« Die Krise ist auf einem ersten Höhepunt angekommen | Startseite | Gleichnis von den Schafen und Böcken »

Samstag, 04 April, 2020

Warum sollte jetzt bei Matthäus gelesen werden?

Da liest schon lange keiner mehr. Vielleicht weil ich nicht glaube, sondern vertraue, lese ich öfters mal bei ihm. Das Narrativ, wie die Postmodernen gerne sagen, bin ich selber.

Das Versammlungsverbot taugt, die Irrationalität der Politiker zu belegen. Sie sind auf dem Weg, die Bürgerinnen und Bürger im Land wieder als ihre Untertanen zu begreifen, den man jetzt täglich sagt, dass sie der Obrigkeit vertrauen müssen. Täglich melden sie sich in der Krise zu Wort und es wird erwartet, dass jetzt schon am Morgen darauf gewartet wird, was sie für den Tag anordnen. Hier lebt wieder der Paulus, der zwar schon vor langer Zeit geköpft wurde, der aber fast turnusgemäß immer wieder aufersteht und danach oft auch andere Köpfe rollen; nicht seiner, der hatte ja keinen mehr. Paulus stand ohne ihn auf, der konnte das, der war Christus.

Sie lassen die Katholiken nicht mehr in die Kirchen: Versammlungsverbot. Die Volksgemeinschaft schaut hin und nickt. Die Protestanten bleiben ungerührt. Ihr Christus lebt in ihnen, denen genügt das Fernsehen.

93% stimmen den Anordungen der Politiker zu. Von solchen Ergebnissen haben die Politiker im Faschismus geträumt, obwohl diese Werte damals mancherorts auch schon fast erreicht wurden. Vernünftig wären die Gesetze. - - Vernünftig? Kann es sein, dass da der Kopf fehlt, die Ratio? Viele Kathedralen sind bekannt und ihre Größe erstaunt immer wieder. Wenn jemand Ruhe in einer Stadt sucht, in der das postmoderne Spektakel besonders ausgeprägt ist und die Kaufhausmeilen so gar nicht mehr enden wollen, kann der Mensch diese aufsuchen. Dort findet der Mensch Ruhe wenn sie dann auch offen sind und kein Eintritt verlangt wird. Es kann sogar passieren, dass dort gerade an der Orgel geprobt wird: "Oh Haupt voll Blut und Wunden". Jeder versteht diese Botschaft. Jesus musste das Kreuz tragen.

Das Kreuz muss schwer gewesen sein. Alle diese Waren da draußen machten die Last aus, die ihn dreimal zusammenbrechen ließen. Er hatte gegen die Gesetze der Juden verstoßen. Die Händler warf er mehrmals aus den Tempeln. Ich verstand den Nazarener. Wären die jetzt hier, in dieser Kathedrale und ich hätte auch nur eine Münze klingen hören, ich müsste mich beherrschen. Man darf sie nicht erschlagen. Das lehrt auch Matthäus. Ein Narrativ, das schwer zu ertragen ist: Liebet eure Feinde. Die Ruhe, die jetzt wieder da ist, ist dann vermutlich doch mehr der Tatsache geschuldet, dass die Händler nicht da sind, dass das nur ein blitzekleiner Traum war.

Locker hätten hier die Katholiken Platz gefunden und noch mehr Abstand voneinander halten können, als vorgeschrieben. Das Parlament des Bundestags hätte hier sogar reingepasst. Aber hier, in dieser katholischen Kirche, dürfen ein paar Gläubige, die einen Antrag gestellt haben, an Ostern die Eucharistie nicht feiern.

Mit dem Wormser Konkordat im Jahr 1122 hat das Verbrechen begonnen. Da haben sie zusammengesessen und der Pontifex Maximus wurde über den Tisch gezogen. Nach dem Konkordat von Bologna brach das Zeitalter der Reformation aus. Da haben sie den Pontifex gedemütigt und Napoleon hat mit dem Konkordat von 1801 ihn dann aus dem Land geworfen. Da sitze ich, aber ich kann weiter. Ich werde denen da draußen von der Münze erzählen, wie Matthäus sie gesehen hat. Er zeigte ihnen die Münze, damit sie verstehen. Er hat aber nicht über den Teiler geschrieben. Wie das Ganze, was geteilt werden kann, verteilt wird. Das müssen wir verstehen, das steht da nicht. Der kleinste Teiler soll uns zustehen. Er sichert das Notwendigste, das wir brauchen: Das tägliche Brot, ein warmes Zimmer, ein Bett einen Stuhl, einen Tisch, einen Schrank und eine Toilette, so viel Komfort sollte sein. Den haben heute noch lange nicht alle Menschen, die jetzt besonders leiden, weil sie nicht einmal das Wasser haben. Neben diesen bescheidenen materiellen Dingen, die weltweit überhaupt nicht gesichert sind, brauchen wir wie das tägliche Brot Vertrauen, das wir in der eigenen Familie und mit den Freunden teilen. Täglich und immer teilen, wie der Nazarener mit seinen Jüngern das Brot teilte. Nicht wie Christus, der ist aufgefahren gen Himmel und hat uns sitzen lassen. Aber da will ich gar nicht hin. Mein Platz ist hier in der Katthedrale. Die ich aber wieder verlasse und hinausgehe, wegen diesem Beispiel mit der Münze. Den weitaus größeren Teil, den sollt ihr vewenden als Gabe, der die Hungernden satt macht und ihnen die Toiletten bringt. Für diese Gabe muss die Erde nicht verbrannt werden. Hört doch. Die da, denen ihr wieder zujubelt, die mir jetzt verbieten mit der Familie, die Kirchen zu betreten, obwohl die groß genug ist und wir Abstand halten, weil wir die Menschen lieben und nicht weil ihr es befohlen habt: Die scharren längst wieder mit den Hufen.

Das Bruttosozialprodukt, das endlich fällt, wie wir das gestern so gehofft haben, dass der Verbrennungskapitalismus endet, den wollen sie wieder anheizen. Sie rechnen schon, wie das Bruttosozialprodukt den alten Wert wieder erreicht und überholen kann. Nichts werden sie begreifen, wenn wir das nicht begreifen. Jetzt haben wir die Chance, jetzt, wo 93% darüber nachdenken. Die Arbeitsgesellschaft muss enden, damit wir leben können und wieder Zeit finden, diesem Choral zuzuhören. An den Nazarener denken, der nicht die Sünden der Welt auf sich nahm. Das war Christus. Jesus trug selber sein Kreuz, das er tragen musste, weil er der Obrigkeit nicht gehorcht hat. Ich trag auch mein Kreuz selber, wenn ich verantwortungsbewusst ihren Gesetzen nicht gehorche. Es ist jetzt Zeit, darüber nachzudenken.

Posted by Michael Schwegler at 7:31
Edited on: Montag, 24 August, 2020 10:37
Categories: