris am 14. Juli 1789 eröffneten sie die Französische Revolution. Sie wurden zwar postwendend betrogen und die Herren übernahmen sofort wieder das Ruder. Aber sie zeugen von ihm, vom Maulwurf; auch 82 Jahre später, als es die Enkel der Sansculotten noch einmal mit der Pariser Commune versuchten. Diesmal mussten preußische Kanonen her, damit der demokratisch gewählte Rat von Paris zusammen mit dem erneuten Aufbruch der einfachen Menschen an der Mur des Fédérés zusammengeschossen werden konnte. Aber die Befreiung der einfachen Menschen vom Joch der Herren wird nie enden solange er lebt; der hegelsche Maulwurf.

Heute werden die einfachen Menschen "vergiftet". Pier Paolo Passolini schrieb über die einfachen Menschen in Italien: "Der Faschismus hat die Seele des italienischen Volkes nicht einmal angekratzt; der neue Faschismus hat sie mit seinen neuen Informations- und Kommunikationsmitteln (vor allem mit dem Fernsehen) nicht nur angekratzt, er hat sie zerfetzt, geschändet, für immer beschmutzt...."

Pasolini schrieb dies im Jahr 1973. Heute verfügen die Herren über eine Fülle von Techniken und Apparaten, um "das sei immer so gewesen" an jedem Tag erneut in Granit zu meißeln. Letztlich aber wird selbst ihr unter wissenschaftlicher Begleitung hergestelltes "Gift" nicht wirken: Maulwürfe sehen weder fern, noch lesen sie in Zeitungen.

Nur das Gift, das durch die zunehmenden Verbrennungsmotoren ihrer Industrien erzeugt wird, führt dazu, dass der Anteil des Kohlenstoffdioxids in der Atmosphäre stetig ansteigt. Dieses Gift allerdings wäre geeignet, dass am Ende er dann doch stirbt, der Maulwurf.

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Posted by Michael Schwegler at 12:32
Edited on: Samstag, 28 Dezember, 2019 19:51
Categories: Der einfache Mensch

Regeln

Regeln:

Das Zusammenleben der Menschen erfordert Regeln. Dem wird wohl kein vernünftiger Mensch widersprechen.

Regeln dürfen nicht mit Verwalten verwechselt werden.

Posted by Michael Schwegler at 10:52
Edited on: Montag, 21 Oktober, 2019 18:43
Categories: Links

Welche Regeln gelten?

R.R. schrieb, ..dann habe ich wohl noch nicht verstanden, mit welchem Regelwerk auf den Böden gelebt werden soll...?! Warum beziehst du das Wasser nicht mit ein- das würde durch die Aktualität vielleicht sehr gut passen?

Antwort: Dein Hinweis auf den Kommentar zum Buch von Christopher D. Stone, "Haben Bäume Rechte? , haben Flüsse Rechte, impliziert einen Gedanken, der sehr gut überlegt sein will. Es geht um die immer weiter fortschreitende Verrechtlichung aller Beziehungen, die Menschen natürlich oder dazu gezwungen eingehen, eingehen müssen. Im 3. Buch habe ich dazu Stellung genommen. Im Weblog ist ja nur ein wesentlicher Punkt der Verfügungs- und Stimmrechte vorgestellt. Kurze Skizze (vielleicht nehme ich das in den Weblog noch auf): Ein wichtiges Werk stellt "tragedy of the commons" von William Forster Lloyd dar. Vor einigen Jahren wurde gegenüber den sich gerade entwickelten Commons ein Buch über die angebliche "Tragik der Allmende", vermutlich inspiriert von Forster, ins Feld geführt.

Es handelt sich um den Versuch, das Privateigentum gegenüber der Allmende zu behaupten. Medial zumindest ist dies gelungen.

Die Nutzungs- und Stimmrechte sind das Eine, Allmende das Andere. Ich knüpfe bewusst an diesen Begriff an und habe deshalb dem Gaißpeter aus Beutelsbach im 1. Buch einen breiten Raum eingeräumt.

Hier eine kurze Zusammenfassung, wie dieses Thema in einem System der Nutzungs- und Stimmrechte zum Tragen kommt: Als Gemeingüter stehen Wasser, Luft, Moore usw. unter dem besonderen Schutz des Staates. Nutzungsrechte können über die Allmenden und Gemeingüter nicht begründet werden. Und wo kein Recht ist, hat der Staat keinerlei Handhabe, für irgendwelche Interessen tätig zu werden. Die Allmenden sind gesetzlich geschützt. Schutz also, kein Recht.

Das Recht ist so eine Sache und ich habe mir viel Mühe gegeben, nachzuweisen, dass das "gleiche Recht der Bürger", wie überhaupt das Recht, auch die Wurzel von sehr viel Übel darstellt. Im Rahmen des individuellen Nutzungsrechts über einen Teil des Bodens wird jedem Nutzungsrechtinhaber ein Zugang zu den Gemeingütern garantiert (Erschließung der Nutzungsfläche). Wie beim Boden können an Gemeingütern (Allmenden) keine Eigentumsrechte begründet werden. Wo das Recht ist, ist auch der Zwang. Dieser kommt nicht immer menschlich daher, sondern trägt meist eine Robe oder eine andere Uniform. Träger des Rechte sind der Staat und seine Bürger, noch aber nicht Flüsse und Bäume. Das sind nette, aber trotzdem faschistoide Überlegungen. Nicht Zwang (Recht), sondern Freiheit (Regeln) sind Gebote der Zukunft. Von Alfredo Rocco, Justizminister unter Mussolini im faschistischen Italien, ist der Hinweis überliefert: die Verwirklichung eines Rechtsstaates wäre die Krönung des faschistischen Staates.

