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Donnerstag, 24 Oktober, 2019

"meum esse aio",

"Ich behaupte, dass es mein ist."

Mit dem römischen Recht,
das besser kleingeschrieben wird, damit es in der Spätmoderne nicht auffällt.

Galt in den griechischen Stadtstaaten noch das "suum cuique", - Jedem das Seine -, weist das "meum esse aio", -ich behaupte, dass es mein ist- der Römer bereits darauf hin, dass das Seine inzwischen in Frage gestellt war. Die Behauptung, dass es mein sei, erklärt dem "suum cuique" den Streit, suspendiert die Ordnung, die bestand, als das Seine in den griechischen Demen noch anerkannt und geschützt war.

Innerhalb dieser Ordnung des "suum cuique" konnte sich auch die vermutlich erste Demokratiebewegung in Athen entfalten. Es war die Jugend, die gegen die Ordnung des "suum cuique" der griechischen Adelsfamilien protestierte.

Es wird berichtet, dass es Sokrates gewesen sei, der die Jugend aufgewühlt habe, mit ihr noch im hohen Alter sprach und deshalb auch angeklagt wurde. Er war ein Dorn in den Augen der griechischen Adelsfamilien. Aber nicht einer dieser Adelsfamilien, sondern Anythos, ein wohlhabender Bürger Athens und Führer der damaligen Demokratiebewegung verfasste die Anklageschrift gegen ihn. Seine Verteidigungsrede, die Platon in der Apologie des Sokrates überliefert hat, kann als Grundlage dafür genannt werden, dass auch heute das Recht den freien Willen des Menschen letztlich nicht bei allen Menschen brechen wird. Er wusste um die Allmacht des Rechts, beugte aber vor dem athenischen Volksgericht nicht sein Haupt.

"Ihr könnt mich freisprechen, ihr könnt mich auch zum Tode verurteilen. Ihr müsst nur wissen, wenn ihr mich freisprecht, ich werde mich nicht ändern. "Wenn ihr also wie gesagt unter dieser Bedingung mich freisprächet, so werde ich sagen: meine Mitbürger, eure Güte und Freundlichkeit weiss ich sehr zu schätzen, gehorchen werde ich aber mehr dem Gotte als euch und solange ich noch Atem und Kraft habe werde ich nicht aufhören nach Wahrheit zu streben und euch zu mahnen und aufzuklären und jedem von euch mit dem mich der Zufall zusammenführt, in meiner gewohnten Weise ins Gewissen reden. Wie mein Bester, du ein Athener Bürger der grössten und durch Geistes Bildung und Macht hervorragensten Stadt, schämst du dich nicht durch möglichster Füllung deines Geldbeutels zu sorgen und auf Ruhm und Ehre zu sinnen, aber um Einsicht, Wahrheit und Besserung deiner Seele kümmerst du dich nicht und machst dir darüber keine Sorgen".

Den Schierlingsbecher musste Sokrates nach dieser Verteidigungsrede natürlich trotzdem trinken.

Diese Freiheit ist den Menschen in der 4. Phase der Epoche des Faschismus, die im 16. Jahrhundert begann, für immer genommen worden. "Jedem das Seine" gilt heute innerhalb einer neuen Gesellschaftspyramide, die sich enorm seit den Landschaften der Demen gewandelt hat, die noch Homer in der Ilias besungen wurde. Im Vers 200 des Zweiten Gesangs sang dieser noch "Mann des Unglücks! setz dich still hin und höre die Rede anderer, die besser sind als du! Denn du bist unkriegerisch und kraftlos. Weder zählst du jemals im Kampf noch in der Beratung."

"Einer soll Herr sein", der ausgestattet mit "Stab und Satzungen", wie einst, dass er König sei unter ihnen."

So weit Homer, diesen Blinden unter den Sehenden, der im Ungewiessen wirkte und ahnte, dass alles schrecklich enden wird. Der spätmoderne Begriff für alles Schreckliche ist die Gesellschaft, die sich Hunderte von Jahren später mit dem Licht des Feuers, das Jean Calvin am 27. Oktober 1553 in der republikanischen Stadt Genf entzünden ließ und das nicht mehr ausgehen wird und Blinde sehen lassen könnte, falls sie nur sehen wollten.

Eher stirbt ein Sehender, bevor er sich dem römischen Recht beugt und den Tod am Kreuz, den der Nazarener erdulden musste, akzeptiert. Der Nazarener ist nicht für uns gestorben. Im Gegenteil: Sein Geist lebt und möge sein Körper und völlig unabhängig davon, ob dieser sich jemals bewegt hat, auch längst wieder zu Erde geworden sein, seine Botschaft, sein Geist lebt weiter und wird auch im Geist des Autors dieses Weblog über die Pest des Protestantismus weiterleben: Nie könnte er ein Mitglied dieser barbarisch calvinistischen Gesellschaft werden und würde lieber sterben.

Posted by Michael Schwegler at 7:37
Edited on: Sonntag, 24 November, 2019 20:41
Categories: Der einfache Mensch