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Samstag, 08 Februar, 2020
Beugehaft
Chelsea Manning blieb bei ihrem NEIN und sitzt seitdem in Haft. Sie bekommt zusätzlich für jeden Tag, an dem sie bei ihrem NEIN bleibt, 1000 Dollar Strafe aufgedrückt; da wird sie sich wohl beugen. Chelsea Manning aber ist ein Mensch guten Willens und würde lieber verhungern, als gegen Wikileaks auszusagen und sich der Vernunft der Anderen zu unterwerfen.
Wie Chelsea Manning sind wir spätestens seit dem Jahr 1804 alle, die guten Willens sind, in Beugehaft.
Seitdem der freie Wille (liberum arbitrium) des Menschen unter die Doktrin des geknechtenen Willen (De servo arbitrio) geraten ist, der mit dem volonté général von Rousseau seinen politischen Ausdruck erfuhr, wird die Beugehaft nicht enden. Die 1000 Dollar Strafe müssen wir nicht fürchten. Im Gegenteil: Sie ködern uns damit tagtäglich, damit wir zufrieden sind und sie werden weiter unsere Zellen ausstatten mit allerlei unnützem Zeug und dafür die Natur verbrennen. Das galt unter der politischen Formel panem et circenses schon immer: Allerdings mit der entscheidenden Ausnahme, dass sie bis zum Jahr 1804 die Natur dafür nicht verbrannten. Darüber sollten wir nicht irren.
Nachtrag März 2020: Chelsea Manning blieb bei ihrem NEIN. Sie wollte lieber sterben als ihren Willen beugen. Sie stellten aber nicht das Fallbeil auf, das sie bei Franz Jägerstetter aufgestellt haben. Sie bestellten auch nicht den Scharfrichter, den sie bei Thomas Morrus bestellt haben. Sie ließen sie nur einfach in dieser Zelle sitzen und warteten. Chelsea Manning unternahm einen Suizid-Versuch, der mißlang.
Ein Bundesrichter wusste jetzt, dass sie eher sterben wird als dass ihr Wille sich beugt. Er ließ sie frei.