Um einen Fluss sauber zu halten genügt das Gesetz, das Keinem erlaubt, in den Fluss irgendwelche Substanzen einzuleiten. Im Rahmen der Allmende ist geregelt (!), wie mit Gebrauchsgütern allgemein umgegangen werden muss (Erhalt der natürlichen Ressourcen). Würde einem Fluss eine Rechtspersönlichkeit zuerkannt werden, stehen wir irgendwann mit dem Fluss vor dem Kadi. Die Mär von unabhängigen Richtern (wes Brot ich es.....; sogar noch mit mit Pensionsanspruch) ist eine Mär; im Buch habe ich die ursprünglichen Ideen von Montesquie zu unabhängigen Richtern ausgeführt. Davon ist heute kaum mehr etwas übrig geblieben.

Wesentlich zum Verständnis meines Ansatzes ist, dass in die sich entwickelnden Verkehrsformen nicht von Einzelnen eingegriffen werden darf. Die Tilgung des Rechts auf Privateigentum an Boden, das nur gemeinschaftlich (Änderung u.a. des § 903 BGB ) durchgesetzt werden kann, erfordert natürlich ein Regelwerk, wie künftig der herrenlose Boden genutzt werden darf. Dafür habe ich Kataloge entworfen, die zum gegebenen Zeitpunkt in den Rang eines Gesetzes erhoben werden müssen. Das ist vernünftig und das sollte genügen. Wenn aktuell Coca Cola in der Lüneburger Heide einen neuen Brunnen bohren will, bedeutet das eine Nutzungsänderung des Bodens. Egal also wie das der Staat oder andere Interessenverbände sehen, am Ende des Streits entscheiden Menschen als Inhaber der Stimmrechte über die Nutzung des Bodens, auf dem Coca Cola seine Bohrungen durchführen will. Es ist und bleibt damit eine Sache der Menschen.

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Posted by Michael Schwegler at 7:09
Edited on: Mittwoch, 13 November, 2019 18:13
Categories: Kommentare

Montag, 14 Oktober, 2019

Woher hast du das Land?

Die folgenden Texte sind selbstredend. -> weitere Texte folgen.
Katechisation  (Goethe, geschrieben in der Zeit der französischen Revolution)

Rede des Häutplings Seattle 

Posted by Michael Schwegler at 7:08
Edited on: Montag, 14 Oktober, 2019 7:45
Categories: Selbstverständliches

Samstag, 12 Oktober, 2019

Vorwort

Zum ersten Mal in der Geschichte stellen Geldwerte extrem reicher Menschen eine Gefahr für das Klima unserer Welt dar, die in diesem Zusammenhang kaum erkannt wird. Als eine Gefahr für die Zukunft wird stattdessen die Kehrseite der Medaille, die gewaltige Schuldenlast der Länder, diskutiert. Dabei wird es Zeit, über diese gewaltige Vermögenslast reicher Menschen nachzudenken, weil sich unter ihr das Klima der Erde weiter verändern wird.

Gewöhnlich kümmern sich Vermögensverwalter um die Geldanlagen reicher Menschen. Aufgrund der stetig ansteigenden Geldmengen haben sie inzwischen Schwierigkeiten, genügend solvente Käufer für ihre Ware Geld zu finden, beziehungsweise Verkäufer, die für Geld eine Ware anbieten, dessen Verwertung Mehrgeld in Aussicht stellt. Wegen der ungeheuer angestiegenen Warenfülle stagniert dieser Weg zunehmend, um Geld zu akkumulieren. Nur mit einer Ausnahme folgt nämlich die Ware Geld der Logik aller Waren, die das private Haus verlassen und auf dem Markt angeboten werden. Bleiben die Käufer weg, ist dies für alle Waren meist ein untrügliches Zeichen, dass die Waren überflüssig werden. Für eine Weile gelingt es oft noch, mit Preissenkungen Käufer wieder auf den Markt zu locken; aber wenn auch dieses Mittel ausgereizt ist, hilft nur noch, die Waren in großen Mengen vom Markt zu nehmen. Dann werden sie knapp und können das Spekulationsinteresse der Käufer erneut wecken.

Die Strategie der Warenbesitzer, eine Ware derart kalkulierend knapp zu halten, hat oft sogar einem Ladenhüter wieder einen Käufer beschert. Selbiges kann allerdings von der Ware Geld nicht berichtet werden. Die Ware Geld als Ladenhüter wäre zwar denkbar und auch die Methode, dieser Ware aus diesem freudlosen Zustand zu verhelfen. Das setzt aber Fraternité voraus, die nicht der Fraternité der Französischen Revolution entspricht, sondern eher auf eine Brüderlichkeit verweisen würde, die in der „De civitate Dei“ des Augustinus gegründet wäre. Diese aber wurde von den Bürgern der Französischen Revolution im Jahr 1789 aus dem Land gejagt. Niemand ist mehr bereit, sein überflüssiges Geld zu vernichten und im Schuldner den Bruder zu sehen. Dem Geist des Augustinus, wenn dieser aus dem Mund eines Thomas Müntzer gesprochen hätte, entspräche eine derartige Brüderlichkeit aber allemal. Allerdings sprach dieser Geist aus seinem getreuen Nachfolger, dem Augustinermönch Martin Luther, der dann doch nur als Beispiel für die Fraternité der französischen Revolution taugt und die Revolutionäre von Paris taten gut, diesen Geist aus dem Land zu jagen. Aber dieser Geist hatte in Jahrhunderten, in denen er wirkte, längst einen Körper bekommen. Dieser war winzig klein und keine Mensch kannte in dieser Zeit diesen Bazillus, der schon öfters die Menschen heimgesucht hat und, wie wir heute wissen, von Ratten übertragen wird: Den Protestantismus. Mit ihm blieb das Geld der reichen Bürger im Land.

Es war angesichts der Tatsache, dass der letzte König des Landes die angehäuften Schulden seines Königshauses vermutlich nie mehr zurückzahlen konnte, als Vermögen der Bürger lediglich beurkundet, und diese Urkunden taugten nicht einmal, einen Hund hinter dem Ofen hervorzulocken. Das katholische Ancien Régime war am Ende. Ein Staatsbankrott stand unmittelbar bevor. Das Volk der Franzosen aber hungerte und unter den ersten Revolutionären mischten sich noch Gläubiger, die sich um das feudale Finanzsystem nicht mehr kümmerten und eigene, revolutionäre Finanzsysteme im Kopf hatten. Ihre Idee war die Soforthilfe: Eine Währung, die auf dem Gegenwert der gewaltigen Vermögen des Klerus gegründet werden solle. Die alten königlichen ungedeckten Livres wurden gegen harte, gut gedeckte Assignaten-Livres getauscht. Noch am Ende des ersten Revolutionsjahres wurden sie gedruckt: 400.000 Assignaten, gesichert durch die Besitztümer des enteigneten Klerus, und im Jahr 1790 schien alles wirtschaftlich schon deutlich besser zu werden.

Aber noch funktionierte es nicht. Die Assignaten-Livres vermochten wenige Jahre später noch nicht einmal das tägliche Brot zu sichern, auf das die Sansculotten in diesen Zeiten bitter angewiesen waren. Zu oft wurden im Rausch der Spekulation die Druckmaschinen angeworfen und zuletzt waren insgesamt 45 Milliarden Assignaten-Livres in Umlauf gebracht. Gegenüber dem geschätzten enteigneten Kirchenvermögen von 2 bis 3 Millarden Livres konnte von hartem gesichertem Geld im Jahr 1796 keine Rede mehr sein. Diese plötzlich eintretende Pestepidemie musste bekämpft werden. Der ehemaliger Jacobinerund spätere Kaiser der Franzosen Napoleon Bonaparte bot sich an, die Epidemie zu bekämpfen. Zwei Maßnahmen sollten die Seuche eindämmen: Eine Goldwährung und ein bürgerliches Gesetzbuch. Die von der Pest Befallenen vertrauten ihm, und die gegen die Pest Immunisierten ahnten, dass diese Pest diesmal sehr lang andauern wird. Das Volk spaltete sich und hörte auf Volk zu sein: Die Befallenen vereinigten sich unter der Trikolore. Liberté, Égalité, Fraternité und die Immunisierten lasen jetzt öfters in ihrem "Buch zum menschlichen Leben", aus dem sie allerdings den Apostel Paulus entfernten. Sie wussten inzwischen, dass dieser Paulus selbst einen Immunisierten am Ende doch noch zur Strecke bringen konnte, was sie am Katholiken Martin Luther eindrucksvoll studieren konnten. Unkommentiert standen in diesem Buch allein die Sätze der Synoptiker Matthäus, Lukas und Markus. Dieses Buch war mit dem Gesetzbuch Napoleons, mit dem er unter dem Zeichen der französischen Trikolore die verbliebenen Fürstenstaaten in Europa eroberte und seinem Code Civil unterwarf, nicht kompatibel. Noch bevor sein Gesetzbuch veröffentlicht wurde war schriftlich vereinbart, dass alle Inhalte im "Buch zum menschlichen Leben", bevor die Inhalte praktisch werden durften, diese unter die Zustimmung der staatlichen Exekutive gestellt sind. Vertraglich wurde dies im Jahre 1801, und damit drei Jahre vor der Veröffentlichung seines Codes Napoleon, beschlossen.

Die Unterschrift des Kardinals Ercole Consalvi und den Staatskirchenvertrag besiegelte einerseits die staatliche Unterdrückung der Katholiken wie gleichzeitig das Ende der katholischen Kirche.

Die vermögenden Bürger engagierten sich erst wieder, nachdem mit einem zur gleichen Zeit neu geschaffenen Franc eine Goldwährung ihre Darlehen zur Finanzierung der Feldzüge ihres ersten Konsuls und ehemaligen Jacobiners Napoleon Bonaparte absicherte. In der Hoffnung, dass mit militärischen Siegen über die Fürsten der feudalen Landschaften in ganz Europa nicht nur die Durchsetzung ihrer Parolen des französischen Bürgertums gelingt, sondern dass die Eroberungen auch die für die Prägung der Goldmünzen notwendigen Geldwerte besorgt, setzten sie nach und nach den stofflichen Teil der Moderne, den "Code civil des Français" in Europa durch. .

(geänderter Auszug aus dem Vorwort des Buches "Ende der Revolutionen")

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Posted by Michael Schwegler at 21:09
Edited on: Donnerstag, 06 Februar, 2020 8:14
Categories: Vorwort (Buch)

Freitag, 11 Oktober, 2019

Was geschieht mit meinem Grundeigentum?

M.S. (Frankreich) schrieb: Ich war leider nicht in der Lage, eine brauchbare Kritik an deinem Vorwort zusammenzufassen...dafür hätte ich Monate gebraucht, vielleicht auch Jahre ! Eines wäre vielleicht zu bedenken gewesen : da du dich offensichtlich an deutsche Leser wendest, verstehe ich deine Vorliebe für französische Autoren nicht so recht : Es gibt doch in der bezüglichen Periode genug deutsche Denker und Philosophen, die sich gefreut hätten, in deinem Buch zu erscheinen.

Außerdem: muss ich mir jetzt Vorwürfe machen, ein paar ha in diesem Land erworben und bewirtschaftet zu haben ? Oder verstehe ich das nicht so richtig ? Es wäre nett, darüber bei Gelegenheit diskutieren zu können.

Antwort: Es gab keinen dem Imperator und Kaiser der Franzosen Napoleon ähnlichen Bürger in den deutschen Landen. Friedrich II. war ein aufgeklärter Fürst und erster Diener des Staates. Ganz anders Ludwig XVI. Dieser Monarch bot Napoleon Bonaparte -übrigens ein Mitglied der Jacobiner- eine Steilvorlage und Napoleon verstand, seinen Code Napoleon als imperiales Recht in ganz Europa durchzusetzen. Dies zur Frage, weshalb meine Betrachtungen zur Französischen Revolution mehr sich der französischen Aufklärung bedient. Du brauchst dir im Übrigen keine Vorwürfe machen wegen des Landkaufes. Zwar wäre es nach einer Bodenreform herrenloses Land und hätte keinen Tauschwert (Geldwert) mehr; aber solange du die Nutzung dieses Landes nicht änderst, genieße es. Keiner hätte das Recht und die Gewalt es dir zu nehmen. Probleme bekämest du erst, wenn du das Land für andere Dinge als bisher nutzen willst, also eine Nutzungsänderung anstrebst. Dann brauchst du die Zustimmung von Menschen, die du zwar nicht kennst, die aber mit dir auf unserem Planeten leben und mitsprechen möchten, bevor du auf deinem Land Dinge treiben willst, die z.B. unsere Atmosphäre belasten könnten.

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Posted by Michael Schwegler at 23:09
Edited on: Freitag, 08 November, 2019 17:09
Categories: Kommentare

Buchausgabe

Der Autor plant ein Buch mit dem Titel "Ende der Revolutionen" zu veröffentlichen. Bis es soweit ist werden in den kommenden Wochen zur Vorbereitung der Endfassung des Textes zentrale Anliegen des Autors auf diesem Webauftritt regelmäßig vorgestellt und erweitert. Durch Kommentare kann auf den Inhalt des Buches noch Einfluss genommen werden. Die Texte sind, obwohl inzwischen vollständig geschrieben, im Fluss. Selten kann der Autor seinen eigenen Text in diesem Internetauftritt ein zweites Mal lesen, ohne ihn gleichzeitig zu verändern. Der Autor wäre den Lesern dieses Blogs dankbar wenn möglichst viele Leser sich durch Kommentare am Buchprojekt beteiligen. Bis heute 13.11.2019 haben die Blogs zu einem weiteren Kapitel im Buch geführt. Überlegungen zum bürgerlichen Staat und Ausführungen zum Übergang der faschistischen Ideologie in die postmoderne Gesellschaft werden aktuell dem Inhalt des Buches hinzugefügt.

Weltweit bilden sich derzeit außerparlamentarische Protestbewegungen, die gegen die ungebrochene Naturzerstörung und den Klimawandel infolge eines "finanzgetriebenen Kapitalismus" (Elmar Altvater ) regelmäßig auf die Straße gehen und sich in zahlreichen Organisationen inzwischen zusammenschließen. Diese Menschen sprechen verschiedene Sprachen und vertreten oft auch unterschiedliche Interessen. Gemeinsam aber kämpfen sie für den Stopp der Verbrennung fossiler Brennstoffe. Mit dem Buchprojekt werden den Protestierenden und besorgten Mitmenschen Überlegungen vorgestellt, die das im Übergang zum 19. Jahrhundert erst geschaffene Recht auf Privatbesitz an Grund und Boden und dem zur gleichen Zeit beginnenden Anstiegs des Kohlenstoffdioxidgehalt der Atmospäre bezüglich der Frage einer Verkettung dieser beiden scheinbar unabhängigen Ereignisse einem Diskurs anheimstellt. Es wird höchste Zeit, über die Naturzerstörung, über die fortschreitende Entfremdung der Menschen im Kontext des Übels der fremdbestimmten Arbeit, die alle das moderne Herrschaftsrecht über den Boden voraussetzen, zu streiten. Beiträge in verschiedenen Sprachen sind deshalb willkommen.

(08.10.2019) Texte, die geeignet sind das zentrale Anliegen des Autors verständlich zu machen, werden nach und nach in einer eigenen Rubrik abgelegt und dienen als Beispiel für die Notwendigkeit, allen Demokratien das Recht auf ein Eigentum an Grund und Boden auf ihrem Territorum zu entziehen. Eine Regierung soll den herrenlosen Boden beschützen. Das Recht, den Grund und Boden zu okkupieren, muss ihr entzogen werden. Zunächst erscheint angesichts des wirklichen Lebens diese Idee phantastisch. Der Autor entwirft aber ein Fundament, mit dem ein System der Nutzungs- und Stimmrechte konkrete Form annehmen könnte.

Die bevorstehende Zerstörung der Kulturlandschaft Hasankeyf in der Türkei ist ein Beispiel dafür, wie das Recht auf Eigentum an Boden in Demokratien der Hebel ist, mit dem die Menschen, die auf dem Grund und Boden leben, nahezu überall in der Welt entmündigt und bevormundet werden. Das Recht auf Eigentum an Boden bildet die Grundlage für Despoten, die, wie das Beispiel der Zerstörung Hasankeyf zeigt, sich sogar die Verfügung über Kulturgüter mit Hilfe dieses Rechts besorgen. Ähnliches könnte auch über die Verbrennung fossiler Stoffe geschrieben werden.

In diesem Zusammenhang sollte eine Aussage von Immanuel Kant diskutiert werden. Er sieht in der Demokratie einen Despotismus, d.h. eine willkürliche Gewaltherrschaft. Er begründet seine Annahme damit, dass „sie eine exekutive Gewalt gründet, da alle über und allenfalls auch wider einen (der also nicht mit einstimmt), mithin alle, die doch nicht alle sind, beschließen; welches ein Widerspruch des allgemeinen Willens mit sich selbst und mit der Freiheit ist." Die Schrift „Zum ewigen Frieden“ von Immanuel Kant erschien im Jahr 1795.

Die Idee, die Legitimation der Demokratie mittels demokratischer Wahlen zu begründen, kann im Kontext der geschichtlichen Erfahrungen als die den Despoten eigen betrachtet werden. In der römischen Formel "panem et cirsenses" (Brot und Spiele) wird sie trefflich ausgeführt und mit der massenhaften Zustimmung zu faschistischen Regime zeigte sie sich bereits in ihrer vollkommenen Form.

Schaut man nur auf den materiellen Reichtum im eigenen Haus und um das Haus herum -sofern man sogar über den Reichtum eines eigenen Garten verfügt- so können die westlichen Demokratien durchaus auf eine Erfolgsgeschichte verweisen. Aktuell jedoch wird diese Erfolgsgeschichte in Frage gestellt. Mehr noch, der Verdacht ist nicht mehr von der Hand zu weisen, dass dieser Erfolg nicht nur auf den Schultern der Dritten Welt gegründet ist, sondern dass sie heute uns alle gefährdet: Der inzwischen wissenschaftlich belegte fortschreitende Klimawandel wird nicht vor dem eigenen Haus Halt machen. Egal wie die Menschen in den westlichen Industrieländern bisher gesellschaftlich gedacht haben, die Folgen des inzwischen wahrnehmbaren Klimawandels werden ihre Gedanken finalisieren. Der Club of Rom hat im Jahr 1972 auf die Grenzen des Wachstums hingewiesen. Den Zusammenhang mit der Zunahme des Kohlendioxidanteils der Erdatmospäre hat er nicht hergestellt. Heute müssen wir befürchten, dass ein "Point of no return" überschritten werden kann.

Posted by Michael Schwegler at 23:06
Edited on: Mittwoch, 13 November, 2019 15:06
Categories: Aktuelles

Donnerstag, 10 Oktober, 2019

Globale Gütergemeinschaft

G.S. schrieb: Dein Buch richtet sich inhaltlich gegen das Privateigentum am Boden, sowohl gegen das Privateigentum einzelner, als auch gegen das Eigentum, das den souveränden Staaten unterliegt. Sehr radikal gedacht, finde ich. Gewiß sind in deinem Buch Vorschläge enthalten, wie das Privateigentum und die Eigenständigkeit der Staaten/Nationen abgeschafft werden können. Zu Ende gedacht: eine grundlegende Revolution, die mir ebenfalls als notwendig erscheint, noch grundlegender als die französische Revolution. Denn mit der Beseitigung des Eigentums am Boden verbindet sich sofort die Frage, ob nicht auch Fabriken, Büros etc. ebenfalls in die menschliche Gemeinschaft überführt werden sollten - also eine globale Gütergemeinschaft, die ökologische, soziale etc. Probleme rational lösen kann.

Antwort: Im 1. Buch des 3 bändigen Werkes wird ausgeführt, weshalb Eigentum an Boden nur durch den Zwang eines Gesetzes bestimmt werden kann. Indem man den Boden als Sache neben anderen Sachen juristisch zur Ware herabgewürdigt hat, genießen die Eigentümer dieser Ware den besonderen Schutz des Staates. "Das Gesetz kann in der Tat herrschen, sofern es das Gesetz der allgemeinen Vernunft ist" schreibt Albert Camus. und stellt anschließend fest: "Aber das ist es niemals"; schon gar nicht, wenn die Vernunft allein die beschränkte Vernunft des dritten Standes ist.

G.S. danke ich für seinen Kommentar. Er ist geeignet hier deutlich zu machen, welche "rote Linien" mein Entwurf der Verfügungs- und Stimmrechte hat.

Zentral: Dem Buch gab ich wohl überlegt den Titel "Ende der Revolutionen", es bedarf also keiner Revolution. G.S. begegnete ich literarisch über seine Überlegungen zum Begriff des Eigentums. Hier denke ich etwas anders: "Wahr ist, was du selber gemacht hast", so könnte man in Kurzform den Wahrheitsbegriff von Giambasttista Vico zusammenfassen. Einen Gegenstand, den ich persönlich herstelle, kann ich mit einigen Abstrichen durchaus als mein Eigentum betrachten. Ich habe ihn geschaffen. Gut, nicht allein; aus der Natur entnahm ich die Stoffe, die notwendig waren, den Gegenstand herzustellen. So ist es auch wahr, dass der Gegenstand noch Teil (Eigentum) der Natur ist. Und liegt nicht die Ursache der weltweit zunehmenden Vermögensunterschiede in der Organisation unserer Arbeitsgesellschaften, dass die Werke, die von Millionen von Lohnarbeitern tagtäglich unter modernen gesetzlichen Regelungen weltweit geschaffen werden, von den Grundeigentümern des Bodens, auf dem diese als Eigentümer der materiellen Voraussetzungen, die zur Schaffung dieser Werke erforderlich sind, sich dieser geschaffenen Werke unter dem besonderen Schutz des Staates bemächtigen? Die Lohnarbeiter bekommen zwar dafür das Notwendigste, was sie zum Leben brauchen und manchmal auch mehr, aber gerecht ist das keinesfalls. An der selbstständigen Nutzung der Werkzeuge, mit denen sie ansonsten im Auftrag des Grundeigentümers Gegenstände für einen Markt produzieren, an dem sie selber gar nicht teilnehmen, sind sie gehindert: Dieses Recht wird ihnen just in dem Moment entzogen, in dem sie den Boden des Grundeigentümers betreten. Auf dieser Feststellung sind meine Überlegungen gegründet: Im Moment der Tilgung des Bodens aus dem Sachenrecht, wenn also aller Boden herrenlos wird und kein Herrschaftsanspruch mehr durchgesetzt werden kann, bleibt die Nutzung des Bodens zunächst wie gehabt. Die Arbeitsgesellschaft wird sozusagen konserviert. Will aber der ehemalige Eigentümer die Nutzung des jetzt herrenlosen gewordenen Grund und Boden verändern, z.B. statt Autos jetzt Batterien herstellen, unterliegt diese Nutzungsänderung der Zustimmung der Stimmberechtigten, die bei dieser, zunächst von den Fachgremien der exekutiven Organe des Staates zu genehmigenden Nutzungsänderung auf dem herrenlosen Boden, als entscheidende Instanz zuletzt mehrheitlich zustimmen müssen.

Diese Überlegungen sind nicht einfach, ständig ändern sich die Anteile, aus denen der Gegenstand geschaffen wurde und selten tritt der Gegenstand in einfacher Form, etwas in Gestalt einer Holzfigur hervor. Doch auch hier war die erste Voraussetzung die Natur, dann das Werkzeug, das in aller Regel bereits arbeitsteilig von anderen Menschen hergestellt war und zuletzt erst der arbeitende Mensch, der ein Stück Holz in origineller Weise zu einer Holzfigur gemacht hat. Ist sie sein Eigentum? Wenn diese einfache Betrachtung schon Fragen aufwirft, so dürfen wir feststellen, dass die Betrachtung des Boden als Sache, die allein durch das Recht einen Eigentümer bekam, sehr despotisch gedacht ist. Noch einmal kehr ich zu Camus "Mensch in der Revolte" zurück. Camus erklärt sehr anschaulich, dass bisher alle Revolutionen Regime hervorgebracht haben, die gewalttätiger, despotischer als die vorherigen waren. Heute würde der Stimmzettel für radikale Veränderungen genügen; als Achillesverse der modernen Demokratien könnte ein wesentlicher Schritt zur Emanzipation der Menschen gelingen. Würde mit den Stimmen der Mehrheit der Stimmberechtigten der Boden aus dem Sachenrecht des Bürgerlichen Gesetzbuches entfernt und der Boden damit endlich herrenlos werden, würden sich nach und nach völlig neue Verkehrformen innerhalb der staatlichen Gemeinschaft zwischen den Menschen entwickeln. Der Staat bliebe erst einmal Nation und wäre verplichtet, das herrenlose Territorium zu schützen und das System der Nutzungs- und Stimmrechte politisch und technisch durchzusetzen. Man beachte: Das herrenlose Territorium, nicht sein herrenloses Territorium. Hier wäre er als Souverän willkommen; er tritt uns keinesfalls mehr als Despot gegenüber. Und vor allem: Diese Vision bedarf eben gerade nicht einer Revolution, diese Vision muss durch die Vernunft in die Geschichte eingehen. Es wird sich hier nicht um die praktische Vernunft des Bürgertums handeln, hier ist die menschliche Vernunft gefragt: Sie muss überzeugen!

Angesichts der fortschreitenden Naturzerstörung wird sie überzeugen. Die heute geführten Diskussionen, die in der degrowth-Bewegung bezüglich unserer Wachstumsgesellschaft sicherlich hervorragend zusammengefasst werden, klammern aus Gründen, die ich nicht nachvollziehen kann, dieses erst mit der Moderne gewaltsam eingeführte Recht auf Privateigentum an Boden in ihren Analysen aus: Weshalb?

Posted by Michael Schwegler at 22:40
Edited on: Sonntag, 13 Oktober, 2019 22:21
Categories: Kommentare

Mittwoch, 09 Oktober, 2019

Immanuel Kant

Ein Artikel zum "Staatsrecht", besser zu Kants Vorstellungen zum bürgerlichen Staat, wird derzeit noch geschrieben. Vorweg hier schon einmal ein Hinweis: Kant hat erst in seinen letzten Lebensjahren einige philosophischen Überlegungen zum bürgerlichen Staat veröffentlich. Er starb 1804, wenige Tage bevor Napoleon Bonaparte seinen größten Coup landete: Die Veröffentlichung und Durchsetzung seines "Code Napoleon". Kant hätte dem Inhalt dieses Coups bezüglich des Sachenrechts im 2. Buch des Codes Napoleon nicht zustimmen können. Kant erkannte wohl ein denkbares Recht auf Privateigentum an Boden. Dieses Recht hätte aber erst in einem geschichtlichen Stadium Teil der praktischen Vernunft werden können, in dem das Gesetz sich als "allgemeines Gesetz" entwickelt hätte und mit dem "allgemeinen Gesetz" sogar ein Weltfrieden denkbar geworden wäre. Diametral dem gegenüber erklärte Napoleon Bonaparte ein privates Recht, das er als Imperator in Europa als "Code civil" durchsetzte. Die Frage könnte also lauten: Kann ein bürgerliches Recht, dem gewaltsam die Völker unterworfen werden, jemals allgemeines Gesetz werden?

Posted by Michael Schwegler at 10:48
Edited on: Mittwoch, 09 Oktober, 2019 20:24
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Herrenloser Boden

Das Recht auf Eigentum an Grund und Boden bewirkt, dass die modernen Demokratien, die auf diesem Recht gegründet sind, despotische Demokratien sind.

Diese Behauptung kann jeder nachvollziehen, wenn er sich seines eigenen Verstande bedient (Kant: Was ist Aufklärung). Dennoch werde ich an dieser Stelle für jüngere Menschen diese Behauptung noch ausfürlich begründen.

Posted by Michael Schwegler at 10:18
Edited on: Samstag, 12 Oktober, 2019 19:33
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Freitag, 04 Oktober, 2019

Impressum

Michael Schwegler, Hamburg, Email: mschwegler [at] endederrevolutionen.de

Die Texte werden oft ergänzt, mancher Text wird verbessert. Künftig werden hier im Impressum die Texte gelistet (ab Januar 2020), die ergänzt oder verbessert wurden. Wortfehler, Grammatikfehler sehe man mir bitte nach; die Sache selbst ist zu wichtig, biografisches weniger. Für die Fehler entschuldige ich mich. Die Zeit wird barbarisch, ich kann mich oft nicht mehr konzentrieren. Ein Präsident der USA maßt sich an über über Leben und Tod zu entscheiden und Viele hören zu. Aber sie hören nicht. Und wenn sie hören handeln sie nicht. Die, die hören erfahren, wie das Recht sie lähmt. Er hat das Recht, sagt die westliche Wertegemeinschaft. Angesichts dieser Nachrichten dürft ihr meine Wort- und Grammatikfehler bitte nicht so hoch bewerten. Ich werde sie verbessern wenn Zeit dafür ist. Jetzt aber muss ich vorankommen. Bitte verbreitet endederrevolutionen.de; ich kann mich irren und es mag bessere Wege des Klimaschutzes geben. Ich wäre glücklich darüber !

Aber bis kein anderer Weg gefunden ist, verbreitet diese Webseiten von www.endederrevolutionen.de. Wenn ein besserer Weg gefunden ist wären sie schnell gelöscht. Der Mensch hat einen freien Willen: De libero arbitrio. Schaut bitte nicht weg !

23.12.: Res Publika, staatstheoretische Überlegungen

03.01.: Das Drama der Knappheit. Der erste Text, der angesichts des Klimawandels zu einer Dramaturgie über die Knappheit führen wird.

04.01.: Roccos Vision, dass der Rechtsstaat die Krönung des Faschismus sei, wurde aktualisiert.

06.01.: Die Vorgänge im Irak waren Anlass, das Kapitel "Über den Faschismus" noch einmal zu ergänzen: Die Zeit ändert sich. Ende der Aporie?

07.01.: Die Dramaturgie einer Zukunft der Güter wurde eröffnet. Lukas muss praktisch werden.

08.01.: Das Janusgesicht des Bürgerlichen Rechts wird vorgestellt. Erst der Anfang des Gesichts kann mit Antlitz des Napoleon Bonaparte gezeigt werden.

09.01.: Zum freien Willen des Erasmus gesellt sich die Freiheit; sonst ist kein Fortschritt (der Text wurde am 12.01. geändert)

11.01.: Zum unfreien Willen des Martin Luthers gesellt sich die Ausbeutung der Erde.

13.01.: Rousseau muss widersprochen werden.

14.01.: Eine Antwort auf die Provokation "Willkommen im Kommunismus" musste geschrieben werden und eröffnet das letzte Kapitel.

14.01.: Julian Assange, wir müssen uns vor ihn stellen. Bereits einen Tag später, am 15.01. musste der Artikel erweitert werden; die Beweise müssen gesehen werden.

16.01.: Der Text 13.01 wurde mit einem neuen Text verlinkt.

17.01.: Zwei Artikel wurden präzisiert, Über den Rechtsstaat und über Was tun?

18.01.: Eine Webseite zu praktischen Sofortmaßnahmen wurde eröffnet.

21.01.: Die Webseiten barbarei und bodennutzung wurden in besser lesbare Form gebracht. Nach und nach werden jetzt die Webseiten korrigiert.

22.01.: Die Geschichte von Paul wurde begonnen und einige Flüchtigkeitsfehler konnten endlich korrigiert werden; es wird weiter korrigiert, versprochen.

23.01.: Hieronymus Buntz wurde als Freund Luthers in "Über den Weg" noch aufgenommen.

24.01.: Wahlen sind in Hamburg, deshalb wurde ein Artikel, mehr vielleicht eine Bitte, dazu geschrieben.

25.01.: Was tun? wurde aktualisiert und hierin ein kurzer Artikel verlinkt.

26.01.: Die Pest des Protestantismus wird heute weiter geschrieben und auch mit Fehlern des Katholizismus erweitert, den Konkordaten.

28.01.: Sei kein Zuschauer und weitere politische Sofortmaßnahmen wurden verfasst

31.02.: Die grobe Skizze zum dualen Geldsystem wurde überarbeitet und ein letzter Satz musste hier noch hinzugefügt werden.

04.02.: Der kommende Bund hat jetzt einen zusammenhängenden Text.

06.02.: Das Vorwort des Manuskript "Ende der Revolutionen" wurde in einem zentralen Punkt geändert und wieder muss auf das mörderische System in den USA hingewisen werden. Das ist nicht einfach: Noch gilt der § 90a nur für die Bundesrepublik Deutschland, aber das werden sie ändern.

08.02.: Nicht nur das Geschehen in Thüringen führten zu einem Text über das Verbrechnen und die Vernunft. Der Text wurde am korrigiert.

12.02: Die Beugehaft an Chelsia Manning im Namen des Volkes lässt mich nicht in Ruhe. Über den Verursacher, den kantschen Pöbel, muss deshalb in Zukunft mehr berichtet werden. Der gesellschaftliche Ursprung, weshalb dieses barbarische System sich halten kann, soll künftig hier erörtert werden.

In eigener Sache: Das Manuskript des Buches "Ende der Revolutionen" wurde inzwischen überarbeitet. Aktuelle Ereignisse und Anregungen von Lesern dieses Weblogs motivierten mich, das Buchprojekt zu erweitern. Gerade das letzte Kapitel über ein duales Geldsystem muss neu geschrieben werden, denn viele Gedanken sind inzwischen herangereift. Dieses Kapitel versucht die Frage zu beantworten wie sich eine global vernetzte Gesellschaft, die sich für die Überführung des Eigentums an Grund und Boden in ein System von herrenlosem Grund und Boden entscheidet, politisch und wirtschaftlich realistisch transformiert werden kann. Utopie ade, der Klimawandel lässt uns keine andere Wahl; ich sehe keine andere.

Kann die Aporie also doch noch überwunden werden? Ein Teil der Jugend verfolgt mit wachen Augen in allen Teilen der Welt den Klimawandel. Noch hoffen die meisten Menschen, dass politisch dieser noch aufgehalten werden kann; das kann aber so nicht gelingen. Der Autor wäre -ich wiederhole mich- glücklich wenn er irrt.

Erst wenn die Hoffnungen auf die Politik verwelkt sind bekommen die Texte und das Buch eine Chance. Die res publika, wie sie hier beschrieben ist, könnte die Welt ändern ohne dass es dafür revolutionärer Umtriebe bedarf. Der Übergang wäre vernünftig und die Architekten dieses neuen politischen Systems braucht die Geschichte nicht freisprechen. Sicher ist allein, es wird dauern.

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Posted by Michael Schwegler at 10:37
Edited on: Mittwoch, 12 Februar, 2020 9:42
Categories: Impressum